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Die Welt da draußen

8 – eher 7 – Tage Frankreich

Bild: JA_FS @ flickr.com

Bild: JA_FS @ flickr.com

Vom 6. bis zum 14. Februar 2011 fand unser Schüleraustausch mit Frankreich statt. (Es waren eher sieben Tage, weil man den Sonntag wegen der neunstündigen Busfahrt nicht wirklich mitzählen darf.)

Bis zum 22. Februar blieben die 20 Schülerinnen und Schüler bei uns am LGH, wo sie ein interessantes Programm und ein B-Wochenende in ihren Gastfamilien erwartete.

Ich habe in Frankreich eine Art Tagebuch geführt – und die folgende Zusammenfassung unserer Aktivitäten ist hier zu lesen.

Sonntag, 6. Februar

Als ich mich um 6 Uhr (leider morgens!!!) aus dem Bett quälte, fragte ich mich wirklich, ob wir nicht vielleicht zwei oder drei Stunden später abfahren könnten. Wohin? Nach Aix-les-Bains, eine Stadt am Rande des Zentralmassivs in Frankreich, in der Nähe (okay, nicht wirklich nah, aber es gibt auch weiter entfernte Städte in Frankreich) zur Schweiz. Und der Bus fährt schon um 8 Uhr…

Naja, auf jeden Fall ist 6 Uhr eindeutig zu früh für einen Sonntag. Als ich meinen Koffer zugemacht hatte, war ich mir sicher, dass ich bestimmt etwas vergessen habe. Hoffentlich nichts allzu Wichtiges.

Die circa neun Stunden dauernde Busfahrt war ganz erträglich – sicherheitshalber hatte ich Vomex dabei, aber das habe ich (zum Glück) nicht gebraucht – und mit nur zwei Pausen und keinerlei Verkehrsproblemen kamen wir sogar früher an als geplant. Doch alle Austauschpartner waren schon da, und sobald der jeweilige Partner gefunden war, gab´s erst mal Küsschen – zwei Stück, eines links und eines rechts.

Danach machten wir uns, natürlich alle nervös und kaum ein Wort herausbringend, gespannt mit unseren Gastfamilien auf den Weg.

Nachdem mir schließlich klar wurde, dass ich immer nur maximal die Hälfte davon verstand, was meine Austauschpartnerin da sagte, musste die Arme jeden Satz im Schnitt dreimal sagen…

Dann haben wir noch vor dem Abendessen, das in Frankreich später stattfindet als in Deutschland, einige einfache Spiele wie Domino, Mikado etc. gespielt. Währenddessen war ich wütend auf mich selbst, weil ich ja kaum Französisch reden kann. Naja, hoffentlich wird das noch besser!

Das Abendessen, das um 19:30 Uhr begann, war eine Überraschung: nach dem „Hauptgang“ – bei mir Kartoffelauflauf bzw. -gratin – gab es erst mal puren Käse. Okay, ich war schon auf sich von Deutschland unterscheidende Sitten und Gebräuche eingestellt, aber nicht darauf, dass Franzosen ohne mit der Wimper zu zucken einen Viertel Käse verdrücken können. Nach dem Käse gab es Schokoladenjoghurt mit Sahne. Das Obst, das daraufhin an den Tisch gebracht wurde, habe ich aufgrund von mangelndem Platz in meinem Bauch abgelehnt.

Ich habe hier ein eigenes kleines Zimmer mit einem großen Bett und auch ein Bad fast für mich allein mit einer ebenfalls großen Dusche.

Jetzt bin ich hundemüde und fühle mich von der langen Busfahrt geschlaucht – und ich liege bestimmt bald in meinem bequemen Bett.

Dann mal au revoir und bis morgen! :-)

Montag, 7. Februar

Heute sollte ein sehr anstrengender Tag werden, obwohl ich später aufgestanden bin als sonst am LGH, nämlich erst um kurz vor 7 Uhr.

Vormittags haben wir – ohne unsere Austauschpartner – eine Fromagerie (eine Käserei) besucht, die ganz in der Nähe ist. Ganz schick, mit hellblauen Hygienehäubchen und, wie Frau Kadau es ausgedrückt hat, „Schuhschlüpferlis“, durften wir durch die Produktionsräume laufen. Die Besichtigung war interessant, auch wenn der Geruch für alle (außer zwei oder drei gewissen Personen) ziemlich unangenehm war.

