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Ausgestrahlt und Abgedruckt

Quynte – Betrüger in der Familie?

Quelle: lordin, http://www.piqs.de/fotos/16956.html

Foto: lordin @flickr.com

Medea Selnar

Als die Lieblingslehrerin von Andreas, Christian und John, Margarete Sunastar, spurlos verschwindet, machen sich die Drillinge zusammen mit ihrer Freundin Ilona und der Tochter der Lehrerin, Gudrun, auf die Suche nach Frau Sunastar. Gemeinsam sind die fünf Kinder, die sich Quynte (in Anlehnung an das lateinische Wort für fünf) nennen, ein unschlagbares Team. Und sie werden alles daransetzen, die Lehrerin wiederzufinden.

Es folgt eine exklusive Leseprobe; das erste Kapitel, in welchem die Drillinge eine rasante Hetzjagd erleben und sich in einem der Armenviertel doch tatsächlich verirren.

Kapitel eins –

Zusammentreffen mit Folgen

Dienstag, sechs Uhr dreißig: „Andreas! Christian! John! Aufwachen! Ihr kommt sonst zu spät zur Schule!“ Die Stimme von Birgit, der Mutter der Drillinge, riss die drei aus ihren Träumen.

„Wir kommen gleich!“, gähnte Christian, setzte sich kurz auf und ließ sich wieder in die Kissen zurücksinken. Andreas schoss in die Höhe, knallte sich den Kopf an dem Bett über ihm, schrie auf, ließ sich zurück aufs Bett plumpsen und presste sich das Kissen um den Kopf. Sein Bruder John war noch nicht mal aufgewacht.

„Nun kommt schon! Wir sind wirklich spät dran!“, meinte nun auch Andreas, dessen Stimme vom Kissen gedämpft wurde. Dieses legte er jedoch schnell wieder ordentlich hin.

[…]

„Andi! Chrissi! Jonny! Wo bleibt ihr denn? Kommt sofort runter, oder…“, kreischte die Mutter der Drillinge. Den Rest verstanden sie nicht mehr, denn einer nach dem anderen kletterte unter wütendem Geschrei nach unten, da es keiner mochte, wenn er mit diesen Spitznamen angesprochen wurde. Und Birgit wusste das. Nur bei Andreas war er ja noch halbwegs in Ordnung. John, Andreas und Christian hasteten die Treppe hinunter, schlangen rasch ein Müsli hinunter, das scheußlich schmeckte, putzten sich noch rasch die Zähne und schwangen sich auf ihre Räder.

Die Drillinge gingen alle in die selbe Klasse: die 6d. John radelte, mit einem neuen lustigen T-Shirt bekleidet, voraus, Andreas und Christian folgten ihm. Plötzlich quietschten Bremsen, Andi und Christian rasten beinahe in John hinein, der abrupt stehen geblieben war.

„Mein Gott! Was ist denn los, Jonny! Warum im Himmel hast du gebremst, du …“, schimpfte Andreas schon los. John wandte ihm sein Gesicht zu; es war käsig weiß. „Seht nur! Wir haben ihn ganz vergessen! Wir sind verloren!“, flüsterte der Älteste der Drei und deutete mit zitterndem Finger auf eine breite Gestalt, die etwa 100 Meter von ihnen entfernt war und das kleine Grüppchen scheinbar noch nicht bemerkt hatte.

„Oh nein! Dort ist ja Ben! Was will der denn schon so früh am Morgen von uns? Das kann böse enden!“, jammerte Christian, der zuerst gedacht hatte, dass John nur eine Show abzog, wie schon so oft.

„Wir müssen abhauen, das schaffen wir aber wahrscheinlich nicht.“, stellte Andreas ganz sachlich fest. „Trotzdem. Wir müssen es versuchen.“, zischte John, der sich inzwischen wieder gefangen hatte.

Ben Ehmen war in der Schule sehr bekannt, da er oft vor den Augen aller jüngere Schüler malträtierte, über sie lästerte oder peinliche und private Dinge von ihnen Preis gab. Seit Andi, Christian und John einmal mehreren Drittklässlern an der Grundschule, die direkt neben dem Gymnasium ist, geholfen und ihn dem Schulleiter ausgeliefert hatten, waren sie ihm ein Dorn im Auge. Deshalb versuchte Ben sich an ihnen zu rächen, so oft es nur ging.

