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Die Welt da draußen

Das Gefühl von Papier zwischen den Fingern

File:FAZ Building 1.jpgvon Viktoria Kamuf

Zeitungen sind eine Faszination für sich. Sie gehören zum Frühstück wie die Butter aufs Brot. Wir lesen sie, nehmen sie auseinander, entfalten Worte und Bilder und bauen dann wieder zusammen, was zusammen gehört. Wir betrachten unsere Welt durch kleine Löcher, ins Papier gestochen, mit guten oder auch bösen Absichten. Sorgfältig schneiden wir Artikel aus und hängen sie uns gerahmt an die Wand, füllen Ränder mit Notizen und Telefonnummern. Ihre Bilder springen uns an, ihre Texte informieren und beeinflussen, unterhalten und interessieren.

 Der Internetjournalismus jedoch, der Blick auf den Bildschirm, erlebt einen Boom, vor allem aus Gründen der Zeit, denn von dieser gibt es viel zu wenig. Die Technologie gibt uns die Möglichkeit, Nachrichten und Informationen sofort und ohne Verzögerung weiterzugeben. Des Weiteren spart es Geld, Druckkosten für den Herausgeber sowohl als auch den Preis für den Leser. Somit kann es sich jeder leisten, informiert zu sein, was ein toller Fortschritt ist.

Die Kunst des Schreibens an sich aber, der wirkliche Journalismus und die Individualität eines jeden Schreibers, bleibt den gedruckten Zeitungen und Zeitschriften erhalten, denn diese kann unter Zeitdruck und in der Anonymität des Internets nicht gegeben werden. Die Gedruckten geben uns Dinge, die uns das Internet nicht bieten kann. Man muss sie als Ganzes betrachten, als ein Puzzle aus sortierten und bewusst gestalteten Informationen, die bereichern. Zu einem Artikel gehören auch der Kommentar, die Glosse, die Kolumne und die Karikatur. Wir betrachten eine Seite und alles hat seinen Platz, welcher ganz bewusst gewählt wurde. Wer meint, dass Zeitunglesen im Internet praktisch ist, der darf die Vorteile des gefalteten Papiers, welche dem gegenüberstehen, nicht übersehen und muss sie genauso anerkennen.

 Doch für was entscheidet sich am Ende der Leser? In den meisten Fällen ist er online, klischeehaft ausgestattet mit Liveticker auf dem Smartphone. Es gibt auch die andere Seite, die Gegenbewegungen und Bemühungen, die Zeitungen und ihre Vielfalt zu erhalten. Doch die Rückschläge sind zahlreicher als die Erfolge, wie man auch ganz aktuell wieder sehen kann.

Ab dem 1. März wir die Frankfurter Rundschau, welche letzten November Insolvenz anmeldete, zur Frankfurter Allgemeinen Zeitungen gehören, somit entsteht in Frankfurt ein Zeitungsmonopol. Dass die Integrität der FR gewahrt werden soll durch die gerade mal 28 bleibenden Redakteure und einen 10%-Anteil des bisherigen Hauptinhabers, der Karl-Gerold-Stiftung, bleibt nur zu hoffen.

Doch auch wenn dies gelingt, so ist es doch Tatsache, dass viele Zeitungen sich ihre Mäntel (den internationalen Teil), schon teilen und auch hier die Nachrichten oft wie aus der Dose kommen. Es gilt also nicht nur, die Zeitungsindustrie an sich zu erhalten, sondern auch den Journalismus.

 Nun kann man uns, als Online-Schülerzeitung, natürlich genau diesen Vorwurf machen, dass wir dieses nicht tun. Man muss aber auch sehen, in welcher Liga wir spielen, welche Ziele und welche Mittel wir haben. So sind wir keine Tageszeitung, sondern begreifen uns als Zeitschrift oder Plattform, welche den Schülern unserer Schule die Möglichkeit bietet, zu schreiben, und genau darauf konzentrieren wir uns auch. Wir schätzen die Möglichkeiten, die uns dadurch gegeben werden genauso wie das Knistern des Papiers zwischen den Fingern am morgendlichen Frühstückstisch.

Bild: Cherubino über Wikimedia Commons

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 02. March 2013
Kategorie: Die Welt da draußen

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