Am Freitag, den 11. Oktober, wurde nach vielen Spekulationen rund um die Preisverleihung am 10. Dezember nun endlich verkündet, wer den Friedensnobelpreis in knapp 2 Monaten in den Händen halten darf. Zum 100. Mal wird er dieses Jahr in Oslo verliehen. Von den 301 Nominierten, darunter auch Donald Trump und die Organisation „Reporter ohne Grenzen“, wurde der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed ausgewählt. Lange galt Greta Thunberg als Favoritin für diese außergewöhnliche Ehrung, doch die Jury sah den 43-Jährige Hoffnungsträger Äthiopiens durch seine Verdienste in seinem Heimatsland, sowie dem gesamten afrikanischen Raum, als würdigen Gewinner an.

Seit 2018 ist Ahmed nun Regierungschef von Äthiopien und hat seitdem eine kleine Revolution im Land eingeleitet: Er ließ nicht nur tausende politische Gefangene frei, sondern besetzte auch die Hälfte aller Ministerposten mit Frauen. Weiter setzte er sich intensiv für eine bessere Beziehung zu Eritrea im Grenzkonflikt ein, indem er es schaffte, den 20 Jahre langen Grenzkrieg zu beenden. Für nächstes Jahr kündigte er sogar die ersten freien, demokratischen Wahlen in Äthiopien an. Das alles passierte in einem rasanten Tempo und scheint wie ein kleines Wunder, das, so das Nobelpreiskomitee, der äthiopischen Bevölkerung Hoffnung gibt.

Doch nicht nur positive Stimmen werden in dem Land stark: Putschversuche, Anschläge (auf den Regierungschef) und Gewalt unter ethnischen Gruppen sind immer noch, teilweise sogar stärker als zuvor, Probleme, mit denen der Staat zu kämpfen hat. Die neue demokratische Regierungsform wird vor allem von den vielen verschiedenen ethnischen Gruppen in Äthiopien ausgenutzt, um ihren Hass an der anderen Völkergruppe, oft in Form von Gewalt, deutlich zu machen. Solche Vorfälle schwächen das Land, das sich doch anscheinend auf dem Weg zu einer Demokratie befindet. Die Bildung neuer Parteien, die für eine demokratische Wahl unentbehrlich ist, scheint schwer, da die äthiopische Wahlbehörde weder Erfahrung, noch genügend Personal hat, um eine solche Wahl zu organisieren. Auch Wählerverzeichnisse gibt es so noch gar nicht.

Wird es Ahmed also schaffen, seine Ziele durchzusetzen? Kann er Äthiopien demokratisieren? Immerhin bezweifeln viele, dass bei der momentanen Situation in Äthiopien überhaupt Wahlen stattfinden können. Ist der Nobelpreis also überhaupt verdient?

Letztendlich ist nicht klar, ob die Reise Äthiopiens in eine Demokratie, die sich stabilisiert und von den vergangenen Jahren der Unterdrückungen im Land erholt, oder zurück in ein autoritäres Regierungssystem führt. Was im Moment aber viel mehr zählt, sind die Bemühungen von Ahmed und seiner Regierung: Die Einsicht, das sich etwas ändern muss, und der Wille zur Veränderung.

Aber eine Demokratie kann nicht erzwungen werden, genauso, wie sie auch nicht aus dem bloßen Wille der Regierung entstehen kann. Ahmed und seine Regierung brauchen also vor allem die Unterstützung Bürger. Der Friedensnobelpreis könnte hierbei in gewisser Weise auch eine Motivation für das Land darstellen, der klar macht, wie wichtig es ist, dass sie sich in genau dieser Situation für eine Veränderung stark machen müssen.

Nicht zuletzt braucht Äthiopien dafür auch Unterstützung von anderen Ländern. Die UN zum Beispiel wird den afrikanischen Staat mit 40 Millionen Dollar unterstützen, die eingesetzt werden sollen, um eine legitime demokratische Wahl durchführen zu können. Auch Deutschland steuert bei diesem Projekt finanziell bei, denn schlussendlich ist es für alle Länder von großem Vorteil, wenn sich die Lage in Äthiopien stabilisiert und das Land somit zu einem beispielhaften Vorreiter der Demokratisierung im afrikanischen Horn entwickelt.

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