Kein Wunder also, dass die Drillinge nicht auf eine Zusammenkunft mit ihm erpicht waren. Vorsichtig stiegen die Drei ab, wendeten ihre Fahrräder so leise sie konnten und verschwanden im Schatten des nächsten Hauses. Sie waren schon so gut wie sicher.

„Quietsch!“, machte Johns Fahrrad urplötzlich – leider viel zu laut.

„Wo versteckt ihr euch? Ich werde euch schon finden, und dann rechnen wir ab – zu meinen Gunsten!“, tönte die hasserfüllte Stimme Bens hinter ihnen.

Man hatte sie gehört! Ein Blick der Drillinge genügte und schon hatten sie einen Entschluss gefasst: abhauen.

John und seine Brüder sprangen wieder auf die Räder und flitzten davon, Andreas, der leidenschaftlich gern Fahrrad fuhr, allen voran. Auch ihr Widersacher sprang auf sein Rad, ein ziemlich verkratztes Mountain-Bike, das er hinter einem Haus griffbereit versteckt hatte.

Doch trotz aller Bemühungen seitens Ben, er kam nicht an die Drillinge heran. Diese jagten nämlich wie Geistesgestörte durch die Straßen und nahmen alle ihnen bekannten und unbekannten Schleichwege und Abkürzungen, die sie finden konnten. Nach einer Weile blieben sie erschöpft stehen und schnauften erst einmal tief durch, bevor sie sich suchend nach ihrem Verfolger umwandten. Sie hatten ihn abgehängt. Andreas hatte Seitenstechen und ließ sich an der Bordsteinkante nieder.

„Der wartet bestimmt an der Schule auf uns, um uns mit seiner Freundin Claire gemeinsam zu verdreschen. Wir können unmöglich hinradeln.“, keuchte der Junge erschöpft.

„Die Schule!“, rief John entsetzt aus, „Sie beginnt in fünf Minuten! Wir sollten schon längst in unserem Klassenzimmer sitzen! Bestimmt ist Ben auch schon in seinem, wir können also gefahrlos hinfahren.“ Christian schaute seinen Bruder skeptisch an.

„Der ist sicher nicht in seinem Klassenzimmer! Dem macht das Zu-spät-Kommen ja nichts aus. Und noch was: wie sollen wir überhaupt zur Schule kommen? Ich habe nämlich keinen blassen Schimmer, wo wir sind. Ich fürchte, wir sind in einem der heruntergekommenen Viertel und haben uns tatsächlich … verirrt.“, meinte er niedergeschlagen und deutete auf die Wände, bei denen schon der Putz herunterbröckelte.

Hinter ihnen hörten die Drei plötzlich das Knacksen eines Asts und fuhren herum. War er, Ben, ihnen tatsächlich doch bis hierher gefolgt?

Das würde zahlreiche Schürfwunden, Prellungen und Blutergüsse bedeuten, wenn er jetzt aus dem Gebüsch hinter ihnen treten würde.

Langsam und mit entsetzten Gesichtern wichen Andreas und seine zwei Brüder zurück und starrten angestrengt auf das Dickicht, aus dem nun eine Gestalt hervortrat…

[…]


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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 12. November 2010
Kategorie: Ausgestrahlt und Abgedruckt

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Ein Kommentar zu “Quynte – Betrüger in der Familie?”

  1. Hi Leute!

    Das ist nur ein Auszug aus meinem ersten Kapitel. Insgesamt hat mein Buch über 150 Seiten und ich habe es Januar/Februar 2010 fertiggestellt. Ich hoffe, es macht Lust auf mehr! Hoffentlich finde ich aber noch einen Verlag, denn bisher habe ich noch keinen… Weiß jemand Tips dafür, wie ich einen finden kann? :-)

    Liebe Grüße,

    Medea Selnar

    Geposted von MedeaFarbfleck | November 13, 2010, 19:50 | Antworten

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