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Die Welt da draußen

Welches Imperium bricht?

von Carla Rieger

Der Chinesische Autor Liao Yiwu hat den diesjährigen Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels erhalten. Gefangen, gefoltert, getötet, so arbeitet die Chinesische Regierung ihre Gegner ab. Liao Yiwu schrieb über all das Belastende, das er miterlebt hat in China, über das Massaker ’89. Er kann nicht zulassen, dass alles vergessen wird, er dichtet, will Aufmerksamkeit, um eines Tages diese Übel beheben zu können. Er möchte das, was die Regierung nicht will. Er wurde gefangen genommen und gefoltert, doch er hat es überlebt. Seine Freunde sitzen immer noch in Gefängnissen, wie auch der Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo. Nicht anerkannt, nicht respektiert, dort, wo die Menschenrechte mit den Füßen getreten werden. Sie gehören zum Bodensatz einer scheinbar unendlich schnell aufstrebenden Diktatur.

Nur mit sehr viel Glück war es Liao Yiwu gelungen, sein Exil in Deutschland finden zu können, scheinbar abseits dieses Übels. Hier kann er den Mund aufmachen, um das zu sagen was er weiß und denkt. Hier kann er seine Werke und Worte ohne Angst veröffentlichen. Seine Texte, die er im Gefängnis verfasste, heimlich, in winziger Schrift, um nicht entdeckt zu werden, wurden schnell zu Bestsellern. Bei der Preisverleihung des Friedenspreises betont er mehrmals „Dieses Imperium muss auseinanderbrechen“. Die unmenschliche Regierung Chinas terrorisiert ausnahmslos alle, die nicht mitspielen. Tausende Menschen, die für Demokratie demonstrieren, werden auf dem „Platz des himmlischen Friedens“, der hier wohl anders heißen sollte, niedergeschlagen. Mit Panzern wird auf die hilflosen Menschen geschossen. Viele sterben. Liao spricht mit den wenigen Überlebenden, will es nicht vergessen. Darum schätzt er auch die deutschen Friedhöfe so, da man hier gedenkt. Die chinesische Regierung jedoch verdrängt.

Solange sich das chinesische Wirtschaftswunder, das scheinbar Positive über alles andere stellt und diese Entwicklung sich weiter fortsetzt, kann es dort nicht besser werden. Er kritisiert nicht nur sein Land China, sondern auch die Konsumgesellschaft, die hinter diesem Wirtschaftswunder steckt. Der Westen fördert. Wir, unbewusst Unterstützer einer der schrecklichsten Diktaturen? Wir wollen billige Kleider, Autos, Smartphones… und lassen uns dabei auf die Zusammenarbeit mit einem Land ein, aus dem wir scheinbar unendlich Profit ziehen können. Wir nutzen aus. Aber dreht China den Spieß um? Für dieses Wirtschaftswunder baute China auf westliche Technologien, die bereitwillig zur Verfügung gestellt wurden. Was geschieht, wenn dies alles nicht mehr gebraucht wird, wer gibt  dann die Regeln an? Gibt es dann einen Herrscher über den Westen? Will sich die ganze Welt von einer Diktatur bestimmen lassen? Haben wir denn nicht gelernt aus dem, was vor 70 Jahren war?

Freiheit ist das wichtigste Menschengut.

Bildquelle: Amrei-Marie (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

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Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 20. November 2012
Kategorie: Die Welt da draußen

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