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Die Welt da draußen

Je netter, desto gefährlicher

Bild: KJohansson

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Neurechte Familien haben fehlendes Engagment in Kindergärten einzelner deutscher Regionen für sich als Chance entdeckt, ihr Gedankengut zu verbreiten. Im Mittelpunkt stehen dabei aber nicht etwa die Eltern – der Nachwuchs soll von klein auf beeinflusst werden.

Besonders in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern ist man besorgt über die neuen völkisch- nationalen Nachbarn. Doch diese sind zunächst nicht als solche zu erkennen. Eher treten sie als sympathische Eltern auf, die sich in den Elternbeirat wählen lassen und Ausflüge begleiten. An solchem Engagment fehlt es vielerorts und so gewinnen sie schnell Vertrauen in Pädagogen und Eltern.
Denn die direkte Konfrontation mit der braunen Ideologie scheint überholt. Strategisch eröffnen die patriotischen Eltern Schritt für Schritt ihre Ansichten, zwischendrin beim Kaffee-Nachgießen während einem völkischen Nähkurs für andere Mütter. Sie bringen Kinderbücher mit in den Kindergarten, die erst bei genauerem Hinsehen ein rassistisches Bild vermitteln. Das macht die Mütter etwa vom Ring Nationaler Frauen, einer Unterorganisation der NPD, so gefährlich. Alleine ihr Geschlecht ist oft Tarnung genug; die Rechtsextremen mögen in Deutschland unterschätzt werden, aber den Frauen unter ihnen mutet man noch das Geringste zu.
Deswegen gilt es, aufmerksam zu sein. Sowohl Eltern als auch Pädagogen sollten aufmerksam werden, welche Mutter denn da dem Elternbeirat beitreten will, wenn ihr Thor beim Spielen völkische Versionen von Kinderliedern summt. Auch, wenn seine Eltern doch eigentlich ganz nett sind. Auch, wenn seine Mutter völkische Nähkurse anbietet. Dann vielleicht erst recht.

Von Meyra Coban

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 25. April 2012
Kategorie: Die Welt da draußen

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Ein Kommentar zu “Je netter, desto gefährlicher”

  1. Wohl seien zunächst einmal Patriotismus und die als im allgemeinen Sprachgebrauch dem völkischen Nationalismus verhaftet angesehene “Neue Rechte” voneinander abzugrenzen. Das Vaterland, sei es regional betrachtet, die Bundesrepublik oder die EU, bestärken zu wollen, sich ihm generell verbunden zu fühlen, ist freilich kaum als schlechte Eigenschaft einzustufen.

    Der Tenor des Artikel ist, wie sooft auf dieser Seite, sehr einseitig – die Polarisierung nicht nur gewünscht, sondern erklärtes Ziel. Eine nazistische Indoktrination unter dem Vorwand gesellschaftlichen Engagements ist frühzeitig zu erkennen, negative Folgen für die Kindesentwicklung müssen abgewandt werden.

    Auf der anderen Seite ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass bereits im Kindergarten oder der Kita weltanschauliche Modelle von anderer Seite vermittelt werden. Die ökologistischen Theorien, die teils krude Ausmaße annehmen, sind genauso “kritisch” zu hinterfragen. Schnell rücken beim Thema Ideologie Links- und Rechtsextreme sowie Islamisten, bzw. allgemein religiöse Fanatiker in den Mittelpunkt. Doch auch Zentrismus, Libertarismus und die Versteifung auf bestimmte, spezielle Themen sind, wie alle anderen Radikalisierungen und
    für-allgemeinverbindlich-Erklärungen sind falsch und führen zum politischen Einheitsbrei in der Mitte der Gesellschaft – schlicht, weil man verunsichert ist, wem überhaupt noch getraut werden kann.

    Geposted von Der Schwabe | April 29, 2012, 10:00 | Antworten

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