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Ausgestrahlt und Abgedruckt

And the Oscar goes to…

oscarvon Michelle Braun

Diesen Satz hat doch jeder von uns schon einmal gehört. Auch, wenn der vermutlich größte und wichtigste Filmpreis der Welt nicht überall in Deutschland zu den Topthemen zu Jahresbeginn gehört, so können vor allem die US-Amerikaner, insbesondere die Hollywood-Stars den Tag der zeremoniellen Verleihung kaum abwarten.

Wenn sich RTL, Pro7 und Co. den Kopf darüber zerbrechen, wer wohl den atemberaubendsten oder den skandalösesten Auftritt des Abends hingelegt hat, stellt sich keiner die Frage, von wo und wann die berühmt berüchtigte Oscar-Verleihung überhaupt stammt.

Seinen Ursprung hat das Event Ende der 1920er beziehungsweise Anfang der 1930er Jahre, als die US-Filmindustrie in der Krise steckte. Vor allem durch die Erfindung des Radios, und der Lohnerhöhung für Mitarbeiter verlief die Arbeit in diversen Studios schleppend. Daraufhin traf sich der Präsident Louis B. Mayer der MGM-Studios (Metro-Goldwyn-Mayer-Studios)  am 11. Januar 1927 mit über 33 Filmgrößen, um über eine Lösung dieses Problems zu diskutieren. Man wollte eine Akademie erschaffen, die die große Kunst des Filmemachens verkörpert und einen zentralen Bündelpunkt aller Interessen der Filmschaffenden darstellt und organisiert. Das war die Geburtsstunde der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, deren Gründung, unter anderem von Größen wie den Warner Brothers, noch am selben Tag amtlich gemacht wurde.

Schon zwei Jahre später, ca. acht Jahre nach der Vergabe des weltweit ersten Filmpreises, des Photoplay Awards, kam es zu der ersten Oscar-Verleihung, damals noch unter Namen Academy Award. Bei dieser am 16. Mai 1929 stattfindenden Veranstaltung durfte der Schauspieler Emil Jannings als bisher einziger Deutscher den Preis für den besten Hauptdarsteller im Hollywood Roosevelt Hotel von Präsident Mayer entgegennehmen. Dieses zu Beginn noch sehr kleine und eher unbedeutende Event, zog erst im Laufe der Jahre immer mehr Aufmerksamkeit auf sich. So kam es 1953 zur ersten TV-Übertragung, welche heutzutage von rund 800 Millionen Menschen auf der ganzen Welt verfolgt wird und damit zu einem der meist gesehensten Ausstrahlungsformate überhaupt gehört. Auch sonst hat sich die Akademie erheblich vergrößert. Aus den ursprünglich wenigen, aber wichtigsten Nominierungskategorien wie Bester Film, Bester Hauptdarsteller/in und Beste Regie entstanden bis heute über 30 unterschiedliche Kategorien. Über die jeweiligen Gewinner entscheiden die über 5500 Mitglieder der Akademie in zwei streng geregelten Wahlgängen. Der nur 34,29cm große und mit dünnem 24-karätigem Gold überzogene Ritter mit Schwert trägt seinen Spitznamen Oscar offiziell seit 1931, da die damalige Vorstandssekretärin der Akademie, Margaret Herrick, beim Anblick der Statue: „Der sieht ja aus wie mein Onkel Oscar!“ gesagt haben soll. Der Preis gilt als die wichtigste und höchstangesehenste Auszeichnung, die ein Schauspieler im Laufe seiner Karriere erhalten kann. Seit 1950 ist sogar rechtlich vorgeschrieben, dass die Statue weder vom Gewinner selbst, noch von seinen Erben jemals verkauft oder versteigert werden darf. Der Film „Vom Winde verweht“ von 1939 war jahrelang mit zehn Oscars der Anführer der Oscartopliste, wurde jedoch im Jahre 1960 vom Film „Ben Hur“ mit elf Oscars abgelöst. Auch „Titanic“ (1998) und „Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ (2004) gehören mit ebenfalls elf Oscars zu den besten Filmen aller Zeiten. Als einzelne Persönlichkeit wurde Walt Disney am häufigsten mit insgesamt 26 Oscars, davon 4 Ehrenoscars und 37 weiteren Nominierungen ausgezeichnet.

Die diesjährigen Oscarverleihungen des 22. Februar boten überraschend wenig Überraschungen. Bis auf einen Auftritt des Moderators in Unterwäsche  und Socken gab es kaum nenneswerte Skandale oder Fehltritte der Promis und dieser war wohl weniger ein modisches Statement,  als eine Anspielung auf den großen Abräumer des Abends, Birdman. Der Film, das satirische Portrait eines Ex-Superhelden-Darstellers, von Regisseur Alejandro G. Inárritu wurde mit gleich vier Oscars ausgezeichnet, darunter die Kategorien bester Film, beste Regie und beste Kamera. Eher für seine visuellen Aspekte wurde Wes Andersons Film Grand Budapest Hotel ausgezeichnet, der die Oscars für das beste Make-Up, Kostümdesign, Szenenbild und den besten Soundtrack erhielt. Die Oscars für die/den beste/n Hauptdarsteller/in  gingen an Julianne Moore (Still Alice) und Eddie Redmayne (Die Entdeckung der Unendlichkeit). Doch selbst die Nominierten, die ihren Kamin jetzt nicht mit einem der schicken Goldonkels schmücken dürfen, gingen nicht leer aus, sondern erhielten Geschenktüten im Wert von 125.000 Dollar.

Da die Skandale dieses Jahr ausblieben, wird der Wirbel um das kleine goldene Männchen wohl eher schnell verfliegen, während der  Klatschpresse nichts übrig bleibt, als zur Abwechslung mal über den gelungensten Auftritt des Abends zu fachsimpeln, bis es dann im nächsten Jahr wieder heißt: “And the Oscar goes to…”

Bildquelle:  Prayitno, www.flickr.com,  Oscar statuettes, Hollywood, California, 17.04.2010 

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Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 24. February 2015
Kategorie: Ausgestrahlt und Abgedruckt, Farbflecken

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