derfarbfleck

Wir hier drinnen

Zwischen WWW, kleinsten Teilchen und Fußball der Spitzenklasse

Bild: Sebastian Feifel

Bild: Sebastian Feifel

Vom 4. bis zum 7. April fuhren wir, Teilnehmer des Additums Elementarteilchenphysik und Interessierte der Physik, zu einer Exkursion in die französische Schweiz nach Genf, wo die europäische Organisation für Kernforschung (CERN) ihren Sitz hat.

Der 4. April begann (zu) früh: Um 4.20 Uhr haben wir uns vor dem Internat getroffen, von wo uns dann schließlich Herr Matanovic an den Bahnhof gefahren hat (vielen Dank dafür!). Um 4.44 Uhr begann unsere eigentliche Reise: Von Schwäbisch-Gmünd über Stuttgart, Karlsruhe und Basel, bis wir am Geneve Aeroport angekommen sind. Und schnell mussten wir feststellen: In der Schweiz ist vieles anders. Die Sprache, die Währung und vor allem: Alles war irgendwie viel teurer als in Deutschland…

Als wir schließlich über Umwege auf dem Gelände des CERN ankamen und unsere Besucherausweise bekamen, wurden wir schon von einem Mitarbeiter begrüßt und bekamen eine erste Führung durch das Gelände und besuchten LINAC II (einem Linearbeschleuniger) und die Stelle, wo die Protonen für den großen Beschleunigerring LHC hergestellt und eingeschleust werden. Hinterher konnten wir unsere Zimmer in einem Hotel, das nicht weit vom Hauptgebäude entfernt war, beziehen.

Am weiteren Nachmittag besuchten wir SM18, wo Dipolmagnete, die die Teilchen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit bringen, gewartet werden. Hierbei erfuhren wir außerdem viel über supraleitende Kabel, die unter extremsten Bedingungen im Beschleuniger Strom leiten können.

Abends gingen wir in eine Kantine des CERN. Das Essen war gut… aber teuer. Und alles stand auf Französisch auf den Tafeln, was das Zusammenrechnen der Gesamtsumme etwas erschwerte.

Herr Bauer führte uns dann noch zu dem Büro, in dem das World Wide Web von Tim Berners-Lee 1989 erfunden wurde. Heute erinnert eine Metalltafel an die Erfindung, die kommende Generationen verändert hat.

Das Programm des nächsten Tages begann um 8 Uhr mit einer Masterclass, wo wir „echte“ (gut, sie waren ein bisschen manipuliert) Daten eines Detektors auswerten konnten.

Nach dem Mittagessen teilten wir uns in drei Gruppen auf und fuhren nach Genf, um eine Schnitzeljagd zu machen. Wir rannten durch die ganze Stadt und erfuhren nebenbei auch noch viel über berühmte Personen, wie Henry Dunant, der das Rote Kreuz gegründet hat, die dort geboren oder auch, wie die österreichische Kaiserin Elisabeth, dort gestorben sind. Auch das Gebäude der UN oder der WIPO haben wir aufgesucht, um Fragen über diese zu beantworten.

Das Ziel dieser Schnitzeljagd war das Café du Soleil, in dem man schon mit einem Käsefondue auf uns wartete.

Der Mittwoch begann mit dem Bau einer Nebelkammer, mit der man kosmische Strahlung nachweisen kann (immerhin gab es für dieses Experiment oder dessen Nachfolger schon drei Nobelpreise).

Hinterher trafen wir uns mit zwei Physikern, der eine Experte für Detektoren und Teilchenphysik, die andere für Beschleunigerphysik. Diese konnten wir zwei Stunden lang mit unseren Fragen löchern.

Auch die Illuminati-Fans kamen heute auf ihre Kosten, als wir die „Antimateriefabrik“ besuchten. Dort mussten wir erfahren, dass man niemals einfach so ein Gramm Antiwasserstoff herstellen kann, da man ihn zum einen nicht einmal eine Sekunde aufbewahren kann, und man zum anderen eine ganze Ewigkeit bräuchte, um ein Gramm herzustellen.

Bild: Sebastian Feifel

Bild: Sebastian Feifel

Während diesem ganzen Programm stellten wir fest, dass das CERN ein riesiger Betrieb voller Menschen ist. So groß sogar, dass es eine eigene Fußballmannschaft hat. Und zufälligerweise fand an diesem Abend das Spiel der Giganten statt: CERN gegen die Genfer Verkehrswerke.

Der Sieg wurde hart umkämpft, doch dank der Fähigkeit, den Ball perfekt berechnen zu können, gewannen die Physiker souverän mit 4:1.

An unserem letzten Morgen in Genf besuchten wir den Detektor LHCb, welcher vor allem auf die Detektion von B-Mesonen (bzw. ihre Zerfälle) spezialisiert ist. Gleich daneben befindet sich das CAST-Experiment, welches nach einem neuartigen Teilchen der Dunklen Materie, dem Axion, sucht. Axion ist eigentlich ein beliebtes Waschmittel im englischsprachigen Raum, und das Teilchen wurde deswegen so benannt, weil es viele ungelöste Probleme in der Physik „wegwaschen“ würde.

Danach konnten wir das Globe besuchen, in welchem dargestellt wird, welche Innovationen CERN für Medizin, Physik, Technologie oder auch für das Internet gebracht hat.

Da war unser Aufenthalt schon vorbei und es ging mit dem Zug zurück in Richtung LGH. Groß war auch die Freude, als die ersten mit ihrem Handy deutsche Netze empfangen konnte, und man nicht mehr ein kleines Vermögen für eine SMS zahlen musste.

Hinterher waren wir uns allerdings einig: Das CERN würden wir jederzeit gerne wieder besuchen!

Von Jennifer Habbes

Dieser QR-Code enthält den Link zum Online-Artikel
Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 14. April 2011
Kategorie: Wir hier drinnen

Der Artikel ist urheberrechtlich geschützt und darf nur zu privaten Zwecken weiterverwertet werden. Jede andere Verwendung bedarf der schriftlichen Genehmigung des Autors. Für Leserbriefe nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion unterhalb des Online-Artikels.

2 Kommentare zu “Zwischen WWW, kleinsten Teilchen und Fußball der Spitzenklasse”

  1. Man das ist doch echt gefährlich – da wimmelt es doch nur so von schwarzen Löchern und böser dunkler Materie….

    Guter Bericht – Gute Idee. Muss ich bei Zeit auch mal noch machen so eine Cern-Fahrt.

    Geposted von blueyo | April 16, 2011, 11:12 | Antworten
  2. Ein wirklich sehr unterhaltsamer Text, Jennifer! Du solltest öfter etwas schreiben. Das ist mal ein ganz neuer Blick auf CERN :) Schön, dass Herr Bauer die Fahrt mit euch machen konnte.

    Geposted von Banshee | April 16, 2011, 22:44 | Antworten

Lass einen Kommentar da