Danach konnten wir uns ansehen wie der Käse gelagert wird und reift. Ehrlich gesagt, das war wirklich eklig. Die eine Art von Käse hatte grüne Schimmelflecken, während die andere Art (je nach Lagerungszeit) mit einer bis zu 3cm dicken und flauschigen (wir durften sie berühren) weißen Schimmelschicht ummantelt war, die vor dem Essen nur abgeschabt wird. Jetzt wissen wir auch das Geheimnis, wie Nici-Plüschtiere so flauschig werden… ^^

Um etwa 12 Uhr holten wir die Franzosen ab, um in den Bergen Raquette auszuprobieren. Das ist im Prinzip wie Wandern mit speziellen Schneeschuhen aus Plastik.

Nach einem pique nique ging es dann auch schon los, und mit den Spikes an den riesigen Überschuhen kamen wir schnell und einfach voran, da man nicht mehr tief in den Schnee einsinken konnte. Irgendwann schaffte es ein (deutscher …) Junge, einen seiner Schuhe kaputt zu machen. Dadurch musste unser Führer, weil er seine Schuhe hergab, ohne diese voran laufen.

Nach über zwei Stunden Raquette bin ich ganz schön erschöpft und freue mich auf einen gemütlichen Abend mit meiner Gastfamilie.

Dienstag, 8. Februar

Heute haben wir eine Stadt in der Nähe besucht, Chambéry. Dort sind wir zuerst in ein Museum gegangen, in welchem wir etwas über die Entstehung von Bergen, Erosion etc. erfahren haben. Wir konnten dort viel erleben und entdecken, z.B. digital mit Hilfe eines iMac [ist das nun Schleichwerbung??? :-D ] oder auf einer Leinwand, auf die verschiedene Bilder projiziert wurden. Das war insgesamt lehr- und aufschlussreich.

Danach bummelten wir in kleinen Gruppen über die Einkaufsstraßen, was viel Spaß machte. Nachdem wir dadurch ja schon selbst ein wenig die Stadt erkunden konnten, hörte es sich lustig an, dass wir jetzt eine Stadtführung bekamen. Die war trotzdem interessant, weil uns die Führerin durch kleine Nebenstraßen und Gänge zu den eher „privaten“ Plätzen geführt hat. Toll war zum Beispiel, vom Beginn einer Wendeltreppe nach oben zu schauen.

Als wir kurz nach fünf Uhr nach Aix-les-Bains zurückkehrten, wurden wir von unserem Austauschpartner mit den üblichen Bises, den Küsschen, begrüßt. Dann ist jeder mit ‘seinem’ Franzosen nach Hause gegangen, um den Rest des Nachmittags und des Abends dort zu verbringen.

Ich bin schon auf morgen gespannt, da bekommen wir (endlich) eine Führung durch Aix-les-Bains selbst!

Mittwoch, 9. Februar

An diesem Vormittag hatten wir die schon erwähnte Stadtführung erhalten und danach einen – von allen Franzosen sehnsüchtig erwarteten und lange geplanten – freien Nachmittag. Doch zuerst zur Stadtführung: lustigerweise bekamen wir am Anfang der Tour, im Rathaus, ein kleines Bändchen und einen Ansteckbutton, und keiner wusste so genau, was wir damit machen sollten. Frau Kadau hat jedem die beiden Dinge in die Hand gedrückt – vielleicht als Erinnerung.

Ich habe mir den Button an meinen Rucksack gesteckt, wie auch andere – oder ans T-Shirt oder einfach in die Hosentasche.

Egal. Zurück zur Führung: nachdem wir eine Ausstellung mit alten Artefakten angeschaut haben, besuchten wir die sogenannten Thermen, ein riesiges Gebäude mit wunderschönen Mosaiken.

Danach gingen wir zum zugegebenermaßenem Highlight der Führung: das Casino. Auch wenn das Casino in Aix-les-Bains im Vergleich zu anderen eher klein ist, war es immer noch atemberaubend. Auch hier gab es viel Mosaik, und die daraus bestehende Decke war beeindruckend.

