Was machen neun Schüler an dem Flughafen in Memmingen an einem B-Freitag? Die Antwort ist simpel: eine Woche in Spanien verbringen. Vom höchsten deutschen Flughafen waren wir nach zwei Stunden in Malaga.  Erst als unsere Namen aufgerufen wurde, um in die jeweiligen Gastfamilien zu kommen, realisierte man, jetzt wird es ernst mit dem Verständigen auf Spanisch.

Erstaunlich gut erklärten wir den Spaniern unsere Probleme, natürlich auch mit Händen und Füßen. Aber mit etwas haben wir weniger gerechnet. Natürlich war es für deutsche Temperaturen überdurchschnittlich gutes Wetter, doch in Andalusien lohnt es sich deshalb auch nicht eine Heizung zu haben. Bei einer durchschnittlichen Außentemperatur von 13°C  mit dünnen Fenstern war es nicht gerade das angenehmste, doch mit vielen Decken überlebte man auch diese „Bedrohung“.

Wir bekamen am Samstag eine Rundführung durch Benalmadena (Arroyo de Miel) um neun Uhr. Kein Mensch stand so früh in Spanien auf, so liefen wir durch die ausgestorbenen Straßen der sechzigtausend-Einwohner Stadt. Die ganze Expansion begann mit einem Italiener und einer Spielkartenfabrik, welche nach einigen Jahrzehnten auch Pleite ging. Heute lebt die Stadt vom Tourismus.

Gasse in Benalmadena

Schon am nächsten Morgen, während  wir die extrem schmalen Gehweg im Gänsemarsch entlang liefen, fielen mir ein paar Kleinigkeiten auf. Der Boden war mit eine Art Fliesen ausgelegt, welche aber bei Regen eine große Rutschgefahr darstellten. Vielleicht ist das der Grund, wieso sich das in Deutschland nicht durchgesetzt hatte. Aber die Fliesen tauchten immer wieder auf. Die Straßennamen über trafen um Meilen die langweiligen schwarz-weiß Schildern. Mit einem blauen Rand und kleinen gemalten Bildchen verzierten sie die Hauswände an jeder Ecke.

Man erlebt einen kleinen Farbschock sobald man in Spanien ankommt, vor allem dann, wenn man die eintönigen Häuser eines Neubaugebiets als Nachbarn hat. Überall, auf den Treppen, auf den Häuserwänden, auf dem Gehweg, hatte man die unterschiedlichen Muster in den verschiedensten Farben.

Auch in Granada fand man kleine Verzierungen. Da die Stadt genauso heißt, wie der Granatapfel auf Spanisch, findet man auf manchen Pfosten an den Ampeln diese Frucht. Zu der Ampel gibt es auch ein paar Sätze zu sagen. Erstens ist die Countdown-Funktion extrem praktisch und zweitens kann einen das laufende Männchen bei Grün ziemlich amüsieren. In der Innenstadt durfte aber auch eine süße spanische Spezialität nicht fehlen: Churros con Chocolate. Man muss sie sich wie langes sternenförmiges Gebäck vorstellen, welches in Öl frittiert wird und in eine Tasse dickflüssiger Schokolade getunkt wird.

Generalife in der Alhambra

In der Alhambra blieben einen die kunstvollen und fast schon übertriebenen Schnitzereien in der Decke auch nicht erspart. Viele Fliesen in den unterschiedlichsten Farben klebten an den Wänden, etliche halboffene Räume von Schritt zu Schritt und jedes sah gleich verschieden aus. Allerdings wurden alle muslimischen Symbole nach der Rückeroberung durch christliche ausgetauscht, weshalb am höchsten Punkt der Alcazaba doch ein Kreuz prangt. Immer wieder begleitete uns die Geschichte der zwei verschiedenen Fronten dieses Ortes und lauerte an jeder Ecke. In der Innenstadt von Granada befindet sich eine große Statur von Cristoph Columbus und der Königin Isabel, letztere war auch an der Sache um Alhambra beteiligt.

Am nächsten Tag stand vormittags die Schule an. In einem kleinen Raum standen wir vor dem Problem alles auf Spanisch  zu erklären, egal, ob es nun um unsere Schule handelt oder grammatikalische Feinheiten. Schnell merkte man, welche Wörter entscheidend waren, was man konnte und vor allem, wo seine sprachlichen Schwächen lagen. In diesen Stunden, vormittags, von Montag bis Donnerstag, entstanden Werbungen, Geschichten, Übersetzungen verschiedener spanischer Lieder. Es fielen Wörter über die spanischen Feste und über das deutsche alltägliche Schulleben. Natürlich entstanden Verwirrungen und Fehler, welche das ganze nochmal angenehmer machten.

An den Nachmittagen besuchten wir schließlich auch Malaga. Besonders beeindruckte mich die große Kathedrale mit einer interessanten Architektur. Viele kleine Kapellen umgaben die Mitte in der meiner Meinung nach der Chor sehr weit vorne stand und nur einen kleinen Raum vor dem Altar ließ. Aufgrund der Fastenzeit wurden manche Bilder mit Tüchern abgedeckt, aber man konnte dennoch die imposanten Figuren, die auf einem goldenen Gestell bis an die Decken reihten.

