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Die Welt da draußen

Ãœber die Angst alleine zu sein

Bild: Plüschelefant @flickr.com

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt, erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier…dann, ja dann, steht einmal wieder Weihnachten vor der Tür. Und auch dieses Jahr dauert es nun nicht mehr lange und es ist wieder so weit.

Von David Irion

Leuchtende Kinderaugen, Kerzenschein, der Geruch frischer Tannenzweige und ein üppig geschmückter Christbaum. Assoziationen, die sich fast schon unweigerlich in den Sinn drängen, wenn es um Weihnachten geht.
Weihnachten, das ist aber mehr als nur das Fest der Familien, dem Beisammensitzen in vertrauter Runde, dem guten Essen, nein, Weihnachten das ist auch nichts Geringeres als Das Fest der Liebe.
Für unzählige Menschen ist diese Zeit um Weihnachten, die schönste des ganzen Jahres und die Festtage an sich, ihr fulminanter Höhepunkt. Aber ebenso ist sie für nicht wenige eine Phase, die möglichst schnell vorüber gehen möge. Sie ist eine Zeit des Einsam seins.

Aber wie wird aus diesem Fest, der Geselligkeit, des Miteinanders, ja der Liebe, das genaue Gegenteil, sozusagen die eigene Negation?
Der Grund, der für einen jeden zu eben solchem werden kann und dessen drohender Schatten stets über einem wie das Schwert des Damokles zu schweben scheint, ist so banal wie er doch die Inkarnation der Angst selbst ist.
Alleine zu sein. Diese Furcht, ist die möglicherweise größte, die einen in seinem Leben quälen kann. Und das Scheitern in (Liebes-)Beziehungen zu anderen Menschen wird zu ihrer Ursache. Weihnachten, der Spiegel unserer Beziehung.

Unser Problem, mit dem Scheitern kulminiert erst durch die Tatsache, dass wir Menschen des Erfolges sind. Erfolg ist das zentrale Element unserer Gesellschaft. Wir sind besessen von ihm. Es fällt uns bereits schwer, wenn andere Menschen uns von ihrem Scheitern im ganz alltäglichen Leben berichten. Erinnert es uns doch stets an unser eigenes Versagen.
„Wir müssen zum Scheitern stehen, “ sagte unlängst der US-Professor Josh Gidding im Magazin Neon. Das gilt gerade auch dann, wenn es um das große, vielleicht größte, Thema geht. Die Liebe und die Beziehung zu anderen Menschen.
Hier ist die Angst des Scheiterns besonders formidabel und allgegenwärtig, weil sie durch die Angst vor der Einsamkeit bedingt ist. Schlimmer noch, um uns herum scheinen alle anderen es immer irgendwie hinzubekommen.
Und wenn wir dann scheitern, keimt schnell das Gefühl auf, vollkommen als Mensch versagt zu haben. Wir fühlen uns wie die „Ausschussware“ der Gesellschaft.
Das gefährliche daran ist, dass sich unsere Angst vor diesem Zustand aufschwingt und sich zu unserem Berater macht. Dabei ist Angst ja ein bekanntlich schlechter Berater. Und so wird, wie so vieles was wir tun, unser Handeln, unser Tun, durch die Angst vor der drohenden Einsamkeit getrieben. Deshalb bleiben wir in Beziehungen und wagen es nicht sie zu lösen und können nicht wachsen sondern verschwenden unsere Zeit. Es ist zwar elementar, auch einmal so etwas wertvolles, wie die Zeit es ist, zu verschwenden, um den eigentlichen Wert dessen was man gibt zu erahnen, aber es muss sich unsere Sicht auch insoweit klären, als es uns möglich wird zu erkennen, dass es nicht das Ende der Welt bedeutet einsam, alleine, zu sein.
Es kann sonst passieren, dass wir zu viel für den Fortbestand der Beziehung opfern.
Und das soll nicht gut sein? Heißt es da denn nicht in einem Sprichwort: Je größer die Opfer, desto größer die Liebe?
Diejenigen die zu viel für die gemeinsame Beziehung opfern, die beginnen irgendwann genau das dem Partner übel zu nehmen, eben aus dem Grund, dass sie nicht selbstlos handeln, sondern aufrechnen und über das Buch führen was sie alles schon für den anderen aufgegeben haben. Die Folge: Sie sind enttäuscht, wenn sie nicht das gleiche bekommen, was sie bereit waren zu geben. Die Prämisse, in einer Beziehung nicht egoistisch sein zu dürfen, ist deshalb grundverkehrt. Sie sollte besser lauten, sich in den ich-bezogenen Interessen zu unterstützen und sie miteinander zu teilen.
Und wenn dann eine Beziehung doch zerbricht oder erst gar nicht zustande kommen will, so müssen wir uns eingestehen können, gescheitert zu sein, wir geben damit zwar zu, eine Niederlage erfahren zu haben, aber nichts ist menschlicher, denn das Leben heißt nun einmal nicht nur Siegen. Denn da wo Licht die Umgebung illuminiert, da muss es auch Schatten geben. Genauso wie Stärke wichtig ist, ist es auch Schwäche.
Und so wird die Niederlage zur Chance. Sie wird zu einem Silberstreif am düsteren Horizont und pflanzt die Blume der Hoffnung neu in uns.

Advent, Advent, Advent, ein Lichtlein brennt…?
Weihnachten ist nicht mehr fern und auch wenn man alleine ist, ist dies die Zeit in der Kerzen angezündet werden und Licht das Dunkel durchbricht.

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 17. December 2010
Kategorie: Die Welt da draußen

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2 Kommentare zu “Ãœber die Angst alleine zu sein”

  1. Ein sehr netter und tiefgründiger Artikel, dennoch wäre eine Korrektur der Rechtschreibfehler, der Kommata sowie der Korrektschreibung von Fremdwörtern sehr zu begrüßen.

    Geposted von funeral | December 18, 2010, 10:06 | Antworten
  2. inkarnation statt inkanation

    Ãœbrigens echt klasse geschrieben :D

    Geposted von Cornelius | December 18, 2010, 20:37 | Antworten

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