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Die Welt da draußen

Das Land der Unbeugsamen

800px-Wikiportal-Logo-Schweiz.svgvon Pia Seimetz

Wir befinden uns im Jahre 2014 n. Chr. Ganz Europa ist von der EU-Kommission besetzt… Ganz Europa? Nein! Ein von unbeugsamen Schweizern bevölkertes Land hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die europäischen Abgeordneten, die als Besatzung in den befestigten Lagern Zürich, Genf, Basel und Bern liegen…

Ganz so groß wie die Abneigung der Gallier in „Asterix und Obelix“ gegen die Römer ist die der Schweizer gegenüber Europa natürlich nicht. Trotzdem ist die erste Antwort auf die Frage, warum die Schweiz nicht in der europäischen Währungsunion ist, ganz klar: Sie möchte nicht. Sie möchte nicht fremdbestimmt werden, sie möchte nicht viel Geld zahlen ohne wirtschaftliche Vorteile zu haben, sie möchte nicht ihre Selbstbestimmung für ein wenig Mitspracherecht opfern. Denn seien wir mal ehrlich: Die EU hat etwa 500 Millionen Einwohner, die Schweiz etwa 7 Millionen. Wie viel Mitbestimmung ist möglich bei dem Eintritt in eine Organisation solchen Ausmaßes? Natürlich hat so ein Eintritt auch Vorteile: Die schweizerischen Politiker müssten sich nicht mehr mit bilateralen Feinheiten herumschlagen, sondern könnten die Vorgaben gemütlich abnicken. Natürlich wurde so ein Vorschlag auch eingebracht, nämlich 1992. Damals hat die Schweizerische Eidgenossenschaft als einziger EFTA-Staat das multilaterale EWR-Abkommen allerdings doch nicht unterzeichnet, nachdem eine knappe Mehrheit der Schweizer Bürger und eine deutliche Mehrheit der Kantone die Teilnahme in einem Referendum abgelehnt hatten. Seitdem besitzt die Schweiz Beobachter-Status. Beobachten, aber nicht aktiv einmischen, so lautet ihr Motto. Dabei könnte die Schweiz gerade auf interkultureller Ebene eine Vorbildfunktion einnehmen. Ihre Bewohner sind keineswegs nur ein „mürrisches Bergvolk am Rande der Alpen“(Zitat ehemaliger Geschichtslehrer von Norman Hanisch), sondern das beste Beispiel für Internationalität: Von rolextragenden Deutschschweizern über die frankophonen Welschschweizer Romands bis zu den italiani und den Rumantschs (Rätoromanen) ist alles vertreten. Bei dieser Vielfalt könnte man auf einen geringen Zusammenhalt schließen, doch genau das Gegenteil ist der Fall: Auch ein Rumantscher der „jau n’hai betg daners“ („hab kein Geld“) sagt, wird mit einem freundlichen „Grüezi!“ begrüßt. Der gemeinsame Feind ist jedoch ganz klar der ungehobelte Europäer, der auch auf ein Grüeziwohl, Salüt oder Guten Obig nicht antwortet. Identität ist die Abgrenzung von anderen. Und das Nicht-Europäischsein gehört zur Schweiz wie die Rübelitorte oder die Taschenmesser von Victorinox. Und das wird auch so bleiben.

Bild: Peter Marjanovic via Wikimedia Commons

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 23. May 2014
Kategorie: Die Welt da draußen

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