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Die Welt da draußen

Deutschland sucht den Super*

von Cosima FriedleFile:Dieter Bohlen Moscow 2009.jpeg

Am 8.Januar 2014 war es wieder soweit: Die wohl bekannteste Castingshow Deutschlands, „Deutschland sucht den Superstar“, ging in die 11. Runde. Das neue Motto: „Kandidaten an die Macht“. In der neuen, wie immer hochkarätigen Jury sitzen diesmal Marianne Rosenberg, Mieze Katz, Prince Kay One und natürlich… genau! Dieter Bohlen! Doch werden in dieser Show wirklich Gesangstalente gesucht? Oder dient sie nur zur reinen Unterhaltung? Diese und weitere Fragen möchte ich im folgenden Text diskutieren.

Fremdschämen. Das ist das erste, was mir einfällt, wenn ich das Wort DSDS höre. Lauter Menschen, die kreischend in das Studio rennen, völlig geflasht vom Anblick des Pop-Titanen Dieter zunächst einmal kein Wort rausbekommen und schließlich versuchen zu singen.  Und das alles vor einer Jury, die besser nicht sein könnte. Dieter Bohlen mag zwar als Pop-Titan und großer Musikproduzent gelten, er hat aber selbst einmal zugegeben, er könne nicht gut singen. Die optimalen Voraussetzungen also für einen Platz in einer Jury, die gute Sänger sucht.  Der nächste in der Jury ist Prince Kay One. Der kann zwar auch nicht singen, dafür aber immerhin rappen. Obwohl sich bei ihm die Frage stellt, ob er nicht in einer Tanz- oder Modelshow besser aufgehoben wäre. Schließlich betont er nur allzu gerne, dass es eben auf das „Gesamtpaket“ ankomme. In der Praxis: Kandidaten, die absolut nicht singen können, dafür aber gut aussehen und gut tanzen können, kommen weiter. Kandidaten, die einigermaßen gut singen können, dafür aber weder gut aussehen noch gut tanzen können, kommen nicht weiter. Es geht ja schließlich um das „ Gesamtpaket“. Und außerdem „ sind wir hier ja nicht bei The Voice, sondern bei DSDS“ (Zitat von Kay One).  Die anderen beiden Jurymitglieder, Mieze Katz von Mia und Marianne Rosenberg, legen noch den meisten Wert auf das Gesangstalent und verlassen auch schon mal empört das Studio, wenn gesangstechnisch unbegabte Kandidaten aufgrund ihres „Gesamtpakets“ weitergelassen werden.

So viel also zur Jury.  Doch das Beste an der Show sind immer noch die Kandidaten: schräg gekleidete Individuen, die meistens sehr von sich und ihrem Gesang überzeugt sind. Woher diese Fehleinschätzung kommt, wäre eine interessante Frage. Vielleicht von eben diesen Castingshows, in denen einem vorgegaukelt wird, gutes Aussehen und etwas Tanztalent reichten, um Superstar zu werden? Doch die eigentliche Frage ist eine andere. Nämlich die Frage nach dem Warum. Warum gehen Menschen zu solchen Castingshows?  DSDS ist, was niveaulose Fernsehcastings angeht, keineswegs ein Einzelfall. Das Supertalent, Bauer sucht Frau, GNTM, Der Bachelor…Die Liste ist lang. Doch die Hoffnung auf großen Erfolg kann kaum der Antrieb der Kandidaten sein. Die meisten Gewinner verschwinden nach kurzer Zeit wieder in der Versenkung und landen schließlich als C-Promis in ebenso seriösen Sendungen wie „Dschungelcamp“ oder „Big Brother“.  Doch das wirklich Schockierende sind nicht die Shows an sich, sondern die Einschaltquoten. Jeden Samstagabend sitzen Millionen Deutsche vor dem Fernsehen und schauen sich jenes „niveauvolle“ Programm an.  Hat das deutsche Fernsehen so etwas wirklich nötig? Oder sind solche Sendungen Zeugnisse von mangelnder Intelligenz und kulturellem Interesse? Fest steht jedenfalls, dass Deutschland mit peinlichen Castingshows nicht alleine dasteht. Ob „ America´s got talent“ oder „La star ac“, fast überall auf der Welt flimmern täglich derartige Shows über den Bildschirm. Bleibt nur zu hoffen, dass diesen Shows irgendwann die Zuschauer oder die Kandidaten ausgehen – doch angesichts der immer steigenden Bewerberzahlen ist dieser Wunsch zu schön, um wahr zu sein.

Bild: Wikimedia Commons, Blecmen

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Quelle: derfarbfleck
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Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 04. February 2014
Kategorie: Die Welt da draußen

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