© NASA/JPL-Caltech

Laut der Internationalen Astronomischen Vereinigung (IAU) sind Planeten jene Himmelskörper, die a) einen oder mehrere Sterne umkreisen, b) soviel Masse besitzen, dass sie eine annährend runde Form aufweisen und c) ihre Umlaufbahn „dominieren“, sprich von anderen Himmelskörpern freihalten. Doch es gibt einen Knackpunkt: Tief draußen im All existieren Planeten, die sich nicht im Orbit um einen Stern befinden. Im Folgenden soll es darum gehen, wie vagabundierende Planeten zu ihrem Schicksal kommen und wie Astronomen diese besonderen Objekte finden können.

Das wahrscheinlichste Szenario lässt sich mit einem konventionellen astronomischen Prozess begründen: der Entstehung von Planetensystemen. Alles beginnt mit einer Scheibe aus Gas und Staub, die sich um sich selbst dreht. Währenddessen kommt es durch Dichteschwankungen zu sogenannten Fluktuationen. Dies bedeutet, dass sich an manchen Stellen mehr Masse sammelt als an anderen, unter anderem im Zentrum der Scheibe. Nach einiger Zeit entsteht so in der Mitte der Staubscheibe ein Protostern, welcher von Protoplaneten umkreist wird. Nun ist es so, dass die Entstehung von Planetensystemen nicht reibungslos abläuft. Es kann beispielsweise dazu kommen, dass ein fremder Stern das System passiert. Durch die große Gravitationskraft des vorbeifliegenden Sterns werden die Umlaufbahnen der Protoplaneten beeinflusst – im Zweifelsfall so stark, dass ein Protoplanet aus seinem System hinausgeschleudert wird und in den Weiten des Alls verschwindet. Er ist von nun an heimatlos.

Das Dasein eines solchen Planeten ist ziemlich trist. Leben auf einem freifliegenden Planeten ist angesichts der äußeren Bedingungen extrem unwahrscheinlich. Fernab vom Licht einer Muttersonne kühlt der Planet nach einiger Zeit aus. Was bleibt, ist ein kaltes, rundes Etwas, das einsam durch das Universum treibt, bis es möglicherweise eines Tages von der Schwerkraft eines anderen Systems wieder eingefangen wird. Wie also findet man vagabundierende Planeten, wenn sie weder ausreichend Licht reflektieren, noch signifikant Wärmestrahlung aussenden?

Forscher machen sich dabei ein Phänomen zunutze, welches vor über hundert Jahren von einem gewissen Albert Einstein postuliert wurde: der Gravitationslinseneffekt. Fliegt der Planet von der Erde aus gesehen genau vor einem Stern vorbei, wird durch dessen Schwerkraft das Licht des Sterns gebündelt und somit verstärkt – ganz wie bei einer Linse. Laut Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie geschieht dies, da Masse den Raum, bzw. die Raumzeit, krümmt. Diesen Effekt kann man mit Teleskopen messen. Dann ist allerdings noch lange nicht geklärt, ob es sich dabei wirklich um einen freifliegenden Planeten handelt, oder um eine andere Art von Himmelskörper, wie z.B. einen Braunen Zwerg. Daher gibt es aktuell erst zwei wissenschaftlich bestätigte Nomadenplaneten. Es gibt aber jede Menge weitere Kandidaten, deren Bestätigung zwar noch aussteht, die aber höchstwahrscheinlich die Liste uns bekannter vagabundierender Planeten erweitern werden. Hochrechnungen zufolge soll es allein in unserer Galaxie, der Milchstraße, mindestens mehrere hundert Milliarden dieser Objekte geben.

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