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Thilo Sarrazin: Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzten

Bild: oparazzi photos@flickr.com

Als das Buch von Thilo Sarrazin veröffentlicht wurde, war es schon in aller Munde und wurde von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Medien stark kritisiert. Nachdem die Bildzeitung und der Spiegel vorab Auszüge des Buches veröffentlicht hatten, warf man Sarrazin vor in diesem Buch antisemitistische und rassistische Aussagen zu tätigen. Als das Buch dann am 30. August 2010 erschien war das Interesse der Bevölkerung so groß, dass die Erstauflage von 25.000 Büchern sofort vergriffen war. Doch was will Sarrazin mit diesem Buch bezwecken? Und vor allem worum geht es in diesem Buch? Diese Fragen möchte ich in diesem Artikel versuchen zu beantworten.

Doch vorab erstmal einige Informationen zu der Person Sarrazin. Geboren am 12. Februar 1945 in Gera, machte er als Sohn eines Arztes 1965 sein Abitur an dem altsprachlichen Gymnasium Petrinum in Recklingshausen. Nach Leisten seines Wehrdienstes, studierte er dann von 1967 bis 1971 VWL an der Universität Bonn und arbeitete danach bis 1973 für diese als Assistent im Institut für Industrie- und Verkehrspolitik. 1973 wurde er dann als Dr. rer. pol. promoviert. Von 1973 bis ins Jahr 1990 war Sarrazin dann im öffentlichen Dienst tätig u.a. als Referatsleiter im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung. Von 1990 bis 1991 arbeitete Sarrazin für die Treuhandanstalt. Bis 1997 war er Staatssekretär im Ministerium für Finanzen in Rheinland-Pfalz, danach Vorsitzender der Geschäftsführung der Treuhandliegenschaftsgesellschaft. Von 2000-2001 arbeitete Sarrazin dann für die Deutsche Bahn, 2002 wurde er schließlich Bundesfinanzsenator in Berlin, welche Tätigkeit er dann 2009 aufgab, um in den Vorstand der Deutschen Bank aufzurücken, aus welchem man ihn dann am 1. Oktober 2010 entließ, nachdem die Deutschen Bank aufgrund seines Buches und seiner Aussagen einen Imageschaden zu beklagen hatte.

