derfarbfleck

Farbflecken

Die Freude am Leben

Bild: Sindre-Wimberger @ flickr.com

Bild: Sindre-Wimberger @ flickr.com

Es gibt eine große Menge an Sachen, die uns erfreuen. Diese variieren je nach persönlichen Vorlieben natürlich stark, aber einige Dinge erfreuen doch die Mehrheit aller Menschen, wenn auch sicher in unterschiedlichster Ausführung.

Das erste Beispiel, das mir spontan dazu einfällt, ist Musik. Niklas mag Rock, Annika Klassik und Jens Techno bevorzugen, doch alle hegen sie eine Leidenschaft für die jeweilige Richtung. Der Genuss einer bestimmten Musik kann meiner Meinung nach zwei Gründe haben. Der erste ist die simple Faszination für das Spiel der Töne, der andere die Erinnerungen, die mit einer Melodie verknüpft ist. Sie müssen nicht einmal an eine bestimmte Situation erinnern. Es kann genauso gut ein Gefühl sein. Oder die Vertrautheit, die damit einhergehen kann. An dieser Stelle folgt der beliebte Hinweis auf das Baby, das die von der Mutter in der Schwangerschaft gehörte Musik unterbewusst wiedererkennt und sich wohl fühlt. Auch jetzt höre ich Herbert Grönemeyer, dessen Musik ich in meiner Kindheit dank meiner Mutter ständig gehört habe, und obwohl ich ihn normalerweise wahrscheinlich hassen würde, liebe ich es jetzt, mir von ihm das Gefühl geben zu lassen, ich wäre zu Hause, auch wenn ich mehrere hundert Kilometer davon entfernt bin. Zu dem mit einer bestimmten Situation verbundenen Lied kann ich erwähnen, dass mich „White Flag“ von Dido immer an meinen Türkeiurlaub zusammen mit meiner Freundin erinnern wird. Ich glaube, solche Assoziationen kann jeder nachvollziehen.

Ein anderer Grund, sich zu freuen, sind natürlich andere Menschen. Liebe, Freundschaften, aber auch lose Bekanntschaften. Neue Kontakte zu knüpfen und alte zu pflegen lohnt sich. Mag es auch einige Einsiedler geben, denke ich trotzdem, dass jedem Menschen hin und wieder etwas Gesellschaft gut tut. Das Gefühl, dass jemand einem beisteht, man nicht allein ist. Ja, auch zu sehen, dass andere genauso Probleme haben wie man selbst, kann beruhigen. Außerdem freut es den weniger selbstsüchtigen Teil der Gesellschaft, zweifelsohne der größere, anderen eine Freude zu machen, sie zu trösten, ihnen etwas zurückzugeben. An Weihnachten fällt dies immer besonders auf. Hat man sich die Mühe gemacht originelle Geschenke auszusuchen, ist man mindestens genauso gespannt auf die Reaktion des Beschenkten, wie auf die eigenen Geschenke. Das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben, geht mit einem dankenden Lächeln einher. Überhaupt sind Gefühle wohl einer der wichtigsten Faktoren auf unserer Freudenskala. Am stärksten und unerwartetsten trifft uns wohl das Verliebtsein. Schmetterlinge im Bauch und ein warmes Gefühl in der Brust die ganze Zeit. Umso stärker, wenn das Gefühl erwidert wird. Nicht selten hört man sie in Liedern und Gedichten, die Anklage, nicht in die Person verliebt zu sein, sondern bloß in das Gefühl. Zwar nicht besonders schmeichelhaft für die Person, jedoch meiner Meinung nach völlig nachvollziehbar, wenn man es aus der Sichtweise des nach Freude Strebenden betrachtet.

Doch es müssen nicht einmal so große Dinge sein, an denen man sich erfreut. Es reicht völlig der Anblick einer perfekten Schneelandschaft, die Blütenfülle eines Kirschbaumes im Frühjahr und auch nur der Marienkäfer, der auf dem Fuß gelandet ist. Es reicht der Anblick der Sonnenstrahlen, die sich durch die Wolkendecke drängen, das Geräusch des Regens am Fenster und drinnen zu sitzen, wenn es draußen gewittert. Es reicht die schöne Gestaltung einer Hausfront, ein besonders kreatives Graffiti und das Gemälde, das die Nachbarskinder mit Fingerfarbe an ihr Fenster geschmiert haben.

Denn eigentlich, geht es doch nicht um die Beschaffenheit der Dinge, sondern um unsere Einstellung dazu. Gerade aus diesem Grund heißt dieser Artikel auch „Die Freude am Leben“, obwohl ich bis jetzt nur über die Freuden im Leben geschrieben habe. All diese Dinge sind nichts wert, wenn wir uns nicht vornehmen, sie zu genießen. Kaum jemandes Leben kann wirklich nur schlecht sein. Die negativen Seiten können ihn höchstens dazu gebracht haben, die positiven nicht mehr zu sehen. Manchmal ist es geradezu anstrengend, sich daran zu erinnern, dass man sich mancher alltäglicher Dinge bewusst werden und sie genießen muss. Und wenn es gerade allzu schwer ist, so ist es wohl an der Zeit, sich etwas Kleines zu gönnen, als Erinnerung, dass nie alles schlecht ist, und als Anstoß, das andere Schöne ebenfalls zu sehen. Das muss nicht unbedingt heißen, dass man Geld ausgeben muss. Ein langes Gespräch mit einem Guten Freund kann viel mehr bedeuten als ein neues Kleidungsstück oder ein neues Computerspiel, auch wenn diese zweifelsohne nicht zu verachten sind. Es gehört zu den wichtigsten Dingen im Leben, nicht zu vergessen, dass es eine Freude ist, am Leben zu sein.

Von Anna Schweicher

Dieser QR-Code enthält den Link zum Online-Artikel
Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 01. June 2011
Kategorie: Farbflecken

Der Artikel ist urheberrechtlich geschützt und darf nur zu privaten Zwecken weiterverwertet werden. Jede andere Verwendung bedarf der schriftlichen Genehmigung des Autors. Für Leserbriefe nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion unterhalb des Online-Artikels.

2 Kommentare zu “Die Freude am Leben”

  1. Danke, jetzt weiß ich endlich, wie ich oberflächlich glücklich bin.

    Geposted von Mouvement | June 1, 2011, 14:09 | Antworten
    • … wie sich dein Glück oberflächlich, d. h. nach außen, manifestiert. Als ob man oberflächlich glücklich sein könnte…

      Geposted von Banshee | June 2, 2011, 00:38 | Antworten

Lass einen Kommentar da