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Die Welt da draußen

Stadt der Zukunft?

von Camil Kotkowski

Man verbindet viel mit den Vereinigten Arabischen Emiraten: Den Burj Khalifa, schnelle Autos und Reichtum durch die reichhaltigen Öl-Vorkommen. Doch die Scheiche haben eingesehen, dass ihre Oase untergehen wird, wenn ihre endlichen Ressourcen verbraucht und verkauft sind. Deshalb besteht jetzt schon ein Drittel des Bruttoinlandproduktes des Emirats Dubai aus der Tourismusindustrie. In Zukunft möchten die Emirate aber nicht nur eine Ferienoase sein, sondern auch ein Ort der Wissenschaft und der Nachhaltigkeit, weshalb das Projekt „Masdar-City“  2009 ins Leben gerufen wurde. Masdar bedeutet im Arabischen „Quelle“ oder „Ursprung“.  Auf einer Fläche von 6 Quadratkilometern sollen in dieser Stadt dann 50.000 Menschen leben, mit einer CO2– und Müll-Bilanz von Null.

Die Stadt soll durch erneuerbare Energien, unter anderem durch eine Solarkraftanlage, die 100 MW Strom liefert, versorgt werden und liegt 30 km entfernt von Abu Dhabi. Außerdem soll dort die erste Universität gebaut werden, welche sich komplett dem Thema ökologischer Nachhaltigkeit auf Basis regenerativer Energien widmet. Handverlesene Studenten sollen diese besuchen und exzellente Dozenten dort lehren. Viele weltweit agierende Unternehmen, als Beispiel sei Siemens genannt, und Institute halfen bei der Planung. Man rechnet damit, dass sie die Hochschule unterstützen und sich dort niederlassen oder wie das MIT Partnerschaften eingehen. Die Planstadt soll eine mögliche Musterurbanisierung zeigen. Während sich Dubai zum internationalen Finanzplatz entwickelt, hat Abu Dhabi das Ziel mit Hilfe seines Institutes zum technischen Vorreiter zu werden, wie vor 40 Jahren die Unternehmen im Silicon Valley  es für die Halbleiterindustrie geworden sind. Prominente Architekten wie etwa Sir Norman Foster und sein Team halfen beim Entwurf der Stadt. Foster entwarf unter anderem die Reichstagskuppel in Berlin und den Commerzbank-Tower in Frankfurt. Masdar-City ist rund 20 Grad kühler als die Umgebung, da ein riesiger Windturm, ein traditioneller Bau der dortigen Architektur, in der Mitte der Stadt steht. Außerdem spenden die Häuser den Gassen der Stadt viel Schatten. Für das Projekt wurden 22 Milliarden Dollar eingeplant. Durch die Finanzkrise wurde das Budget um 4 Milliarden gekürzt, wodurch die Meereswasserentsalzunganlage entfiel. Die Stadt soll komplett frei von Autos sein und mit einer elektrischen Kabinenbahn vernetzt sein.

Trotz aller positiven Aspekte, die diese grüne Stadt hat, gibt es Kritik an dem Projekt. Vor allem der Handel mit den Emissionen wird nicht gutgeheißen. Die Treibhausgase, die in Masdar City eingespart werden, werden nämlich als Certified Emission Reductions an Unternehmen und Staaten aus aller Welt verkauft. Diese „Reductions“ der Treibhausgas-Emission werden als Differenz aus den Emissionen einer hypothetischen „normalen“ Stadt der VAE und denen von Masdar City berechnet. Die Arabischen Emirate haben mit unglaublichen 30 Tonnen CO2 pro Jahr weltweit  die zweithöchsten Pro-Kopf-Emissionen. Somit winkten Masdar City auch Milliardengewinne, wenn die Stadt immer noch Treibhausgase ausstoßen würde.

Masdar City hat meiner Meinung nach aber durchaus das Potential ein Exempel für die Planstadt der Zukunft zu werden. Auf jeden Fall sollte man die Entwicklung der Stadt beobachten.

Bild: Wikimedia Commons, Jan Seifert

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 27. January 2014
Kategorie: Die Welt da draußen

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