derfarbfleck

Die Welt da draußen

Sieben Wochen USA

Bild: Oom Piet's Reizen @ flickr.com

Bild: Oom Piet's Reizen @ flickr.com

Während ich in den letzten Jahren die Sommerferien dazu genutzt habe, um mich zu entspannen, zu feiern und meine Freizeit zu genießen, ging es in diesem Sommer noch vor dem offiziellen Ferienbeginn über den großen Teich. Der O’Hare International Airport in Chicago im Mid-East-State Illinois war mein erstes Ziel. Nach siebenstündigem Aufenthalt im Kopenhagener Flughafen und neunstündigem Flug kam ich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten an, während sich hier alle noch auf den Familientag vorbereiteten, bzw. diesen feierten und Zeugnisse und Preise ausgegeben wurden.Als ich Mitte September 2010, als gut ein Jahr vor dem „Urlaub“, mit meiner Tante telefonierte sah der Plan ganz anders aus, als es sich letztendlich ergab. Ich hatte mir gedacht, einen schönen Urlaub mit viel Freizeit vor meinem Abschlussjahr zu genießen und ein wenig von der USA und der amerikanischen Kultur zu erfahren. Als ich im Mai den Flug gebucht habe stand der Aspekt der Verbesserung meiner englischen Sprachfertigkeiten im Vordergrund, doch es kam anders.

Von Chicago sind es gut zwei Stunden Richtung Norden, bis man unweit von Milwaukee in einer Kreisstadt von Wisconsin ankommt, die Racine genannt wird. Dort würde ich, zumindest für den Großteil der Zeit, die nächsten sieben Wochen und zwei Tage wohnen. Racine liegt direkt am Michigan See, dem „großen See“, der Wisconsin und Michigan voneinander trennt.

Schon in der ersten Woche meines Aufenthalts hieß es ab in die Schule. Was Schule in den Ferien? Die Summer School der University of Wisconsin at Milwaukee, kurz UWM Summer School sollte meinen Tagesablauf für die nächsten zwei Wochen einteilen. Aufstehen, mit den Kindern spielen, an die Orgel zum Üben gehen und dann in die Schule, abends heimkommen, Baseball anschauen und Hausaufgaben machen. Ganz so geordnet war es dann doch nicht, da ich mich v.a. an die Hausaufgabenzeiten nicht vollständig gehalten habe und mehr den Kinderbeaufsichtiger gespielt habe.

Nach zwei Wochen ging es dann das erste Mal weg. Ziel: St. Louis, Missouri. Fahrtzeit: 6 Stunden. Aufenthaltsdauer: einen Abend und einen Morgen. Weitere Ziele: Louisville, Kentucky; Indianapolis, Indiana. Fahrtzeiten: 4 Stunden + 5 Stunden + Heimfahrt 6 Stunden. Gesamtereisedauer 2,5 Tage, gesamte Fahrtdauer: 21 Stunden. Aber es hat sich gelohnt, denn wann fährt man schon mal über 1.000Meilen innerhalb von drei Tagen und sieht einen der wichtigsten Triumphbogen, eine Baseballschläger Manufaktur, eine Pferde-Derby Rennbahn und einen Motorsport Racetrack?

Die darauffolgende Woche wurde daher ruhiger angegangen, es stand ja auch die Vorbereitung auf den ACT an.

Am folgenden Samstag wurde dennoch das nahe Chicago aufgesucht, um die dort ansässige University of Chicago am „Tag der offenen Tür“ zu besuchen und alles über die Institution herauszufinden, die in ihrer Art sehr ähnlich zu den Ostküstenuniversitäten ist. Campusführung, Studentengespräche, Informationsveranstaltungen und Stehempfang waren inklusive, selbstständiges Begehen der Universität folgte danach.

Am Freitag darauf durfte ich mich auf das – in der Familie ersehnte – „Baseballderby“ zwischen den Milwaukee Brewers und den Chicago Cubs freuen. Während die gesamte ansässige Familie mit den Brewers sympathisiert, hat sich mein ältester Cousin, dessen Frau und große Teile seines Freundeskreises den Chicago Cubs verschrieben. So wurde das Baseballspiel zum absoluten Highlight der Woche. Das die Brewers nach anfänglichem Rückstand i den Ausgleich und dann noch die Führung erzielten und dann mit 5:2 die Partie gewinnen konnte, war der krönende Abschluss des Tages.

Der darauffolgende Tag begann wieder sehr früh, da das Ziel Chicago Downtown hieß und neben Willis Tower und Central Station auch Buckingham Fountain und andere Sehenswürdigkeiten auf dem Programm standen. Und am Sonntag haben wir das legendäre Green Bay Packers Stadion, Lambeau Field, besucht – die American Football Arena des amtierenden und Rekord-Superbowl-Winner. Karten für ein Spiel zu bekommen ist eine Herkulesaufgabe, sofern man nicht über 500€ zahlen will, denn die Saisonkarten sind auf die nächsten drei bis fünf Generationen verkauft; über 88.000 Menschen stehen auf der Warteliste, jedes Jahr werden nur 50-70 Karten abgegeben, andere Plätze sind sehr rar (einige Plätze für das Auswärtsteam und die Bewohner des Kreises, die auch schon Jahre im Voraus verkauft sind). Auch die kommende Stadionerweiterung wird diese Situation kaum merklich entschärfen – maximal 6.000 neue Plätze werden kommen.

Daraufhin wurde dann dem Football Saisonauftakt entgegen gefiebert, den die Green Bay Packers deutlich mit 42:35 gegen die New Orleans Saints gewinnen konnten.