Außerdem durften wir uns in das Theater des Casinos setzen. Die Sessel waren dort wirklich bequem! Als wir das Casino verließen, ging es mir durch den Kopf: Schade, dass ich noch nicht 18 bin … :-)

Danach besuchten wir ein Bilder- und Skulpturen-Museum. Das war interessant, wenn auch nicht so spannend wie das Casino.

Bild: wlappe @ flickr.com

Bild: wlappe @ flickr.com

Den freien Nachmittag konnten alle so gestalten, wie sie wollten. Einige – auch ich – gingen zum Bowlen, andere shoppen oder schwimmen.

Mir persönlich hat das Bowlen viel Spaß gemacht – teils, weil es einfach lustig war, und teils, weil ich gewonnen habe; und vielleicht auch, weil ich zum ersten Mal einen Strike (alle 10 Kegel auf einmal) geschafft habe. Nach zwei Bowling-Partien, ein paar Spielen an einem Shuffleboard und auch anderen Geräten war der Nachmittag dann leider viel zu schnell vorüber.

Und ich bin mal wieder müde, also: Bisous und bis morgen!

Donnerstag, 10. Februar

Heute haben wir Annecy besucht, eine weitere interessante Stadt, die ca. 1 ¼ Stunden Busfahrt von Aix-les-Bains entfernt ist.

Dieses Mal hatten wir (zum ersten und einzigen Mal) eine Führerin, die uns auf Deutsch (und auch ein bisschen Französisch) die Stadt gezeigt hat. Zuerst haben wir im Rathaus ein Modell von Annecy angesehen; das war detailgetreu und groß.

Danach haben wir uns sozusagen „den Rest“ (natürlich nicht alles^^) der Stadt angeschaut, darunter auch ein altes Gefängnis – in welchen nach dem 2. Weltkrieg auch Deutsche gefangen gehalten wurden – und einen der zwei Kanäle, die durch die halbe Stadt geleitet werden. Auch haben wir eine schöne Kirche mit vielen bunten Fenstern besichtigt.

Nach einem Picknick stiegen wir wieder in den Bus und fuhren zum Paccard Museum für Glocken. Wir waren eine halbe Stunde zu früh dran, daher gingen wir in den benachbarten Supermarkt Carrefour und deckten uns mit verschiedenen mehr oder weniger lebenswichtigen Dingen ein.

Danach gingen wir wieder zurück und die Führung begann. Wir begaben uns alle in die Produktionshalle, in welcher es viele große Gefäße gab. Im größten der Gefäße war heißes Metall, das wie Lava aussah. Dieses wurde langsam in die verschiedenen Glockenformen gegossen. Dabei wurden alle kräftig eingestaubt. Meine Jacke riecht übrigens heute noch nach dem Rauch…

Als alle Glocken in ihren Formen langsam abkühlten, gingen wir zurück in das eigentliche Museum, wo uns die Museumsleiterin diverse Lieder vorsang, während Glocken die Melodie dazu spielten. Anschließend sahen wir uns die Ausstellungsstücke an, von einer alten Orgel über einen riesigen Klöppel bis hin zu – natürlich, wer hätte das erwartet – einigen Glocken.

Dann fuhren wir wieder zurück nach Aix, wo wir von unseren Austauschpartnern in Empfang genommen wurden.

Freitag, 11. Februar

Morgens, stand auf meinem Plan, würden wir ein Aquarium besuchen, und nachmittags für zwei bzw. drei Schulstunden mit unseren Franzosen in den Unterricht gehen. Okay, für mich hörte sich das nicht so superspannend an, aber naja, einfach mal auf sich zukommen lassen, habe ich mir gedacht.

Im Aquarium gingen wir alle in einen Raum für Präsentationen und bekamen dort (auf Französisch) mit einer Powerpoint-Präsentation die Körperteile, Gewohnheiten, Lebensgebiete etc. einiger Fische erklärt, von den verschiedenen Bezeichnungen der Flossen bis hin zu den Essgewohnheiten.

Danach haben wir uns Fische, Krebse und Krabben in kleinen Aquarien angeschaut und dazu Aufgaben gestellt bekommen. Der hässlichste Fisch, den ich gesehen habe, war eindeutig der tote und von Algen überwachsene – bäh!

