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Die Welt da draußen

Festung Europa

800px-Festung_europavon Arndt Kröger

Schiffe versinken, Menschen ertrinken. Der Versuch vieler Menschen, in der Hoffnung auf Hilfe und Schutz, nach Europa zu gelangen, ist genau eines: Ein schmaler Grat zwischen Leben und Tod!

Die Flüchtlingspolitik der EU ist durch und durch ein zynisches Debakel. Während wir Europäer auf unserem hohen Ross uns gegenseitig die goldenen Ärsche lecken und die Politik offenbar nichts besseres am Hut hat, als nach europäischer Identität und Gemeinschaft zu lechzen, ersticken irgendwo da unten im Süden, heißt der Fleck Afrika?, Lebewesen, die, anscheinend oft vergessen, Menschen wie du und ich sind, am Abfallprodukt des globalen Kapitalismus, welcher sich Ungerechtigkeit und Ausbeutung nennt.

Europa könnte gemeinsam dafür sorgen, diesen Ländern zu helfen, Stabilität und Lebensqualität zu erreichen. Und Nein, nicht durch militärische „Interventionen“! Es ist Zeit, den Reichtum, welchen wir wie Vampire aus anderen heraussaugen, wieder zu teilen.

Doch was geschieht stattdessen? Denjenigen, welche sich entscheiden, den Schritt aus dem Elend zu wagen, wird ein Riegel vor jeglichen noch so kleinen Funken von Hoffnung geschoben.

Wer Option A wählt und versucht, sich per legalem Visum Zutritt in die ach so heiligen Hallen Europas zu verschaffen, wird schneller abgewiesen, als seinen Kindern in der Heimat eine Kalaschnikow in die Hand gedrückt werden kann.

Option B ist also der Illegale Weg, gezwungenermaßen. Wer nicht von „Frontex“-Patrouillen beschossen, gejagt oder vertrieben wird, wird dann eben von europäischem Boden abgeschoben.

Gipfel des Zynismus, der Diskrepanz zwischen propagierter Ideale und Humanität und realer Grenzpolitik, ist Option C. Hunderte Menschen zwängen sich auf seeuntaugliche Kähne, um im besten Fall mit Kranken und Toten an Bord aufgegriffen und als Seenot-Fall eingestuft zu werden, wenn sie noch nicht ertrunken sind. Der fast sichere Tod mit der geringfügig vorhandenen Möglichkeit, gerettet zu werden , als einziger Ausweg, der noch ergriffen werden kann.

Schuld an tausenden Toten auf See ist die inhumane Asylpolitik der EU. Menschen wird, trotz der Möglichkeit dazu, nicht geholfen, um möglichst lang die Illusion von Sicherheit und Gemeinschaft aufrechtzuerhalten. Als ob unsere Sicherheit durch ein paar Asylbewerber gefährdet würde. Die Gefahr besteht erst dann, wenn sich die Wut und Ohnmacht der Dritten Welt im offenen Konflikt entlädt. Und dies wird, früher oder später, geschehen. Wenn diese Realität von politisch praktizierter Inhumanität so weitergeht, würde ich sogar über meinen Antiamerikanismus hinwegsehen und mir liebend gerne amerikanische Worte in den Mund legen: „Fuck the EU!“

Bild: Philipp Hertzog via Wikimedia Commons

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 24. May 2014
Kategorie: Die Welt da draußen

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