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Die Welt da draußen

Die Welt vernetzen

5339904409_2e122b4202_zvon Emilia Hummel

Mitte Februar hat der Social-Network-Riese Facebook den Kurznachrichtendienst WhatsApp für 19 Milliarden Dollar erworben. Dieser Schachzug von Facebook-Gründer und CEO Mark Zuckerberg soll bereits Ende 2012 geprüft worden sein. Zu diesem Zeitpunkt soll auch Google, damals war noch von einem Kaufpreis von einer Milliarde US-Dollar die Rede, interessiert gewesen sein. Nun streiten sich die Kritiker, was die wahren Ziele von Facebook für diesen Deal sind und wie sich das Unternehmen gegen den mächtigen Technologie-Konzern Google durchsetzen konnte.

Als Facebook am 20. Februar 2014 dem WhatsApp-Eigner Jan Koum 16 Milliarden US-Dollar auf den Tisch legt, ist der Pakt geschlossen; WhatsApp gehört nun Facebook. Die Transaktion umfasst insgesamt 19 Milliarden Dollar, vier Milliarden hat Facebook bar auf den Tisch gelegt, zwölf Milliarden sind in Facebook-Aktien ausgezahlt worden. Weiter drei Milliarden US-Dollar, ebenfalls in Form von Aktien, sollen noch an Gründer und Mitarbeiter fließen.

Nicht einmal einen Monat ist der “Big Deal des Jahres” her und immer noch ist er Gesprächsthema. Viele Kunden, die sich WhatsApp auf ihr Mobiltelefon geladen hatten, haben die App nun gelöscht. Und das, obwohl der fünf Jahre alte Messenger jahrelang einen deutlich höheren Mitgliederzuwachs als Facebook, Twitter, Gmail oder Skype hatte. So mancher hat Angst davor, dass seine Daten durch Facebook in falsche Hände geraten. Sind diese Bedenken überhaupt noch realistisch in einer Zeit, in der ungefähr jeder Vierte Internet nutzt? Laut der Nachrichten- und Presseagentur Reuters soll Facebook-Chef Zuckerberg das Ziel, das er mit dem Kauf von WhatsApp erreichen will, folgendermaßen formuliert haben: “WhatsApp wird uns dabei helfen, unsere Mission zu erfüllen, die ganze Welt zu vernetzen. Wir sind auf dem Weg, eine Milliarde Leute miteinander zu verbinden.”

Wie viel Wahrheit steckt dahinter? Viele Kritiker behaupten, dass Zuckerberg durch den Verkauf von Daten viel Geld verdienen wird. Denn alleine durch den Kauf von WhatsApp hat das Ansehen von Facebook erst einmal deutlich gelitten. In der US-amerikanischen Börse ist die Facebook-Aktie um drei Prozent gesunken. Von der Branche erntet das Unternehmen viel Hohn. Auch Google-Manager spotten dem Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” zufolge: “Die haben wohl das Komma hinter der Eins vergessen!” Zuckerberg und Koum verteidigen die Transaktion. Denn auch als Facebook die Foto-Sharing-App Instagram im April 2012 aufgekauft hatte, sei lautstark Kritik geäußert worden – Instagram wurde infolgedessen sogar von Twitter gesperrt. Außerdem sei bekanntlich “schwere Konkurrenz” im Spiel gewesen, verteidigt Zuckerberg seine Motivation für den Deal weiter.

Selbst treue Facebook-Nutzer wenden sich inzwischen gegen das (noch) meistgenutzte Social-Network-Unternehmen. Gruppen, die auf Facebook publizieren, wie “Gebt uns das alte WhatsApp zurück”, finden immer mehr Anhänger. Dabei sind die Sorgen, WhatsApp könne sich verändern, doch unberechtigt, oder? Zuckerberg verspricht in einem Interview, alles würde beim Alten bleiben, Werbung würde den Nutzer auch jetzt nicht stören. Laut anderer Medienquellen spricht Zuckerberg angeblich davon, das Geld, das für die Transaktion ausgegeben wurde, durch die Verbreitung der App wieder reinzuholen. Kritiker hinterfragen diese “Logik”.

Für WindowsMobile und Android sind sowohl Erwerb als auch Nutzung von WhatsApp für das erste Jahr kostenlos. Apple-Nutzer zahlen im iOS-AppStore 0,89 Euro-Cent pro Jahr von Beginn an. Dieser Betrag muss zur weiteren Nutzung der App von allen Nutzern für jedes weitere Jahr gezahlt werden. Selbst wenn jedes Jahr alle derzeit 450 Millionen WhatsApp-Nutzer jährlich diesen Betrag zahlten, bräuchte Facebook 47 Jahre, um den letztlich ausgegebenen Betrag von 19 Milliarden US-Dollar wiederzubekommen. In dieser Hochrechnung sind bereits zahlende Kunden nicht beachtet worden. Kurz, es ist unrealistisch, den Kauf damit zu begründen, dass das Geld durch die bloße Nutzung wieder “eingespielt” wird. Denn wie soll Zuckerberg, der den WhatsApp-Nutzern keine Werbung zumuten will, dieses Ziel erreichen?

Kritiker argumentieren an dieser Stelle wieder, dass Zuckerberg mittel- oder langfristig die Daten seiner Kunden eben doch verkaufen wolle und so den Betrag von 19 Milliarden Dollar zurückerlangen will.

Viele Nutzer fürchten sich davor, Facebook könne es darauf anlegen, mit dem Kauf von WhatsApp die Daten seiner Nutzer zu verscherbeln. Auch löschen viele ihren WhatsApp-Account, da sie nicht Teil einer Mediatisierung der Welt auf Ebene von Messengern sein wollen. Über den Sinn solcher Panikhandlungen lässt sich aus meiner Sicht nur eines sagen: Es ist der Versuch, die technische Entwicklung der Weltbevölkerung zu stoppen und er ist ganz eindeutig nur schwach und wenig erfolgreich.

Bild: Keri J via flickr.com nach Creative Commons Legal Code

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Quelle: derfarbfleck
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Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 14. March 2014
Kategorie: Die Welt da draußen

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