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Die Welt da draußen

Schulen im Vergleich

von Amy Ritter

PISA, IGLU und TIMSS: Studien, die zum internationalen Vergleich der Bildungsstandards dienen. Jetzt will man auch innerhalb Deutschlands die einzelnen Bundesländer vergleichen. Damit hat sich das „Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen”, kurz IQB, mit der Direktorin Petra Stanat und Hans Anand Pant als Studienleiter befasst. Nun liegen die Ergebnisse der 2011 durchgeführten Studie vor. Rund 27000 Viertklässler an mehr als 1300 Grund- und Förderschulen Deutschlands wurden in den Kategorien Lesen, Mathematik und Orthografie getestet. Die Testaufgaben wurden aus den von den Kultusministern verabredeten deutschen Bildungsstandards entwickelt und beschreiben, was die Schüler am Ende der jeweiligen Jahrgangsstufe können sollen. Die Studie sollte unter anderem einheitliche Leistungen in allen Bundesländern sicherstellen und zeigen, an welchen Stellen das Bildungswesen verbessert werden kann und muss. Die Ergebnisse der Studie wurden am Freitag den 5. Oktober vom Kultusministerium vorgestellt.

Der Vergleich der Bundesländer zeigt, dass die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg ganz hinten liegen und hauptsächlich die südlichen Länder Deutschlands, Bayern und Baden-Württemberg, sowie Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt die besten Testergebnisse hatten. Außerdem beweist die Studie, dass die Herkunft der Kinder stark mit deren Kompetenzen verknüpft ist und auch, dass Mädchen im Durchschnitt den Jungen im Lesen und Schreiben weit voraus sind, die Jungen dagegen in der Mathematik einen kleinen Vorsprung haben. Eigentlich waren die Ergebnisse insgesamt ziemlich zufriedenstellend. Eine andere Studie zum Beispiel zeigte, dass es mehr Studenten und weniger Schulabbrecher gibt. Doch trotz der guten Ergebnisse und trotz der Nachricht, dass Baden-Württemberg zu denen gehört, die ganz vorne mitspielen, wird Kritik geübt. Zum Beispiel von Doro Moritz, der Landesvorsitzenden der „Gewerkschaft Erziehung und Wirtschaft“. So ihre Aussage: „Da rächt sich jetzt, dass Baden-Württemberg seit langem nicht in die Grundschulen investiert.“ Die Studie beweise unter anderem den Bedarf von Ganztagsschulen. Aber wo ist hier die Rache? Sind wir nicht unter den ersten Fünf ganz Deutschlands? Außerdem zeigt die Studie, dass Migranten und Kinder mit schlechteren Noten mehr gefördert werden müssen, um im Vergleich mit anderen Bundesländern besser abzuschneiden. Aber warum redet niemand darüber, die zu fördern, die gut sind? Warum will jeder die Kinder in den Fächern fördern, in denen sie schlecht sind? Warum nicht ihre Stärken ausbauen?

Und beweisen nicht gerade Baden-Württembergs und Bayerns Rolle in dieser Studie, dass es für die Leistungen der Kinder besser ist, in Haupt-, Realschule und Gymnasium aufgeteilt zu werden? Gerade diese beiden Länder, die mit dem Ausbau der Gesamtschulen hinterherhinken, spielen doch ganz vorne mit.

Die Gesamtschulen sollen die Kinder fördern, die das brauchen. Der Grundgedanke ist gut und richtig. Aber was ist mit den Kindern, die das nicht brauchen? Inzwischen ist es bewiesen, dass für die Entwicklung kleiner Kinder gerade die Eltern wichtig sind. Und wenn die Kinder den ganzen Tag in der Schule verbringen, wo bleibt da der Kontakt zu den Eltern? Kein noch so gut ausgebildeter Lehrer oder Pädagoge kann die Eltern ersetzen, es fehlt die emotionale Bindung und auch die Zeit. Ein Lehrer, der für zwanzig Kinder gleichzeitig zuständig ist, hat diese Möglichkeiten nicht.

Die Studie ist sehr umfassend: Interessant wird jetzt, was daraus gefolgert wird. Die Studie bringt viel, wenn man sie richtig verarbeitet. Aber wenn falsche Schlüsse gezogen werden, kann das auch viel Schaden bringen.