Am nächsten Tag war eine kleine Rundreise in die Umgebung geplant. Dazu muss man wissen, dass Benalmadena aus drei Teilen besteht aus Benalmadena Costa, Arroyo de la Miel und Benalmadena Pueblo. Letzteres befindet sich oben auf dem Berg. Wie eine kleines sympathisches Mittelmeerdorf kann man sich dies Vorstellen, kleine Häuser, bei denen man sich wundert, wie man überhaupt rein passt mit vielen Gassen und Abzweigungen, wo gerade noch so ein Auto hindurch passt. Aber unter anderem findet man auch welche mit bunten Muscheln verzierten Wänden, was den Blick doch aufhalten lässt. Überwiegend aber dominierten die Farben weiß und blau, welches sich mit dem Grün der Bäume vermischte.

Auf der Weiterfahrt stoppt der Bus plötzlich neben einem buddhistischen Tempel. Doch die Verwunderung verflog im selben Moment, als man die einzigartige Aussicht erblickte. Wenn man sich genau anstrengte , er blickte man im Nebel einige Umrisse von Bergen von Afrika. Es mag vielleicht nicht so impressiv für jeder Mann sein, doch bedenke man, nicht jeden Tag hat man die Möglichkeit die Aussicht auf das Meer und im Hintergrund Erhebungen eines anderen Kontinents zu genießen. Leider war der Tempel geschlossen, doch auch vielleicht seine Größe, den man entlang der kompletten Küste sehen konnte, reichte für manche aus.

Tempel in der Nähe von Mijas

Nach einem kurzen Aufenthalt ging es schließlich in die kleine Stadt namens Mijas. Es weist gewisse Ähnlichkeiten mit dem vorherigen Dorf auf, nur das es eine ovale Stierkampfarena besitzt. Die Form ist auch das besondere an jener Arena, denn normalerweise sind diese rund. Hier besuchten wir noch ein Museum in dem sich alles mögliche befand, von Oliven pressen bis hin zum Haus eines Mannes, der sich, ähnlich wie Anne Frank hinter einem kleinen Schrank versteckte, obwohl man ihn suchte. Lustig wurde es erst, als die Frau, welche dort weiterhin öffentlich lebte, schwanger wurde und sich viele fragten woher das Baby nun komme, wenn der Mann gar nicht existiere. Als wir das Gebäude verließen überraschte uns der Regen und wir flüchteten in kleineren Gruppen zu verschiedenen Souvenirläden. Schließlich fanden wir doch noch eine kleine Galerie, nach dem uns die gleichen Gegenstände nur mit den Aufdrucken variiert haben auf den Keks ging. Zum unseren erstaunen gefielen uns die Bilder der örtlichen  Künstler. Zum Schluss genossen wir nochmals die Aussicht bevor wir den Auflug beendeten.

Die Nachmittage von Mittwoch und Donnerstag wurden als tarde libre (freier Nachmittag) angekündigt. Frei bewegten wir uns daher in Benalmadena. Zuerst besuchten wir den Park und anschließend bewegten wir uns in Richtung Strand, wo wir dann den Rest der freien Stunden genossen. Eine große Palette von Blau-tönen wurde einem präsentiert, je nachdem wohin man schaute. Das Rauschen der Wellen ergänzte das ganze Bild in dem die Schaumkronen an den Steinen ein paar Überreste ließen. Leider war das Wasser zu kalt um zu schwimmen, den noch hielt es niemanden auf die Schuhe aus zu ziehen und Steine hüpfen zu lassen. Natürlich nur solange keine Möwe ihre Flügeln über der Wasseroberfläche ausgebreitet hatte und sich gleiten ließ. Nur die Motorgeräusche und die Uhrzeit riss uns aus dieser kleinen Traumwelt. Obwohl, dank Frau Wagners Großzügigkeit spendierte sie jedem von uns ein Eis holte, welches ruhig als Konkurrenz dienen kann.

Am letzten Tag ging es dann ans Packen. Mit einer kleinen Geste, in Form von einer Rose, bedankten wir uns bei den Gasteltern für die unterschiedlichen spanischen Gerichte und deren Mühe sich um uns zu kümmern. Paella, Tortilla española und auch Erdbeeren bekamen wir auf den Tisch gestellt. Zum letzten Mal liefen wir an diesem Tag in den Straßen von der spanischen Stadt um noch schnell ein paar Postkarten zu verschicken und noch wenige Süßigkeiten für die anstehende Reise zu besorgen. Vielleicht sind die letzten Stunden am Flughafen die größte Qual für jeden. Der Minutenzeiger bewegt sich nach vorne. Man kann im Prinzip nichts mehr tun, bis auf Warten und dann wartet man nur noch darauf endlich nach Hause zu kommen. So spielten wir die Reise hindurch alle möglichen Spiele, die man auf den Handy hatte und mit einem Blatt und zwei Stiften möglich waren. Gegen neun Uhr abends kamen wir am Internat an und kämpften uns gegen die unerwartete Kälte bis in unsere Zimmer vor.

Abschließend war das ganze sehr ungewöhnlich, aber dadurch bleibt es doch einem besser in Erinnerung und die paar Lieder, welche wir unter dieser einen Woche gehört haben, werden ab jetzt immer mit diesem Aufenhalt verbunden werden…

(Auszüge aus einem flüchtiggeschriebenen Tagebuch, gemischt mit Erinnerungen, falls etwas fehlt oder jemand etwas anders erlebt hat, so bitte ich um Verzeihung, das waren meine Eindrücke)

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