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Die Welt da draußen

Der Staat des Mülls

von Valerie Winkler

Vor etwa zwei Monaten wurden die zusammenwachsenden Müllinseln der Ozeane von der UNESCO zum Staat ernannt. Den Namen „Garbage Patch“ tragen die fünf Hauptgebiete in Atlantik, Pazifik und indischem Ozean, wo der Müll eine durchgängige Oberfläche bildet. Der Grund für die Gründung dieses doch eher unkonventionellen Staates war der, dass man ein Zeichen setzen wollte, um weiteren Zuwachs an Müll in Gewässern zu verhindern.

Die Müllinseln entstehen dadurch, dass Abfall und toxische Chemikalien von Fabriken achtlos ins Meer geleitet werden und die Meeresströmungen die einzelnen Teile dann zusammenführen. Besonders hoch ist die Mülldichte im sogenannten Great Pacific Garbage Patch, welcher am Nordpazifikwirbel zwischen China und den USA liegt. Der Great Pacific Garbage Patch wird in etwa auf die Größe von Texas geschätzt. Es gibt vier weitere flächendeckende Müllansammlungen dieser Größenordnung in den Ozeanen: im Nordatlantik, Südatlantik, im Indischen Ozean und im Südpazifik.
Diese großen Mengen an Müll haben logischerweise verheerende Folgen auf die Lebewesen in ihrer Umgebung, da die Meerestiere den Müll konsumieren. Besonders gefährlich ist das für große Meerestiere, deren Mägen durch den Müll regelrecht aufgeschlitzt werden können und natürlich ist der Müll für die Tiere hochgiftig. Selbst Plankton nehmen die durch Reibung pulverisierten Müllteilchen sowie die vom UV-Licht freigesetzten Weichmacher in sich auf. Über die Nahrungsketten passiert es, dass auch Menschen giftige und teilweise krebserregende Stoffe zu sich nehmen.
Im Vergleich dazu ist der Versuch der UNESCO zwar ein netter Ansatz, aber ich wage zu bezweifeln, dass man dort ehrlich glaubt, dass so eine Staatsausrufung irgendetwas ändern würde. Den Staat gibt es nun seit zwei Monaten und die Wenigsten haben bisher davon gehört.
Nun stellt sich die Frage, warum die UNESCO Zeit und Geld mit solch fragwürdigen Versuchen zum erweiterten Umweltbewusstsein verbraucht. Anstatt ein ordentliches Abkommen über Müllentsorgung zu schaffen, hält es die UNESCO für angemessener, einen neuen Staat auszurufen.Viel wichtiger wäre es doch, die einzelnen Staaten selbst dazu zu bringen, mehr gegen die Situation zu tun (zugegeben: das ist schwer).Ein weiterer Lösungsansatz wären gegebenenfalls auch Organisationen, die sich bereits um das Abschaffen dieser Inseln kümmern, zu unterstützen.
Doch das Traurige ist doch eigentlich, dass es die Regierungen und die Menschen nicht mal selbst kümmert, wie sie ihre eigenen Lebensmittel verunreinigen. Das Bewusstsein, dass ein Zusammenspiel und eine Abhängigkeit zwischen Menschen und der Umwelt herrscht, ist bei vielen noch nicht etabliert.
Und letztendlich wird es uns und die kommende Generationen am meisten betreffen, was wir in den nächsten Jahrzehnten mit unserem Planeten anstellen.

Bildquelle: By Simon MAX Bannister (own work), (CC-BY-SA-3.0(http://www.creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en)), via Wikimedia Commons.

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 29. June 2013
Kategorie: Die Welt da draußen

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