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Die Welt da draußen

Besteht noch Hoffnung?

von Theresa Friedle

T-Shirts für fünf Euro , Jeans für zehn, und auch wenn die Sachen nicht gerade das neue Lieblingsstück sind: für das Geld kann man es ja trotzdem mal mitnehmen. Dass bei dieser Rechnung irgendjemand bezahlen muss, konnte sich seit Jahren jeder denken, und wer dazu nicht in der Lage war, konnte es in diversen Artikeln über Löhne, Arbeitszeiten und Sicherheitsbestimmungen in Bangladesch , Persien oder China nachlesen.

Das Einzige, das wirklich zu interessieren schien, war, ob Kik in dieser Fabrik Kleidung herstellen ließ, ob der Auftrag dafür direkt oder indirekt und wer dafür verantwortlich war. Sogar dem Spiegel war diese Frage einen ganzen Artikel wert. Dabei war es von Anfang an vollkommen gleichgültig, ob Kik nun in genau dieser Fabrik produzieren ließ oder in einer anderen. Letztendlich ist es Zufall, welche Fabrik einstürzt, denn in einem sind sich alle einig: Die schlechte Bauweise und die Nachlässigkeit im Umgang mit Sicherheitsrisiken ist kein Einzelfall. Im Gegenteil: Fabriken wie diese gibt es zu Hunderten in China, Südostasien und inzwischen auch immer mehr in Afrika.

Daher sind jetzt nicht Schuldzuweisungen gefragt, sondern konstruktive Änderungsvorschläge. Und so zynisch es auch klingt, der Einsturz der Fabrik hat auch ein Gutes, denn bisher wurde bei schlechten Arbeitsbedingungen in der Textilbranche meist auf den Konsumenten verwiesen: Wenn die Kleidung nicht billig genug sei, werde dieser sie nicht kaufen. Und das Konsumverhalten der breiten Masse schien dies zu bestätigen. Doch in der aktuellen Debatte wurden immer häufiger auch Stimmen laut, die ein Eingreifen der Konzerne fordern und die Betreiber der Fabriken in die Pflicht nehmen.

Dies ist nun auch geschehen, da Disney angekündigt hat, in Zukunft nicht mehr in Bangladesch produzieren lassen. Außerdem will der Konzern auch nicht mehr in vier weiteren Höchstrisikoländern produzieren lassen und ruft dazu auch weitere Konzerne auf.

H&M, C&A und Zara-Tochter Inditex wollen einen anderen Weg gehen: Anstatt das Land vollständig zu boykottieren und damit den Näherinnen dort die Lebensgrundlage zu rauben, wollen sie die Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen ändern. Dem schließt sich auch die Regierung Bangladeschs an: Arbeiter sollen nun, um eine Gewerkschaft gründen zu dürfen, nicht mehr die Zustimmung ihres Arbeitgebers benötigen und auch der gesetzliche Monatslohn, der bisher bei circa 30 Euro im Monat liegt, soll angehoben werden.

Die vielleicht größten Auswirkungen wird jedoch vermutlich die Vereinbarung zwischen internationalen Gewerkschaften, westlichen Großabnehmern und Fabrikbetreibern haben. In Dieser verpflichten sich die Konzerne, die Instandhaltungskosten für die Fabriken zu übernehmen, die Vereinbarung beinhaltet unabhängige Sicherheitsinspektionen und bindet die Arbeiter und Gewerkschaften stärker in Entscheidungen mit ein.

Mit diesen Maßnahmen ist endlich ein wichtiger Schritt getan, denn es wurde die Verantwortung vom Kunden weg zu denen geschoben, die wirklich etwas ändern können: Den Modemarken und den Arbeitgebern. Es besteht also doch noch Hoffnung, dass wir irgendwann in einer fernen Zukunft nicht mehr automatisch davon ausgehen müssen, dass jedes Kleidungsstück von unterbezahlten und ungebildeten Kindern gefertigt wurde.

Bildquelle: By Jared Preston (own work), (CC-BY-SA-3.0(http://www.wikimediacommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de)), Via Wikimedia Commons

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 03. June 2013
Kategorie: Die Welt da draußen

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