Am Samstag, ausgerüstet mit jeglichen warmen Kleidungsstücken, ging es um halb zehn los. Die Straßburgfahrt, die eine allgemeine Freude und Aufregung bereitet hatte. Aber zuerst hieß es drei Stunden fahren. Doch schon nach den ersten Schritten merkte man – die tausend Schichten, die man sich angeeignet hat, reichten gegen die bittere Kälte nicht aus. Frierend erklärte man uns, die organisatorischen Nöte und auch ein kleines Quiz blieben uns nicht erspart. Aber worauf niemand gefasst war, war die Wäscheklammer. Nanu, was sollen wir mit diesem Gegenstand in Straßburg machen? Sie sollte verschwinden und anstatt ihr sollte eine nette und süße Sache in den Händen gehalten werden. Wo und was sollten wir tauschen?

In den Gassen von Straßburg schlenderten wir umher auf einer Suche nach warmem Essen und Dingen, die einen angemessenen Wert zum Tauschen hätten. Wie sollte ein Tauschgeschäft in jener Großstadt funktionieren, in der man mit Geld alles bezahlt und wem das noch nicht Herausforderung genug war, durfte seine Sätze in Französisch formulieren. Der erste Stand gab uns eine kleine Blume, bei der wir Angst hatten, dass sie abknickt und komplett tauschunähig wurde. Voller Sorgfalt hielten wir sie in unseren Händen und hielten Ausschau nach den nächsten geeigneten Möglichkeiten.

Während wir mehr oder weniger still und frierend durch die Straßen streiften, fragte ich mich, wie sehr das Tauschen noch in unserer Welt präsent ist. Kann man ohne Geld je in dieser Welt überleben? Wie gutmütig sind Menschen um uns einen Gegenstand von mehr Wert zu geben? Bei unserem nächsten Stand hatten wir mehr Glück und bekamen sogar eine kleine bronzene Weihnachtskugel. Allerdings überlegte die Frau noch laut davor, dass sie uns nicht einfach etwas geben könnte, da ihr Chef jenes nicht gutheißen würde. Anscheinend musste alles dokumentiert und aufgeschrieben werden.

Wir kämpften uns in der Menge vor dem Münster voran, wo wir dann in einer Seitenstraße einen überraschend leeren Crepestand fanden, was verwunderlich war, da seine Spezialität vorzüglich schmeckte. Die Wärme durchströmte uns und auch im Form von Dampf entweichte sie in die umliegende Luft.

Nach dieser kleinen Stärkung ging es weiter. Es galt immer noch zu tauschen. Doch langsam entweicht uns die Kraft und der Mut dies weiterzumachen. Noch ein letztes Mal versuchten wir unser Glück bei einem Stand, der zu unserem Erstaunen die bronzene Kugel zu einem kleinen Weihnachtsbaum aus Metall umtauschte. Zwar gaben wir nicht auf, doch die Zeit drängte einerseits und andererseits gehört es sich, wenn man schon im Elsaß war, Flammkuchen zu essen. Geasagt, getan, versammelten wir uns um halb fünf am Platz Kléber. Dort einigten wir uns noch etwa eine Stunde zu bleiben. Früher als geplant reisten wir ab und während der Fahrt sollte jeder vorstellen, was aus seiner Wäscheklammer geworden war. Manche ergatterten nur Werbegeschenke, andere tauschten sich bis zu Büchern hindurch. Anscheinend funktioniert das Tauschen doch noch.

Um kurz vor zehn angekommen, waren wir alle nur noch erschöpft und versuchten so schnell wie möglich ins warme Internatshaus zu verschwinden.

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