Liebe farbfleck-Leser,
Der literarische Adventskalender findet in diesem Werk sein Finale: Die ganze Redaktion präsentiert die Weihnachtsgeschichte – nur nicht ganz so traditionell. Jedes Mitglied der Redaktion erzählt die Geschichte in ihrem eigenen Stil weiter.
Viel Spaß und schöne Weihnachten!
So kam auch Joseph mit seiner besseren Hälfte Maria, deren Gestation fortschreitend war, dem Gebot der Schätzung nach. Aus dem Bezirk der Heiden, 32° 42′ 13″ N, 35° 17′ 48″ E, in das Westjordanland, 31° 42′ 11″ N, 35° 11′ 44″ E, zur Stadt, deren Name von Grundnahrungsmitteln abgeleitet wird, Geburtsstadt Davids, welcher aus direkter Linie Teil des biologischen Ursprungs Josephs darstellte, verlief ihr Weg. ~Veronika Bram
Schließlich kam die Zeit. Sie gebar ihren Sohn an diesem Ort und wickelte ihn in Windeln. Er ruhte in einer Krippe, der einzig freie Ort dieser Herberge. ~Emma Doynova
Wer war dort noch, als die Sonne fuhr in ihren Hafen?
Es waren Hirten mit ihren Schafen.
Die Haus-Mufflons grasten gemütlich am Hang,
doch ihre Ruhe wärte nicht lang.
Denn zu ihnen traten die Engel des HERRN,
ob Jesus, ob Gottes, oder Schachners, das wüssten wir gern.
So strahlte religiös-physikalische Erleuchtung um sie,
und versetzte sie in Schockstarre, in jeder Kategorie.
FYI: Ich muss euch warnen: Wenn ihr eine tiefgreifende, emotionale Geschichte voller unerwarteter Wendungen lesen wollt, dann geht eine Seite zurück und sucht einen anderen Artikel. Denn eins muss euch klar sein, ein Happy End könnt ihr hier nicht erwarten. Diese Geschichte ist schlussendlich voller Trübsal und eine Offenbarung der tiefen menschlichen Angst vor dem Unbekannten. Ihr wollt wirklich weiterlesen? Nun gut, auf eure Verantwortung:
Der Engel nun also sprach zu ihnen. Das an für sich war bereits eine recht bemerkenswerte Entwicklung – Das Wort Engel findet sich in ähnlicher Form sowohl im Lateinischen, Griechische, Gotischen wie auch im Hebräischen und bedeutet soviel wie „Abgesandter“. Aber obwohl die Figur des Engels in allen abrahamitischen Religionen aufgegriffen wird, ist seine tatsächliche Manifestierung Thematik verschiedenster Interpretationen. Unter Einbeziehung des Auftauchens einer für zahlreiche Religionen bedeutender immateriellen Existenz erscheint dessen Äußerung „Fürchtet euch nicht!“ zwar berechtigt, aber unterschwellig ironisch, was soviel wie unerwartet und widersprüchlich bedeutet.
Vielleicht in der Erkenntnis der mangelnden Überzeugungskraft seiner Aussage fuhr der Engel fort: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;“ Wenn ihr nun etwas irritiert seid, ihr seid es zu Recht. Ich sollte wohl etwas erklären: Der kurzfristige Wechsel zum Imperativ Singular lässt sich noch als stilistischer Kunstgriff erklären. Dem gebildeten Leser ist allerdings sicher auch aufgefallen, dass die subjektive Empfindung von Freude hier pauschal auf ein nicht weiter definiertes Volk zutreffen soll. Hier sollte angemerkt werden, dass dem die damals weit verbreitete Vorstellung einer einzigen wahren Religion und deren uneingeschränkten Gültigkeit zugrunde liegt. Wer entweder diese Annahme oder auch nur das universelle Bewusstsein über eine solche anzweifelt, dem sei gesagt: Ich hatte ihn gewarnt. Diese Geschichte nimmt kein gutes Ende.
Für den Engel jedenfalls stellte diese Freude die Geburt des Heilands, auch Christus oder der „HERR“, dar. Ja, chronologische Abläufe sind eine verzwickte Sache, auch für übernatürliche Wesen, ist diese Freude nun ja bereits teilweise widerfahren und kein reiner Gegenstand der Zukunft wie noch im letzten Satz der Verkündung.
Zumindest eines jedoch sollte der Engel den Hirten tatsächlich erklären: Eben jenes Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend sollte dieser Heiland sein. Der menschgewordene Gott, Erretter der Welt, Versöhner der Menschen – ganz schön hohe Erwartungen an einen wenige Stunden alten Säugling, findet ihr nicht? Aber was weiß ich schon über frühkindliche Erziehung unter allmächtigen und unvorstellbaren Mächten. ~Anika Corban
Und zu dem Engel gesellten sich andere Engel, und sie sangen und lobten Gott und wünschten den Menschen Frieden.
Und dann kam Trump. ~Charlotte Reuter
Weil die Engel den fragenden Augen der Hirten in den nachtschwarzen Himmel entschwebt waren wie göttliche Stubenfliegen, trat eine gedankengeplagte Stille auf. Schließlich hob einer der Hirten das schwere Tuch der Ruhe an, das sie umschloss, und sprach diese ehrwürdigen Worte:
„Leute… lasst uns doch einfach selber hingehen und gucken!“
Gemurmel rollte auf. Menschen tuschelten. Einer der enthusiastischeren Hirten rief: „Lasst uns gehen gen Bethlehem!“, und die begeisterungsfähige Menge schloss sich ihm an. Daher ließen sie ihre ahnungslosen Schafe im hohen Gras zurück und wanderten, so schnell ihre Beine sie trugen, nach Bethlehem, in einen kleinen Stall – so klein, dass sich eine regelrechte Schlange vor der Tür bildete, weil nicht alle gleichzeitig dessen Inneres inspizieren konnten – mit einer kleinen Krippe, an der zwei Eltern, kleine Menschen, standen, und strahlend absolut Großes darin betrachteten. ~Julia König
Aufgeregt und voller Freude hatten die Hirten jene Nachricht der Nacht empfangen. Sie lächelten tief in sich hinein und redeten, wie kleine Kinder, die gerade das Wunder ihres Lebens erlebt hatten. Denn eigentlich passierte genau dies. Der Engel stand da und schaute nachdenklich in die Ferne. Das Kind brauchte einen Namen, doch welcher wäre würdig genug? Er stand dort, wartend auf eine Antwort, damit er sie verkünden könnte. Tatsächlich, Jesus, wie passend. ~Eszter Horvarth
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