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Die Welt da draußen

Schwarzer Humor

von Valerie Winkler

Moralisch nicht vertretbar oder absolut angemessen und witzig? Diese Frage kursiert zur Zeit immer mehr im Internet, vor allem auf dem sozialen Netzwerk „Facebook“. Hier bilden sich zu „witzigen“ Fotos und Karikaturen des schwarzen Humors in den Kommentaren zwei Fronten. Auf das häufig für Leute, die den schwarzen Humor ablehnen, verwendete Wort „Moralapostel“ wird mit Phrasen wie „einfach nicht lustig“ und „herzlose Menschen“ zurückgeschossen. Dass der Humor eines Menschen sich von dem anderer unterscheiden kann, sollte wohl jedem klar sein. Ich denke, der Humor eines Menschen hängt sehr von seiner Erziehung ab. Es spielt eine sehr große Rolle, ob man schon früh mit Ungerechtigkeit und Leiden in Berührung gekommen ist, oder welche Werte man von seinen Eltern mit auf den Weg gegeben bekommen hat. Wer beispielsweise besonders streng dazu erzogen wurde, mit Nahrungsmitteln äußerst vorsichtig umzugehen, der findet ein Bild, welches ein an einem verdreckten Fluss kauerndes Kind zeigt, das die Bildunterschrift trägt: „ Africa must be a really great place… they have chocolate milk rivers !“ vermutlich nicht so lustig. Ein anderer Mensch könnte aufgrund seiner Herkunft auf diesen Witz ebenfalls empfindlich reagieren. Aber natürlich könnte eben dieser Mensch sich über einen Hitlerwitz kaputtlachen, welcher sich auch in den schwarzen Humor einkategorisieren lässt.

Es spielt aber noch ein Faktor mit in den Humor eines Menschen hinein, nämlich der persönliche Angriff. Wohl jeder kennt das Klischee das U.S-Amerikaners, der bei einem 9/11–Witz an die Decke geht. Ob das nun tatsächlich so ist oder nicht, spielt für unsere Beobachtung keine Rolle. Resultierend daraus sind nur zwei Dinge wichtig : Erstens sieht man, dass ein Mensch sich durch ein Unglück oder Benachteiligung auch angegriffen fühlen kann, auch wenn er nicht durch persönlichen Kontakt oder durch die elterliche Erziehung beeinflusst wurde. Zweitens sprießen aus solchen Klischees nur neue Witze.

Doch nun zur eigentlichen Debatte über den schwarzen Humor. Das allererste Argument, das überhaupt von der Seite der Opposition kommt, ist die Tatsache, dass man sich nicht über anderer Leute Unglück oder Benachteiligung lustig machen soll. Doch dieses Argument lässt sich mithilfe von zwei Argumenten für den schwarzen Humor bestens zurückschlagen.

Das Erste : man sollte grundsätzlich zwischen Schadenfreude und schwarzem Humor unterscheiden. Bei Schadenfreude macht man sich über das pure Unglück eines Menschen lustig, wohingegen man beim schwarzen Humor sich eher über den Zusammenhang eines Unglücks mit einer gewissen Situation lustig macht.

Als zweites Argument, welches den schwarzen Humor befürwortet, kann man anführen, dass es dem- oder derjenigen, über den oder die sich lustig gemacht wird , es ja nicht unbedingt schlechter geht, außer derjenige bekommt davon aktiv etwas mit, was dann aber schon wieder als Schadenfreude gilt. Viele der dargestellten Situationen sind gar nicht realistisch und andere Sprüche sind nur Vermutungen, die aus Klischees oder nicht böse gemeinten Verallgemeinerungen und Klischees entstanden sind ( zum Beispiel, dass alle Russen Vodka trinken). Zusammenfassend kann man also sagen, dass der Humor nicht dazu gedacht ist, andere Menschen zu verletzten oder zu demütigen, sondern dazu, unsere von sozialer Ungerechtigkeit, Krieg und Unglück geprägte Welt ein bisschen aufzulockern, und auf ironische Weise witzig zu machen.

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 01. December 2012
Kategorie: Die Welt da draußen

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