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Zynismus

von Cheyenne Benz

Was ist eigentlich Zynismus und was bedeutet es, zynisch zu sein?

Der Duden beschreibt eine zynische Haltung wie folgt:

  1. auf grausame, den Anstand beleidigende Weise spöttisch”
  2. “eine gefühllose, mitleidlose, menschenverachtende Haltung zum Ausdruck bringend, die besonders in bestimmten Angelegenheiten, Situationen als konträr, paradox und als jemandes Gefühle verachtend und verletzend empfunden wird” (Duden online, Dudenverlag, Berlin).

Der Zynismus wird im Lexikon als wenig positiv dargestellt. Nun drängt sich die Frage auf, warum wir in unserem alltäglichen Sprachgebrauch so oft dieses anscheinend doch eher Schaden anrichtende Stilmittel verwenden.

Ich bin keine Psychologin, trotzdem erlaube ich es mir hier aufgrund einiger Beobachtungen in meinem persönlichen Umfeld ein paar Thesen aufzustellen. Ich nehme nicht in Anspruch, wissenschaftlich korrekt zu sein und mancher Leser wird garantiert eine andere Meinung haben als ich. Ich möchte mit diesem Artikel nur einen Denkanstoß geben, der einen eventuell auch das eigene Handeln reflektieren lässt.

Verwechseln wir Zynismus einfach nur mit Ironie, der Vorstufe des Zynischseins? Ich glaube, in manchen Situationen ist dies tatsächlich der Fall – aber trotzdem können wir unsere Mitmenschen damit verletzen.

Vom Zynismus selbst wird allerdings auch des Öfteren Gebrauch gemacht. Gerade dann, wenn viele Menschen unter Leistungsdruck zusammen sind. Wird er aber wirklich mit eiskaltem Kalkül angewendet, um die Konkurrenz „fertig zu machen“?

Ich denke nicht, dass man das so pauschal behaupten kann. Vielmehr bin ich der Meinung, dass der zynische Mensch ein Problem hat oder ein Geheimnis wahren will. Er verwendet den Zynismus als eine Art des Selbstschutzes. In dem er sich gefühllos, kalt und unnahbar gibt, bietet er seinen Mitmenschen viel weniger Angriffsfläche und zeigt vermeintlich weniger Schwäche. Hier ist der Zynismus also ein Mittel zum Zweck, um andere auf Abstand zu halten.

Trotzdem bin ich nicht der Meinung, dass das immer bewusst geschieht. Wir sind oft den Tricks unserer Psyche ausgesetzt. An diesem Verhalten können wir, sofern wir es wollen, erst etwas ändern, wenn wir es uns einmal richtig bewusst gemacht haben.

Natürlich ist so eine Veränderung von lange gelebtem Verhalten nicht gerade einfach – aber das ist selten etwas im Leben. Bevor man nun jedoch sofort sagt, man schaffe das sowieso nicht und das sei eh viel zu anstrengend, möchte ich noch eine letzte Sache anmerken.

Das auf Abstand Halten und somit das Wahren der inneren Gefühle ist keine rein positive Sache, die weniger verletzbar macht. Ganz im Gegenteil. Wer niemanden an sich heran lässt, kann ziemlich einsam dastehen und hat es dadurch im Leben viel schwerer. Der Mensch ist nicht dafür geschaffen, ein Einzelgänger zu sein und gemeinsam können wir viel mehr erreichen. Vielleicht ist das ja auch für euch ein Grund, den Zynismus ab und zu einmal außen vor zu lassen.

Foto: Wenke Grahneis

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 09. November 2013
Kategorie: Farbflecken

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