Bild: von Stefan-Xp (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

 

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 16. October 2012
Kategorie: Die Welt da draußen

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5 Kommentare zu “Schulen im Vergleich”

  1. Es ist schwachsinn die Argumente für eine Gesamt/Ganztagsschule (die in diesem Artikel stark miteinander verwechselt werden ! Eine Gesamtschule muss niemals mit einer Ganztagesschule einhergehen) mit dem Argument “Kinder brauchen Eltern”, sprichwörtlich “totzureden”. Die Idee der Ganztagesschulen stammt daher, dass die meisten Eltern, wegen der beruflichen Belastung keine Zeit für ihre Kinder haben und diese deswegen durch die Schule betreut werden sollen. Das Beispiel Frankreich beweist den Erfolg von Ganztagsschulen. Dort gibt es nur diese und das schon seit langer Zeit.

    Geposted von Lukas | October 16, 2012, 20:16 | Antworten
  2. Ich stimme Lukas da voll und ganz zu. Außerdem stellt sich doch schwer die Frage ob es sinnvoll ist die Kinder in dem Themenbereich in dem sie gut sind extrem zu fördern und den Rest zu vernachlässigen. Gerade Grundschüler brauchen all ihren Schulstoff für später, außerdem gehört ein bisschen Allgemeinbildung und die Fähigkeit, z.B. die Deutsche Sprache und Rechtschreibung korrekt zu beherrschen einfach dazu. Es natürlich sinnvoll diejenigen zu fördern, die gut sind, aber deswegen sollte man diejenigen, die weniger gut sind deswegen außen vor lassen? Das würde in langer Hinsicht nur zu einer übergroßen Menge an ungebildeten, und schlichtweg dummen Kindern führen.
    Was mich außerdem interessieren würde: was genau hat das investieren in Grundschulen mit dem Bedarf an Ganztags/Gesamtschulen zu tun? Und sollte es wirklich unser wichtigstes Ziel sein besser abzuschneiden als die anderen Bundesländer?
    Achso und apropos Ganztagsschulen: Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass du in dem vorletzten Abschnitt über Ganztagsschulen redest, sonst würde er überhaupt keinen Sinn ergeben. Da du vorher von den weiterführenden Schulen geredet hast und keine Ãœberleitung etc. gebracht gehe ich des weigern davon aus dass du es in diesem Absatz immernoch tust. Allerdings zählen meiner Meinung nach auch 5.Klässer schon nicht mehr unter “kleine Kinder”.
    Des weiteren: Wo siehst du den direkten Zusammenhang zwischen Grundschülern und Studenten.
    Und zum 3./4. Absatz: In der Grundschule werden die Kinder eben NICHT in 3 Gruppen aufgeteilt,
    insofern hat das Ergebnis dieser Studie doch irgendwie nichts mit dem Sinn von Gesamtschulen zu tun.
    Interessant finde ich übrigens auch die Wahl deiner Überschrift aber das sei mal so dahingestellt.
    Und noch eine abschließende Bemerkung: Würde es wirklich großen Schaden anrichten, wenn MIgranten mehr gefördert werden?

    Geposted von Niko | October 17, 2012, 21:17 | Antworten
  3. @Lukas

    Ich glaube übrigens auch kaum, dass Kinder Eltern brauchen. Sie brauchen eher das Gefühl geachtet und gemocht zu werden und das kann ein guter Lehrer auch bewerkstelligen. Was aber wichtiger ist, Kids brauchen Autoritäten, zu denen sie aufschauen können.

    Geposted von Stipo | October 20, 2012, 14:11 | Antworten
  4. Naja, ich würde nicht sagen, dass Kinder brauchen keine Eltern ;). Deine Argumentation kann ich aber nachvollziehen :)

    Geposted von Lukas | October 26, 2012, 00:47 | Antworten
  5. Ich finde, dass Amy es zwar ein bisschen chaotisch überbracht hat, doch der Aussage Ihres Artikels kann ich nur zustimmen, und zwar, dass viele Bundesländer sich ein Beispiel an den Bildungssystemen von Baden-Würrtemberg und Bayern nehemen können. Zwar ist das hiesige Bildungssystem nicht perfekt, doch in meinen Auge auf jeden Fall besser als beispielsweise das in Hessen.

    Geposted von Valerie | October 30, 2012, 20:38 | Antworten

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