Nun zum Buch selbst: Sein Buch besitzt 9 Kapitel und eine Einleitung. In der Einleitung und den ersten beiden vergleichsweise kurzen Kapiteln seines Buches schreibt Sarrazin über einen „historischen Abriss“ zu „Staat und Gesellschaft“ sowie einen „Blick in die Zukunft“. Danach versucht er die Zeichen des Verfalls aufzuzeigen.
Im nächsten Kapitel „Armut und Ungleichheit“ schreibt Sarrazin über verschiedenen Armutsdefinitionen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und das Individuum. Er übt auch noch Kritik daran, wie die Öffentlichkeit mit dem Thema Armut umgeht.
Im Kapitel: „Arbeit und Politik“ beschäftigt Sarrazin sich mit den Veränderungen der Arbeitswelt, durch die Globalisierung. Dabei beschreibt er die quantitativen und qualitativen Veränderungen der Arbeitswelt und diskutiert über die „Politische Einflussnahme auf den Arbeitsmarkt“. Am Schluss zieht er das Resümee, dass, das deutsche arbeitsmarktpolitische Konzept falsch sei und man sich am amerikanischen Workfare Konzept orientieren sollte.
Im nächsten Kapitel: „Bildung und Gerechtigkeit“ schreibt Sarrazin über die Ziele der Bildung, sowie die Chancengleichheiten und er vergleicht auch noch die einzelnen Schulsysteme. Hier kommt er schließlich zu der Lösung, dass wir im deutschen Bildungssystem einiges verändern sollten und macht dazu auch konkrete und kompetente Vorschläge wie z.B. den Besuch von Krippen, die ihrerseits darauf ausgerichtet wären, Defizite in der elterlichen Zuwendung und Sorge zu kompensieren. In den nächsten beiden Artikeln jedoch ist Sarrazin, ganz klar über das Ziel hinausgeschossen. Im Kapitel: „Zuwanderung und Integration“ schreibt er über den Islam, Migranten in Deutschland und eine Parallelgeselschaft, die es zwischen unsren Kulturen in Deutschland hat. Und auch wenn er mit manchen Aussagen recht hat, haben Aussagen wie diese: „Ganze Clans haben eine lange Tradition von Inzucht und entsprechend viele Behinderungen. Es ist bekannt, dass der Anteil der angeborenen Behinderungen unter den türkischen und kurdischen Migranten weit überdurchschnittlich ist. Aber das Thema wird gern totgeschwiegen. Man könnte ja auf die Idee kommen, dass auch Erbfaktoren für das Versagen von Teilen der türkischen Bevölkerung im deutschen Schulsystem verantwortlich sind“ einzig und allein nur noch rassistische Züge. Auch im Kapitel: „Demografie und Bevölkerunspolitik“ tätigt Sarrazin rassistische Aussagen. Zuerst schreibt er über Zuwanderung, welche er nicht als Lösung für unsere zukünftigen Probleme sieht. Danach über die Fortpflanzungsbereitschaft erwerbstätiger Eltern. Bei diesem Punkt trifft Sarrazin Aussagen wie: „beispielsweise bei abgeschlossenem Studium für jedes Kind, das vor Vollendung des 30. Lebensjahres der Mutter geboren wird, eine staatliche Prämie von 50.000 Euro ausgesetzt werden. […] die Prämie – und das wird die politische Klippe sein – dürfte allerdings nur selektiv eingesetzt werden, nämlich für jene Gruppen, bei denen eine höhere Fruchtbarkeit zur Verbesserung der sozioökonomischen Qualität der Geburtenstruktur besonders erwünscht ist.“
Im letzten Kapitel beschreibt Sarrazin dann noch auf ironische Art, zwei Möglichkeiten für Deutschland in 100 Jahren: „ein Traum und ein Albtraum“.
Meine persönliche Meinung zu diesem Buch ist, dass es viele Wahrheiten ans Licht bringt, welche man sich aber auch selbst denken kann. Dass wenn die Bevölkerung Deutschlands weniger arbeitet und die Entwicklung unserer Wirtschaft irgendwann stillsteht, es zum Rückschritt kommt dafür muss ich kein Buch lesen. Des Weiteren enthält sein Buch auch noch einige dumme Aussagen, z.b ist er der Überzeugung, dass an unsrer Milch im Kühlfach von Aldi, zehntausend Menschen mitgearbeitet haben und dies in der Produktion und der Logistik. Ohne die letzten beiden Kapitel hätte es kein mediales Gewitter um das Buch gegeben und man hätte Sarrazin auch nicht wegen seinen Buch kritisieren, und als Rassist bezeichnen müssen, doch diese Kapitel sind eben ganz klar antisemitisch und rassistisch geprägt. Letztendlich hat Sarrazin mit diesem Buch, woll sein Ziel erreicht: nämlich nicht nur zu provozieren sondern eine möglichst große Auflage zu verkaufen, was ihm gelungen ist. Damit auch wir diesem Buch noch etwas Gutes abgewinnen können, sollte man Sarrazin zugute halten, dass, er eine längst überflüssige Debatte über Migration und Einwanderung angestoßen hat. Dies war meine persönliche Meinung und eine kurze Inhaltszusammenfassung des Buches, ich empfehle den Kauf nicht und wenn doch dann dem Leser dieses Buch mit Ironie und Abstand zulesen sowie es auch nicht zu ernst zu nehmen.

Von Tim Weiss

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 01. April 2011
Kategorie: Ausgestrahlt und Abgedruckt

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Ein Kommentar zu “Thilo Sarrazin: Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzten”

  1. der wa nich bei dr Deutschen Bank sondern bei der Bundesbank

    Geposted von lghoh | April 1, 2011, 16:03 | Antworten

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