– Ein Bericht vom Finale des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen –

„Your salad is better than your death“, kommentiert Abraham Lincoln genüsslich schmatzend den gerade eben durch 23 Messerstiche vollzogenen Tod Cäsars, und Jeanne d‘Arc verweist auf die Unglaubwürdigkeit der Mordwaffe – einem Mensamesser. Der geheimnisvolle Zauberer schüttelt den Kopf, winkt den nächsten vor. Lincoln wird von Lenin erschossen. Jeanne d‘Arc zündet sich mit einem Streichholz an, während sie auf Französisch Treue zu ihrem Vaterland bekundet. Lenin ruft auf Russisch den Kommunismus aus.

Kurz darauf präsentieren Deutschland, Spanien, Griechenland und Großbritannien ihre Vorschläge für die optimale Gurke, während im Nebenraum eine internationale Marsmission startet.

Diese und ähnliche Szenen waren auf der Bühne im Tagungszentrum Siebeneichen in Meißen zu sehen, wo das Finale des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen stattfand. Etwa sechzig Schüler und Schülerinnen waren angereist, die Landessieger der 16 Bundesländer, um in der letzten Wettbewerbsrunde ihr Können zu beweisen. In insgesamt vier Prüfungen galt es, seine Sprachkenntnisse in zwei Sprachen auf die Probe zu stellen, teilweise alleine, teilweise im Team.

So bestand eine Aufgabe hauptsächlich darin, verzweifelt nach einer Möglichkeit zu suchen, Meißen und den Meißner Tierpark seriös und zugleich touristisch attraktiv zu präsentieren. Die meisten Teilnehmer hatten hier mehr Probleme mit der Aufgabenstellung als mit den sprachlichen Anforderungen…

Es folgte die wohl mysteriöseste Aufgabenstellung, die mir je in einem Wettbewerb begegnet ist. Knud Seckel, Minnesänger aus Leidenschaft, hielt uns einen Vortrag über Mittelhochdeutsch und sang uns im Anschluss Auszüge aus dem Nibelungenlied vor, begleitet von Harfe und Drehleier. Daraufhin hatten wir eine Stunde Zeit, einen Aufsatz – wieder in unserer Wettbewerbssprache – über die Geschichte der deutschen Sprache, ihre Entwicklung und den Inhalt der Heldensage zu schreiben.

Der nächste Wettbewerbstag begann mit einem Literaturgespräch über eine Lektüre in der zweiten Wettbewerbssprache, die wir bis zum Wettbewerb lesen sollten – was im Vergleich geradezu unspektakulär war, bis auf die Tatsache, dass manche Schüler die falschen Bücher gelesen hatten.

Die letzte Aufgabe war die Teamaufgabe, deren Ergebnisse ich oben bereits erwähnt habe: In Fünfer- und Sechsergruppen sollte ein mehrsprachiges Theaterstück auf die Beine gestellt werden, Thema: „Aufbruch“. Dieser Teil hat mir persönlich am meisten Spaß gemacht, weil dort die sonst vorherrschend eher angespannte Atmosphäre wie weggeblasen war.

Ebenso am Freitag Abend nach der erfolgreichen Aufführung, als wir nach zweieinhalb Tagen zum ersten Mal Freizeit hatten und somit auch Zeit, die anderen Wettbewerbsteilnehmer – neben den Teammitgliedern – kennenzulernen.

Eben diese Freizeit und Zeit mit anderen Teilnehmer hat mir persönlich doch ein bisschen gefehlt. Wir haben immerhin insgesamt über drei Tage zusammen verbracht und ich kenne maximal die Hälfte der anderen beim Namen.

Dennoch war die Teilnahme am Finale eine positive Erfahrung und brachte mir viele neue Erkenntnisse: So kann ich mittlerweile problemlos Vokabeln wie „Mittelhochdeutsch“ und „konsonantische Lautverschiebung“ auf französisch, englisch und spanisch übersetzen und habe zudem meinen Bestand an Memes um russischsprachige Kommunismus-Beiträge erweitert. Generell kann ich allen sprachinteressierten Schülern nur ans Herz legen, ebenfalls am Bundeswettbewerb Fremdsprachen teilzunehmen – ob alleine oder im Team, es lohnt sich!

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