Schließlich durften wir in einem Becken die Fische mit Muscheln füttern und an unseren Händen saugen lassen. Bei einem großen schwarzen Fisch hat es sich angefühlt, als wolle er meine Hand einsaugen, aber ansonsten hat es eher gekitzelt.

Unser Mittagessen nahmen wir heute in der Kantine des Collège Jean-Jaques Perret ein, und, ganz ehrlich, so viel besser ist das Mensaessen dort auch nicht.

Anschließend hatten wir (meist mit unseren Austauschpartnern zusammen) zwei oder drei Stunden Nachmittagsunterricht. Bei mir war das Französisch und Englisch, und die dritte hatten ich und meine Partnerin frei.

Französisch, das dort logischerweise so ist wie bei uns Deutsch, war theoretisch interessant, weil über Umgangssprache und gehobene Sprache in einem Stück gesprochen wurde, praktisch aber das Gegenteil, weil ich nichts verstanden habe und mir Frau Kadau auch nicht sehr weiterhelfen konnte. Englisch war dann schon besser, aber auch nicht der Renner, weil das Englisch von Franzosen meist – sorry, aber es ist so – schlecht ist. In der ersten Hälfte der Stunde ging es um amerikanische Essgewohnheiten, in der zweiten Hälfte mussten die Schüler eine Art selbst erfundenes Lied oder Gedicht schreiben.

Am Abend gab es noch mal Programm für uns: ein gemeinsamer Abend in der Schule, von 20 bis 22 Uhr. Der war recht gesellig und nach einem gemeinsamen Essen haben wir die Zeit mit Kickern – das heißt dort Baby-Foot – oder einfach Plaudern verbracht.

Samstag, 12. und Sonntag, 13. Februar

Das Wochenende hat dann jeder in seiner Gastfamilie verbracht und diverse Ausflüge unternommen. Ich will jetzt gar nicht viel davon berichten. Am Samstag hatte meine Familie zum Beispiel Besuch und wir sind am Nachmittag shoppen gegangen. Am Abend sind wir zum Essen in eine Crêperie und, ich sage euch, das war echt köstlich.

Am Sonntag sind wir zum Schwimmen gegangen, und mit der obligatorischen Schwimmhaube kam ich mir ein bisschen blöd vor. Spaß gemacht hat es trotzdem.

Außerdem sollten wir an dem Tag noch unsere Sachen packen – am Montag mussten wir ja leider schon wieder zurück nach Schwäbisch Gmünd.

Mein Fazit:

Jetzt habe ich noch ein typisches „Fazit“ für euch: insgesamt hat mir der Frankreichaustausch sehr gut gefallen. Lecker war die französische Küche: Crêpes, Cordon Bleu, Racelette usw. Das einzig Negative war die Zeit; ich hätte gerne mehr davon in Frankreich und mit meiner Partnerin verbracht.

Das war´s jetzt endlich. Mich würde es nicht wundern, wenn der eine oder andere wegen der schieren Länge dieses Artikels aufgehört hat zu lesen. Alle anderen verärgerten Leser mögen mir bitte verzeihen. Diejenigen, die bis jetzt durchgehalten haben, erhalten ein herzliches Dankeschön von mir!

Von Medea Selnar

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 23. February 2011
Kategorie: Die Welt da draußen

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4 Kommentare zu “8 – eher 7 – Tage Frankreich”

  1. Na ja, die Bilder haben jetzt eher weniger mit Aix zu tun, oder…;)? Besonders das mit dem Eiffelturm, zu dem man von dort erstmal fünf Stunden braucht.

    Geposted von LeaF | February 25, 2011, 13:34 | Antworten
    • Hi Lea!

      Das mit den falschen Bildern liegt daran, dass ich nicht in der Lage war, meine Bilder hochzuladen. Aber du warst ja auch dabei und weißt deshalb, was genau wir angeschaut haben. :-)
      LG,
      Medea

      Geposted von MedeaFarbfleck | March 1, 2011, 14:55 | Antworten
  2. Aber: Geil war’s trotzdem! Es lebe pomme pôtes!

    Geposted von LeaF | February 25, 2011, 13:34 | Antworten
    • Ja! Ich hab immer noch ein paar Packungen! ;-)

      Geposted von MedeaFarbfleck | March 1, 2011, 14:56 | Antworten

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