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Die Welt da draußen

Mehr Bildung wagen – Ein Plädoyer

Im folgenden Artikel kommentiert Lukas Hornung den am 16. Oktober erschienenen Artikel “Schulen im Vergleich” von Amy Ritter. Die zwei dargestellten Thesen sind die subjektiven Meinungen der Autoren.

Baden-Württemberg steht, wie zu erwarten, mal wieder an der Spitze im deutschlandweiten Vergleich der Grundschulen, ein Erfolg der bis vor kurzem regierenden schwarz-gelben Regierungskoalition im „Ländle“.  Getestet wurden die rund 27.000 Viertklässler in Mathematik, Orthografie und Lesen. Weiteren Bezug auf die Einzelheiten der Studie möchte ich nun nicht nehmen, diese wurden schon treffend von Amy Ritter in ihrem Artikel „Schulen im Vergleich“ erläutert. Ich empfehle, diesen Artikel zu lesen, da dadurch mein Kommentar leichter zu verstehen ist.

Kommen wir nun aber zu den Schlussfolgerungen aus dieser Studie:

Amy bringt das Zitat der Landesvorsitzenden für „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“, Doro Moritz, an: „Da rächt sich jetzt, dass Baden-Württemberg seit langem nicht in die Grundschulen investiert“. Die anscheinend nicht sichtbare Rache wird im Artikel „Schulen im Vergleich“ hinterfragt.

Doch ist die Rache sehr gut sichtbar. Nur weil dieses Bundesland an der Spitze in Deutschland steht, heißt das noch lange nicht, dass wir eine erfolgreiche Bildungspolitik haben. Im Vergleich zu den restlichen Bundesländern steht Baden-Württemberg zwar gut da, im internationalen Vergleich geht Deutschland und damit auch das sogenannte „Bildungsmusterland“, aber bei jedem PISA-Test unter.

Ganztagsschulen, Integration von Schülern mit Migrationshintergrund: Das alles sind Baustellen, die auf keinen Fall in den Hintergrund rücken dürfen. Hochbegabte werden schon seit langer Zeit sehr gut gefördert, sei es durch Hochbegabtenzüge an normalen Gymnasien oder, als bestes Beispiel: Durch das LGH. Wenn wir es verpassen, Migranten ausreichend zu fördern, werden uns diese Probleme schnell einholen, denn hier darf man nicht nur im kleinen Rahmen denken. Wir brauchen gut (aus)gebildete junge Leute an den Arbeitsmärkten, der Fachkräftemangel ist schon jetzt spürbar. Es ist also unabdinglich, Schüler mit Migrationshintergrund, die mittlerweile einen sehr hohen Prozentanteil an der Gesamtschülerzahl haben, zu fördern.

Die Ganztagsschule mit dem Argument „Kinder brauchen ihre Eltern“ in Frage zu stellen, halte ich für zu kurz gedacht. Denn die Idee der Ganztagsschule stammt ja erst daher, dass viele Eltern nicht mehr genug Zeit für ihre Kinder haben. Es gibt heutzutage nicht mehr die klassische Rollenverteilung, dass der Vater arbeitet und die Mutter den Haushalt macht, diese haben wir schon vor einigen Jahren abgelegt. Deswegen ist es wichtig, dass Kinder in der Schule eine ganztägige Betreuung erhalten und dort ein warmes und gesundes Essen bekommen. Etwas was nicht mehr selbstverständlich ist. Durch die Ganztagsschule erhält der Staat die Chance hier einzugreifen. Mit gesundem Essen kann späterer Fettleibigkeit oder anderen gesundheitlichen Folgen vorgebeugt werden, im Endeffekt profitieren davon alle, vor allem der Steuerzahler.

Nach dem Motto „Jeder Euro der in Bildung investiert ist, zahlt sich später doppelt wieder aus“ möchte ich für den Ausbau der Ganztagsschulen und der Migrantenförderung plädieren.

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 14. November 2012
Kategorie: Die Welt da draußen

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Ein Kommentar zu “Mehr Bildung wagen – Ein Plädoyer”

  1. Nun, selten hat ein Faktencheck diesen Namen verdient – diese Replik, die ja wiederum kommentatorisch angedacht erscheint, ist allerdings auch sehr fehlerbehaftet.
    Baden-Württemberg hat jedes Jahr hohe Investitionen in Bildung, gerade im frühkindlichen Bereich, viel investiert. Der Bedarf, den die GEW rügt, ist marginal. Auf http://www.gew-bw.de/Binaries/Binary22872/Gut_angelegt_Geld_f%C3%BCr_Bildung_3.pdf gibt es eine detaillierte Aufstellung.
    Die Positionen Inklusion, Verstärkung individuelle Förderung, die Aufstockung der Vertretungsreserve auf 5 Prozent und eine weitere Senkung des Klassenteilers sowie die Einstellung von mehr Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen kosten, im Bereich der Grundschulen, etwas mehr als 150 Mio. € (und das einmalig, nicht jährlich). Die Auswirkungen wären allerdings wohl kaum mehr als eine Erleichterung für die Lehrkräfte.

    Jede internationale Berangfolgung von Staaten birgt Tücken, da immer bestimmte Kriterien ausgespart werden müssen, um ein eindeutiges Ergebnis zu erhalten. Der Human Development Index (HDI) beschreibt beispielsweise nicht in erster Linie den Entwicklungsstand des Landes, sondern in weit das Land skandinavisch ist. Bei PISA liegt ein Schwerpunkt auf der Lesekompetenz, wo die Deutschen regelmäßig nicht gut sind. Im Bereich Naturwissenschaften erreicht die Nation aber den Platz 9, in Mathe 10. Zudem ist seit dem Jahre 2000 eine stetige Verbesserung zu beobachten – auch bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund.

    Die Hochbegabtenförderung ist ein ganz neues Gebiet. Der Aufbau von Eliten war nach dem WW2 lange verpönt. Die dazu getätigten Behauptungen sind also schlicht falsch.

    Die Ganztagsschule, die den schlechten Kindern hilft, gibt es nur im gegliederten Schulsystem, aber das schafft die Grün-Rote Landesregierung gerade ab: es steht nun jedem frei, welche Schulform er besuchen möchte, demnächst werden die Lehrpläne für die Klassen 5-9 bzw. 10 in allen Schulformen vereinheitlicht. Den Starken nimmt man mit der verpflichtenden Ganztagsschule die Freiheit. Aber eine freiwillige würde bestimmt nicht von den Leistungsschwächeren wahrgenommen.

    Manche muss man eben zu ihrem Glück zwingen, aber eben nicht alle.

    (Achtung: Ich stimme dem anderen Artikel keinesfalls zu!)

    Geposted von Die Ente | November 14, 2012, 22:45 | Antworten

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