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Die Welt da draußen

Erlöser Kretschmann an Ostern auferstanden

Bild: GRÜNE Baden-Württemberg @ flickr.com

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Am Ostersonntag ist uns Winfried Kretschmann in der Bild-Zeitung wieder erschienen. Auferstanden, nach mehr oder minder erfolgreichem Überwinden der Schwierigkeiten der Koalitions- verhandlungen mit der SPD, die kurz vor dem Scheitern standen.

In dem Bild-am-Sonntag-Interview (http://www.bild.de/politik/inland/winfried-kretschmann/weniger-autos-in-deutschland-teil-1-17565982.bild.html, übrigens wirklich lesenswert) zeigte Kretschmann erstmals nach der Wahl sein wirtschaftspolitisches Geschick; er, der dies bereist in jungen Jahren im Kommunistischen Bund Westdeutschlands bewies. So fordert er: „Wir müssen in Zukunft Mobilitätskonzepte verkaufen und nicht nur Autos. Dazu gehören Laufen, Fahrradfahren, Autofahren, Eisenbahnfahren.“ Mit der S-Klasse werden also demnächst S-Klasse-Turnschuhe, S-Klasse-Fahrräder und S-Klasse-Bahn-Cards verkauft, Airbag und Hybrid bei allen natürlich inklusive. Wie er all das durchsetzen will? Nun ja, die konsequente Verwendung von „wir“ legt einen lang gehegten Traum Kretschmanns nahe: die Verstaatlichung der bösen Automobilindustrie! Oder sogar den ganzen Süd-Westen? Landesvater Mappus hat jedenfalls mit seinem EnBW-Deal bereits solide Vorarbeit geleistet.

Weniger Autos seien natürlich (sic!) besser als mehr. Die Begründung für seine These: „Denn wenn die Chinesen genauso viele Autos fahren wollen, wie wir das bisher tun, dann ist das ruinös für den Planeten.“ Er vergaß zu erwähnen, dass auch weniger Menschen natürlich besser seien als mehr, immerhin ist der Mensch ja der Grund allen Übels. Seine ehemaligen chinesischen Freunde, mit denen er gemeinsam auf die Internationale angestoßen hat, haben dafür übrigens bereits eine andere Lösung gefunden – bekanntermaßen eine familienpolitische.

Wohlan, folgen wir in der neuen Legislaturperiode dem Kretschmannschen Minimalisierungsansatz getreu dem Motto: „Und es mag am deutschen Wesen einmal noch die Welt genesen“ – auch wenn uns vermutlich keiner folgen wird. Immerhin haben wir dann einen Platz in allen Geschichtsbüchern der Zukunft: „Das deutsche Volk, einst bekannt für seine qualitativ hochwertigen Industrieprodukte, wollte der Welt eines Tages beweisen, wie man ökologisch vorbildlich handelt. Leider ward es kurz daraufhin wie vom Erdboden verschluckt“.

Nach Kretschmann, sei es das Ziel, zu zeigen, dass Wohlstand möglich sei, ohne Lebensgrundlagen zu zerstören. Auf die Frage, ob mit seiner Politik nicht 180.000 Arbeitsplätze allein in der Region Stuttgart gefährdet seien, antwortet er: „Im Gegenteil: Wenn die Automobilindustrie es nicht schafft, grüner zu werden, wird sie keine Zukunft haben.“ Und das entscheidet natürlich am besten die Politik. Fazit: Warten wir nun gespannt Genosse Kretschmanns Fünf-Jahres-Plan ab.

Von Cornelius Römer

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 06. May 2011
Kategorie: Die Welt da draußen

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10 Kommentare zu “Erlöser Kretschmann an Ostern auferstanden”

  1. ziemlich unausgewogen und reichlich tendenziös, dieser artikel. ich begreife nicht, dass so mancher hier immer noch nicht verstanden hat, dass die zeit der kurzsichtigen politik (in bw zumindest) endgültig vorbei ist. irgendwann muss endlich mal ernst gemacht werden, sonst fliegt uns der planet um die ohren.

    Geposted von iudex | May 6, 2011, 14:52 | Antworten
      • Lieber iudex, da gebe ich dir Recht. Ausgewogen ist der Artikel sicherlich nicht. Ich muss aber sagen, dass er auch nicht als solcher konzipiert war.

      Geposted von Cornelius | May 8, 2011, 23:01 | Antworten
  2. Corny, du alter Zyniker. So lächerlich seine Sprüche auch gewesen sein mögen, Umweltschutz ist ein wichtiger Punkt. Wie man da hinkommt, ist eine andere Frage.

