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Die Welt da draußen

Das moralische Recht, Kriege zu führen

Ein Plädoyer von Lukas Hornung

Krieg. Jeder aufgeklärte Bürger unserer heutigen Zivilisation würde sofort gegen den Plan seiner Nation kämpfen, einen – wie es heute so schön ausgedrückt wird – „bewaffneten Konflikt“ zu führen.

Doch scheinbar hat sich in der westlichen Bevölkerung mit Beginn des Irakkriegs dieses Bild gewandelt. Kriege, die von der Nato, meist unter Führung der US-Amerikaner, stattfinden, sind von der öffentlichen Meinung akzeptiert und werden gutgeheißen, zumindest beim Beginn dieser. Dies lässt sich anhand von drei Beispielen darlegen. Als erstes der schon oben genannte Irakkrieg, bei dem der Bevölkerung suggeriert wurde, dass das irakische Regime im Besitz von Massenvernichtungswaffen sei. Diese aber wurden leider nie gefunden (ein sehr zu empfehlender Film zu diesem Thema ist „Green Zone“).

Die Afghanistan-Intervention startete als direkte Folge des Anschlags auf das World Trade Center am 11.9.2001. Diese stellt sich nun, wie führende Militärtheoretiker und auch Nato-Generäle es befürchtet hatten, als ökonomische und militärische Pleite heraus. Die ISAF ist nicht imstande, die ständigen Partisanenkämpfe zu unterbinden, dabei hilft auch die Tötung Osama bin Ladens wenig.

Als drittes Beispiel möchte ich nun die von Seiten der französischen Regierung geführte und vom Westen gebilligte Intervention in Mali anführen. Dort schien die Rebellion der Tuareg bis jetzt nur harmlos zu sein, doch nachdem Islamisten die Führung des Militärs im Norden übernahmen und dort die „Scharia“ einführten, wendete sich das Blatt. Aber selbst die Vereinten Nationen sahen den frühesten Zeitpunkt für eine Intervention erst im September 2013, da man bei einem Kontingent von etwa 3000 Soldaten plus Gerät (Hubschrauber, Kampfflugzeuge, Munition) von einer längeren logistischen Planung ausgehen muss. Sollte sich der Kampfeinsatz also, entgegen dem Plan, länger hinziehen, sieht man hier einigen Problemen ins Auge.

Die Botschaft, die aber mit der Intervention in den islamischen Raum geschickt wurde, ist eine katastrophale. Unter anderem die Syrer unterstellen dem Westen eine nicht von der Hand zu weisende Willkür. Denn die Nato hilft nur einem Land, an dem Frankreich als ehemaliger Kolonialherrscher territoriale Interessen hat. Der Schutz der französischen Firmen, die in Mali nach Bodenschätzen schürfen, spielte mit Sicherheit auch eine Rolle bei dem Entschluss einzugreifen. Der Vorwurf, der von vielen Regierungen und Ländern kam, dass Frankreich allein ein Interesse an der wirtschaftlichen Stabilität hätte, ist also nicht so leicht von der Hand zu weisen.

Entweder man greift in jeden Konflikt ein, indem Hilfe erfordert wird, oder, was eindeutig die bessere Variante ist, der Westen hört endlich auf, ständig in anderen Ländern mit seiner selbst erteilten Berechtigung Kriege zu führen. Hier möchte ich ein Zitat des bekannten Staatsmanns Helmut Schmidt anführen, welches zum Krieg in Libyen fiel : „Was dahintersteckt, ist in Wirklichkeit das Geltungsbedürfnis einiger Regierender im Westen, interessanterweise dieses Mal nicht der Amerikaner“ („Zug um Zug“, Helmut Schmidt und Peer Steinbrück, erschienen bei Ullstein). Dies lässt sich auch gut auf Mali beziehen.

Auch dieses Eingreifen der Franzosen ist Zeugnis für nichts anderes, als dass eine zurückgedrängte, ehemalige Kolonialmacht verzweifelt versucht, wieder an weltpolitischem Einfluss zu gewinnen. Dabei stilisiert sich die französische Regierung als Retter der Zivilisation, insgeheim pflegt sie aber die wirtschaftlichen Interessen damit am meisten.Die Kurzsichtigkeit, mit der an diese Operation herangegangen wird, ist erstaunlich. Es wird nicht erwartet, dass diese eine längere Stationierung von Soldaten benötigen wird. Doch die Grenzen von Mali zu den Nachbarstaaten sind offen und unbewacht, Rückzugsorte entstehen in diesen Grenzregionen, wie wir es schon an der Afghanisch-Pakistanischen Grenze erleben.

Kurzum, der Einsatz ist ein unkalkulierbares Risiko, welches sich auch moralisch nicht rechtfertigen lässt.

Bildquelle: By Ruminaglass (Own work) (CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)), via Wikimedia Commons

 

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Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 31. January 2013
Kategorie: Die Welt da draußen

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