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Die Welt da draußen

Zwei mal drei macht vier widewidewitt 50 Milliarden kostet Sotschi

von Cosima FriedleFile:Opening of XXII Winter Olympic Games (2338-13).jpg

Korruptionsbeschuldigungen, unmenschliche Bedingungen auf den Baustellen, Dopingvorfälle. Die Assoziationen mit dem Begriff „Winterspiele Sotchi 2014“ sind alles andere als positiv. Die teuersten Spiele aller Zeiten haben nicht nur immense Massen an Geld verschlungen, sondern auch eine ganze Menge Unmut angeschwemmt. Das geht von Dopingvorfällen über Anschlagsdrohungen bis hin zu Boykottaufrufen. Und wozu das alles ? Für 16 Tage Spaß und „Heile-Welt-Getue“? Ist es das wirklich wert?

Die Frage, was die Olympischen Spiele eigentlich noch von anderen Sportveranstaltungen unterscheidet, oder unterscheiden sollte, lässt sich mit einem Blick in die Vergangenheit beantworten. Das Besondere an den Olympischen Spielen war zum einen natürlich der „Olympische Gedanke“, welcher all die Dinge wie Fackellauf oder olympische Hymne impliziert, zum anderen, dass während dieser Zeit Frieden herrschen sollte. Vergleicht man das mit heute, könnte man auf die Idee kommen, die Olympischen Spiele seien immer noch etwas Besonderes. Den Fackellauf gibt es immer noch, die olympische Hymne auch, und Frieden…herrscht ja auch. Oder etwa nicht ? Zum einen lässt sich feststellen, dass  während der Olympischen Spiele kein Frieden herrscht, wenn man sich beispielsweise die Zustände in der Ukraine anschaut. Und selbst, wenn man das noch als Frieden definieren wollte, so wäre es ein scheinheiliger Frieden. Denn dieser Frieden sieht so aus, dass die Zeit davor gefüllt ist mit absolut „friedlosen“ Dingen, und auch danach ist davon nicht mehr sonderlich viel übrig. Zudem stellt sich die Frage, ob das Ganze nicht nur reine Propaganda ist. Bestes Beispiel hierfür: Putin. Nett lächelnd im roten Trainingsanzug, volksverbunden mit einem Bier in die Kamera prostend oder wild applaudierend im Stadion – Russlands Präsident zeigt sich in diesen Tagen von seiner Schokoladenseite. Für ihn waren die Spiele ein voller Erfolg. Laut Umfragen sind seine Beliebtheitswerte und seine Popularität in den letzten Wochen stark gestiegen. Doch diese stammen sicherlich nicht von den Hunderten von Arbeitern, die am Bau der Stadien beteiligt waren, und welche um ihren Lohn gebracht wurden. Und davon gibt es Unzählige. Bauarbeiter, die ihren Lohn nicht ausgezahlt bekamen oder Bürger die zwangsenteignet wurden, sie können den Jubel um Putin und die Olympischen Spiele nicht mehr ganz nachvollziehen. Ihnen haben die Spiele nichts Gutes gebracht, im Gegenteil: Teilweise wurden bei dem Bau olympischer Bauten sogar Häuser oder Straßen völlig zerstört, doch zum Wiederaufbau fehlt das Geld.  Das führt schon zum nächsten Punkt, dem Geld. Während die Kosten 2007 noch auf 12 Milliarden Dollar geschätzt wurden, belaufen sie sich jetzt, 2014, auf rund 50 Milliarden Dollar.  Aber naja, das ist ja fast das Gleiche. Und vermutlich dachte man sich: „Hey, sollten unsere Sportler floppen, wollen wir vorsorgen und jetzt schon mal einen Rekord aufstellen: Die teuersten Spiele der Geschichte“. Verknüpft mit einem Korruptionsskandal, Putin habe die Bauaufträge an Freunde von ihm vergeben und dafür mehr Geld gezahlt als üblich, wirft das ein wirkliches tolles Licht auf Russland. Besonders zynisch wirkt das Ganze, wenn man sich die Situation in anderen Ländern anschaut: Es gibt Millionen Menschen auf dieser Welt, die hungern, die kein sauberes Trinkwasser haben, die obdachlos sind. Mit 50 Milliarden Euro könnte man in der dritten Welt ziemlich viel ausrichten. Und zwar etwas, das nachhaltiger ist als gute zwei Wochen „Spiel und Spaß“. Womit man zu einer ganz grundsätzlichen Frage kommt: Sind  Sportveranstaltungen der Superlative, wie die Olympischen Spiele oder Weltmeisterschaften, noch zeitgemäß? Oder besser, waren sie jemals zeitgemäß? Bräuchte man diese Unmengen von Geld und diesen immensen Aufwand nicht an anderer Stelle nötiger? Zumal die Bevölkerung selbst auch nicht damit einverstanden ist: In Brasilien demonstrieren schon seit längerem die Menschen gegen die Fußball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele.

Natürlich gibt es auch positive Aspekte an solch großen Sportveranstaltungen, wie beispielsweise das Zusammenkommen aller Länder oder die Möglichkeit für kleinere Sportarten, sich auf einer großen  Bühne zu präsentieren. Trotzdem sollte man sich immer bewusst sein, dass auch und besonders in Russland nicht alles Gold ist, was glänzt – auch 13 Goldmedaillen haben eine Rückseite.

Foto: Presidential Press and Information Office, Wikimedia Commons

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Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 02. March 2014
Kategorie: Die Welt da draußen

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