    Geposted von Girlyman | May 6, 2011, 15:40 | Antworten
  3. ich denke, dass hier einige sehr wichtige Punkte angesprochen werden, die von unseren lieben Umweltschützern und sonstigen vorschnell vergessen wurden:
    Kretschmann hat viele Ziele, aber keinen Plan, wie er sie richtig realisieren will. Er möchte am liebsten alles durch umschichten finanzieren. Aber wenn er erst die Industrie verkrault und das Land unattraktiv geworden ist, dann gibt es auch keinen Spielraum mehr, für Umweltpolitik, denn ohne Geld schafft nicht einmal Herr Kretschmann.

    Geposted von SebastianFarbfleck | May 6, 2011, 15:58 | Antworten
  4. Hey Corny,
    Du bist seit diesem Artikel mein Held!
    Endlich wird einmal aufgezeigt, mit welcher Vollidiotie BW von nun an regiert werden wird. So wird die Welt wohl auch daran eher erkranken als genesen.
    <3 für dich!

    Geposted von reus | May 8, 2011, 13:02 | Antworten
  5. Zur Abwechslung mal ein kleines Quiz als Kommentar:
    Frage 1: Wer seine Meinung bzw. Einstellung im Laufe seines Lebens ändert, …
    a) ist ein Opportunist
    b) zeigt, dass er etwas dazugelernt hat
    c) hat kein Rückgrat
    Frage 2: Wer den Versuch unternimmt, Ökonomie und Ökologie unter einen Hut zu bringen, …
    a) ist ein Opportunist
    b) hat die Zeichen der Zeit erkannt
    c) ist ein grüner Spinner
    Frage 3: Der Autor des Artikels ist vermutlich …
    a) ein Fan von Bild und BamS
    b) FDP-Anhänger
    c) kurzsichtig
    Schade, “richtige” Antworten gibt es nicht – das Quiz soll vielmehr zum Nachdenken anregen.
    Und vielleicht sollten diejenigen, die jetzt schon verzweifelt gegen die von Grün-Rot vorgeschlagenen Änderungen wettern, erstmal abwarten, bis die Regierung überhaupt im Amt ist …

    Geposted von Stefan Münch | May 9, 2011, 19:14 | Antworten
  6. Zu erst einmal möchte ich sagen, dass ich die Diskussion zu diesem Artikel äußerst unausgewogen und tendenziös finde.

    Sehr guter Konter! Antwort c) bei der dritten Frage ist schon mal definitiv richtig, wie unschwer zu erkennen, bin ich kurzsichtig. Ich finde, Satire sollte erlaubt sein und nicht gleich mit der Moralkeule geächtet werden. Ãœbertreibungen etc. gehören einfach dazu. Um beim Fragebogen zu bleiben: Schließlich wurde die FDP in den Medien auch nicht gerade geschönt dargestellt (was keinesfalls heißen soll, dass ich mich dieser zugehörig fühle). Grüne Politik muss genauso kritisiert werden dürfen, wie die böse Atom-Lobby (Ãœbrigens gibt es auch eine mächtige Solarstrom-Lobby, die zwar offiziell das beste für die Welt will. Wer sich aber einmal die Fakten vor Augen hält erkennt schnell, dass hier der Bevölkerung etwas vorgegaukelt wird)! Sie trägt keinesfalls einen Heiligenschein und wird, so denke ich – und daraus resultiert dieser Artikel – viel zu unkritisch gesehen. Ich sehe auch nicht ein, eine Schonfrist für die neue Regierung zu achten, wenn Sie es mir mit den oben genannten Äußerungen so leicht macht. Fortschritt ist gut, jedoch sollten wir uns nicht von simpel und auf den ersten blick logisch klingenden Argumenten verschaukeln lassen. Ich hoffe, es erscheint demnächst ein satirischer Artikel, der in die entgegengesetzte Richtung geht, oder fehlen da vielleicht die Gelegenheiten?

