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Die Welt da draußen

Die Vorhersagen von “Hui Buh”

Ein Plädoyer für mehr wirtschaftliche Zuversichtmoney money money

von Lukas Hornung 

Vor wenigen Tagen erregte ein Beitrag des Vortragsabends am LGH Aufsehen, der nicht nur von rassistischen und verschwörungstheoretischen Aussagen geprägt war, wie Lea es treffend in ihrem Artikel beschreibt, sondern der auch Deutschlands wirtschaftliche Zukunft in einem düsteren Bild malte.

Die Rede war dabei, von “großen Aufständen” die wir bei uns erleben würden, sowie von einem drastischen Rückgang der wirtschaftlichen Entwicklung. Untermauern konnte der Vortragende, a.k.a. “Hui-Buh”, seine steilen Thesen dabei nicht. Eine solche Sicht auf die Zukunft ist dabei meiner Meinung nach nicht nur unbegründet, nein, sie ist reine Schwarzmalerei.

Denn Deutschland befindet sich, wie kaum ein anderes Land, in einer momentan sehr guten wirtschaftlichen Lage, die auch für die Zukunft hoffen lässt. So lassen etwa die bei uns sehr starken Unternehmen der Chemie-, Pharma-  und Stahlindustrie gerade die Korken knallen – durch den gesunkenen Ölpreis profitieren sie nämlich direkt. Doch ebenfalls in den anderen auf Export fokussierten Wirtschaftszweigen ist die Stimmung wieder sehr gut – die massive Abwertung des Euros stärkt sie ungemein.

In gleicher Weise unterstützt die Politik der Europäischen Zentralbank das aufkeimende Wachstum. Mario Draghi verkündete, wie von vielen erwartet, vor wenigen Tagen ein Programm der massiven Ankäufe von Staatsanleihen, im Rahmen von rund 60 Milliarden Euro pro Monat. Damit schließt man sich der erfolgreichen Politik der Fed. an, die unter anderem maßgeblich war für Amerikas nun erstarkte Konjunktur. Die EZB kommt damit aber auch ihrem wichtigsten Auftrag nach: sie hält die Preisentwicklung stabil und treibt die Inflation damit von momentanen 0,6 % wieder auf ein optimales Niveau bei knapp unter 2%. Die deutsche Wirtschaft frohlockt dabei, der ZEW-Konjunkturindex stieg im Januar 2015, allein aufgrund der Erwartung dieser Maßnahmen, von 13,5 auf 48,4 (!) Punkte in die Höhe.

Unser bereits genannter Redner erwähnte ebenso mehrmals China und die “abzockenden Chinesen” in seinen Ausschweifungen. Doch auch die chinesische Politik kann der deutschen Wirtschaft Mut machen. Hier schlägt sich immer mehr die eingeschlagene Strategie der Stärkung des Binnenmarktes in den Zahlen nieder. Die dortige Wirtschaft ist im vergangenen Jahr so “nur noch” um 7,4% gewachsen, der Trend geht weiterhin nach unten. Ebenso büßten ihre Exporte an Menge ein, 6,4 Prozent  sind diese im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Am Wichtigsten für Deutschland ist aber die enorme Steigerung der Nachfrage, entstanden durch das ehrgeizige Ziel, das Chinesische Pro-Kopf-Einkommen bis 2015 zu verdoppeln.  Davon profitieren die deutschen Unternehmen, denn schon heute sind hochwertige Waren “Made in Germany” dort sehr gefragt. Audi und der Küchengerätehersteller WMF  beispielsweise können ein Liedchen davon singen.

Und nun erschrecken Sie bitte nicht, liebe Leser, für die deutsche Wirtschaft hat auch ein anderes Projekt viel Gutes zu bieten: Der Teufel hat einen Namen, er lautet: “Transatlantic Trade and Investment Partnership”, kurz TTIP. Denn bei aller Kritikwürdigkeit des Abkommens, es hat auch sehr gute Aspekte. Die Frage, ob man lieber salmonellenverseuchtes und mit Antibiotika vollgestopftes “gutes deutsches Huhn”, oder eines dieser gefährlichen, amerikanischen “Chlorhühnchen” (wer weiß ob die einen auch abhören!!) essen will, sei dabei einmal dahingestellt. Die neuen Richtlinien, mit denen Standards in der Industrie angepasst werden sollen, begünstigen nämlich vor allem den deutschen Mittelstand, der damit seine Produkte für den amerikanischen Markt weitaus günstiger anbieten kann. In der Maschinenbauindustrie geht man davon aus, dass man rund 18% der Kosten einsparen kann – ermöglicht durch die Vereinheitlichung der Standards in TTIP. Da geht jedem baden-württembergischen Bürgermeister doch das Herz auf, wenn er an die Mehreinnahmen aus der Gewerbesteuer denkt.

Man empörte sich beim Vortragsabend auch vor allem über die Aussagen, dass “Hui-Buh” keine Chinesen auf sein Firmengelände lassen würde. Genau diese Statements mit deutlich erkennbar fremdenfeindlichen Inhalt, stellen eine Gefahr für Deutschlands Zukunft dar. Denn wie kein anderes Land sind wir auf Zuwanderung angewiesen, nur so kann der demografische Wandel ausgeglichen werden. In Städten wie Berlin ist hingegen Willkommenskultur schon Realität, wie erst kürzlich die Washington Post berichtete. Ja, auch die Förderung von jungen Menschen in Deutschland muss sich dringend verbessern, was einer der wenigen Punkte ist, in denen ich dem Vortragenden zustimmen kann – aber ohne Zuwanderung wird es in Zukunft nicht gehen.

Viele wirtschaftspolitische Entwicklungen stimmen zuversichtlich für die Zukunft, auf diesen darf sich die deutsche Politik nun nicht ausruhen. Schwarzmalerei oder das Schwadronieren über Deutschlands Entwicklung zur sozialistischen Diktatur sind aber nicht angebracht.

Bildquelle: pixabay.com

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Quelle: derfarbfleck
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Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 26. January 2015
Kategorie: Die Welt da draußen

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