Wieder einmal ging es für mich, den Tag nach dem Sportereignis, auf Reisen. Dieses Mal war die Fahrt jedoch deutlich länger, als die Einzelfahrten drei Wochen zuvor: New York City, Fahrtdauer 14 Stunden, Aufbruch 5Uhr CST. Die Ankunft war jedoch glücklicherweise schon um 19Uhr, also eine Stunde früher als geplant. Nein, ich habe mich nicht verrechnet, denn in New York herrscht EST.

Am Samstag ging es auf das Empire State Building. Von dort aus konnte ich, wie schon vom Willis Tower eine grandiose Aussicht genießen, da das Wetter traumhaft schön war. Auch die anschließende Besichtigung von Midtown Manhattan war dank des wunderbaren Wetters fantastisch. Der folgende Tag führte mich in die Downtown, genauer in den Financial District von Manhattan. Natürlich gehört zu so einer Besichtigung, auch der Abstecher am Ground Zero und das Besichtigen der Wall Street, Trinity Church, usw. Der dritte Tag in New York City war vom Central Park und dem Guggenheim Museum geprägt. Abschließend konnte ich an meinem Geburtstag, dem einzigen regnerischen Tag die Freiheit mit ihren eigenen Augen sehen, bzw. zumindest aus ihrer Krone, nachdem uns die Fähre von Ellis Island aus hergefahren hatte.

Doch damit war, entgegen meiner Vorstellung und Information, meine Reise immer noch nicht beendet. Es hieß, dass es jetzt erst einmal Richtung Westen ginge, wohin uns die Straße genau führte vermochte ich jedoch nicht zu sagen. Nur, dass es sich nicht nur um Straßen Richtung Westen handelte, dass war mir klar. Als ich dann gut vier Stunden später „300 Miles to Buffalo“ auf einem Straßenschild las, war die Verwirrung perfekt. Drei Stunden später und gut 100 Meilen von Buffalo entfernt war dann die Reise für diesen Tag beendet – ich konnte es meiner Tante nicht zumuten um 1:20 a.m. weiterzufahren. Der folgende Tag begann mit einer Überraschung. „Heute geht es nach Kanada“ meinte meine Tante zum Aufstehen und die Müdigkeit, welche mich eigentlich im Bett hielt war sofort verflogen. Binnen der nächsten zwei Stunden waren wir dann knapp vor der Grenze, genauer gesagt am Niagara im US-amerikanischen Teil von Niagara Falls. Diese konnten wir dann auch bestaunen, zuerst den kanadischen Horseshoe-Fall und dann die amerikanischen Wasserfälle. Als ich dann die Karte zum Decklauf und zur Bootstour sah, erkannte ich mein Geburtstagsgeschenk. Keine zehn Minuten später stand ich keine drei Meter vom amerikanischen Wasserfall entfernt unter diesem. Der Regenmantel, den ich explizit dafür ausgehändigt bekommen hatte, war nicht wirklich dicht gewesen und so erlebte ich die Naturgewalt am eigenen Leibe, zumindest teilweise. Nachdem ich meine völlig durchnässten Kleider gewechselt hatte ging es dann auf die Bootstour und eigentlich hätte ich mir denken können, dass es keinen Sinn machen sollte nun trockene Kleider zu haben. Unsere Nähe zu den Wasserfällen hatte die Folge, dass ich zum zweiten Mal völlig durchnässt war. Wieder in trockenen Kleidern ging es dann über die Grenze. Vom drittgrößten ins zweitgrößte Land der Welt. Der Aufenthalt währte jedoch kaum eine Stunde, dann ging es wieder auf die Heimreise: Zehn Stunden Fahrt standen uns noch bevor. Abfahrt: 18:30Uhr EST, vermutliche Ankunft 05:30Uhr CST.

Zwei Tage später, am 11. September ging es dann auch schon wieder auf den Rückflug. Wer den Rückflugtermin ausgesucht hat, hat sich damals auch keine Gedanken über die Flughafenkontrollen gemacht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich eine sehr schöne Zeit in den Vereinigten Staaten verbrachte und wenn auch meist spontan, doch sehr viel erlebt und gesehen habe.

Von Sebastian Feifel

Dieser QR-Code enthält den Link zum Online-Artikel
Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 15. October 2011
Kategorie: Die Welt da draußen

Der Artikel ist urheberrechtlich geschützt und darf nur zu privaten Zwecken weiterverwertet werden. Jede andere Verwendung bedarf der schriftlichen Genehmigung des Autors. Für Leserbriefe nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion unterhalb des Online-Artikels.

2 Kommentare zu “Sieben Wochen USA”

  1. Ich hätte gerne etwas weniger über deine allgemeinen Erlebnisse als über deine Eindrücke von sieben Wochen USA gehört… Und was “ACT” ist, weiß glaub ich auch nicht jeder, der diesen Artikel liest. Aber sonst – sieben Wochen hätte ich auch liebend gerne so verbracht!

    Geposted von Dreadhead | October 15, 2011, 15:04 | Antworten
  2. Hallo Dreadhead,

    vielen Dank für Deinen Kommentar und die Anregungen.
    Es stimmt, dass ich vielleicht mehr auf meine Eindürcke hätte eingehen können, doch habe ich bewusst mehr Wert auf die Ereignisse gelegt, die ich erlebt habe.
    Auch die Anmerkung zum ACT hat sicher seine Berechtigung, auch wenn ich darauf im nächsten Artikel noch genauer eingehen werde, sei kurz gesagt, dass es sich dabei um einen Zulassungstest für die amerikanischen Colleges handelt.
    Ja, es war eine sehr schöne und lehrsame Zeit.

    Sebastian Feifel

    Geposted von SebastianFarbfleck | October 15, 2011, 17:29 | Antworten

Lass einen Kommentar da