    Geposted von Cornelius | May 9, 2011, 23:12 | Antworten
  7. Hey Corny,

    ich finds echt lustig, wie diese Aussage von ihm hochgepuscht wir….
    Er hat auch danach in der Tagesschau seine Aussagen nochmal konkretisiert und da ist deutlich herausgekommen, dass es bei dieser Aussage keineswegs um kommunistische Verstaatlichung geht oder der gleichen, sondern um ökologisch-nachhaltige Politik. Ich finde es auch äußerst amüsant, dass du ihn in eine Reihe mit Mappus und den Kauf von ENBW-Aktien stellst. Denn das hat nun mal überhaupt nichts miteinander zu tun. Man hat versucht dies für BW als Kapitalanlage zu benutzen. Was dass den Steuerzahler gekostet hat, haben wir geshen…
    Deshalb denke ich das der Grün-Rote Ansatz in BW ein guter ist und hoffentlich endlich Veränderungen in bedeutenden Kernfragen bringen wird…

    Geposted von dicaja | May 10, 2011, 11:46 | Antworten
  8. Hallo,
    ich finde diesen Artikel sehr einseitig. Natürlich ist uns allen klar dass mit einer Rot-Grünen Regierung nicht zwangsläufig alle Probleme gelöst werden, die wir auch schon bei der vorherigen Regierung hatten. Trotzdem ist es absolut sinnlos, die neue Regierung jetzt schon zu kritisieren.
    Meiner Meinung nach ist vorallem die Automobil Industrie gezwungen endlich auf erneuerbare Energien umzustellen, wobei es doch nicht so schlecht wäre an einem Strang mit dem Staat zu ziehen.
    Wir können nicht leugnen das die Pole schmelzen, etc. Sollten wir jetzt nicht endlich damit anfangen hinter unserenÜberzeugungen und Parteien zu stehen, anstatt die der anderen zu kritisieren?
    Sollten wir nicht den Tatsachen ins Auge sehen und endlich ein Mal handeln?
    In diesem Punkt habe ich bei der vorherigen Regierung einige Defizite gemerkt.

    Wir müssen endlich auch selber etwas tun, anstatt zu hoffen dass die Politiker all unsere Probleme lösen, denn darauf können wir noch lange warten, egal mit welcher Partei…
    Also Leute, umsteigen auf Öko-Strom, Geräte auch Mal ausschalten und nicht einfach nur zu schauen.

    Geposted von XXS | May 13, 2011, 20:18 | Antworten
  9. Wikipedia beschreibt unter „Eine Glosse (von griechisch γλῶσσα, glóssa, „Zunge, Sprache“, über lateinisch glossa) ist … ein kurzer und pointierter, oft satirischer oder polemischer, journalistischer Meinungsbeitrag in einer Zeitung oder Zeitschrift.“
    Und unter „Journalistische Glosse: Im modernen Journalismus bezeichnet man als Glosse einen kurzen, pointierten Meinungsbeitrag, der sich von Kommentar und Leitartikel durch seinen polemischen, satirischen oder feuilletonistischen Charakter unterscheidet. Journalistische Glossen werden verfasst sowohl zu lustigen als auch zu ernsten Themen, zu „großen“ weltpolitischen ebenso wie zu „kleinen“ lokalen Ereignissen. Dabei ist es für die Lokalglosse von besonderem Reiz, das Fundstück einer unscheinbaren lokalen Begebenheit in eine “größere” Thematik einzubetten. Für beide, für die Glosse in der überregionalen Presse wie für die Lokalglosse, gilt gleichermaßen, dass ihre überzeugende oder unterhaltende Wirkung von der formal und inhaltlich leichten Eleganz des Textes abhängt, zu der eine verblüffende Ãœberschrift, Wortspiele, Wissens- und Bildungshäppchen, ein überraschender Schlussgag und – vor allem – Komik beitragen. Häufig angewandte Stilmittel sind daher Ironie und Ãœbertreibung (Hyperbel). „Die Glosse ist die kürzeste und daher die schwerste journalistische Stilform.“ (Emil Dovifat)“ …
    Cornelius, der Artikel ist vielleicht etwas zu lang geraten und die inhaltlich leichte Eleganz ist noch steigerungsfähig, aber immerhin hast Du erfolgreich das Stilmittel der Glosse angewendet. Nunmehr 10 Kommentare zu diesem Artikel sind Rekord in diesem Jahr, abgesehen natürlich von den wohlverdienten Gratulationen für den Farbfleck zum Preis im SPIEGEL-Schülerzeitungswettbewerb mit 11 Kommentaren.
    Man mag sich über Deinen Artikel ärgern, ihn ernst nehmen oder als Glosse verstehen, immerhin gibt er uns Lesern Anlass zur (zu ernsthaften?) Diskussion.

    Geposted von Satyros | May 14, 2011, 15:44 | Antworten

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