derfarbfleck

Die Welt da draußen

Morgenland Deutschland?

Foto: tinou bao @ flickr.com

Von Johannes Gansmeier

Wie auf Spiegel Online am 09.10.2010 zu lesen war, wird auch in Deutschland immer häufiger die Scharia (Scharia = das religiös legitimierte, unabänderliche Gesetz des Islam) in Streitfällen angewandt. Doch kann es tatsächlich sein, dass man in einem abendländisch geprägten Land, wie es Deutschland zweifelsohne ist,  das Gesetz einer komplett anderen und teilweise auch fremden Kultur praktiziert?

Insgesamt muss sich die Politik die Anschuldigung gefallen lassen, auch in Zeiten einer öffentlichen Debatte über Integrationsprobleme vieler muslimischer Mitbürger (Stichwort Sarrazin), sehr unglücklich mit dem Thema umzugehen.

So hieß  Innenminister Thomas de Maizière vor kurzem den Islam in Deutschland willkommen, nicht aber explizit die Muslime. Doch wieso heißen wir in unserem Land eine Religion an sich willkommen und nicht ihre Gläubigen?

Im selben Kontext meinte de Maizière es gäbe noch viele Probleme im Hinblick auf Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau im muslimischen Glauben. Die Abwertung der Frau passe nicht ins Grundgesetz, so der Innenminister.

Diese Aussage wirkt förmlich heuchlerisch im Hinblick  auf die immer kontinuierlicher voranschreitende Vermischung der Scharia mit dem Grundgesetz:

“So lehnte das Bundessozialgericht in Kassel vor einigen Jahren die Klage einer Marokkanerin mit dem Verweis auf islamisches Recht ab. Die Witwe hatte sich geweigert, die Rente ihres Mannes mit der Zweitfrau zu teilen. Beiden Gattinnen stehe der gleiche Rentenanteil zu, betonten die Richter.”, ist nur eines des zahlreichen Beispiele, die der Spiegel in seinem oben bereits erwähnten Artikel aufführt.

Selbst unser Staatsoberhaupt bemerkte neulich der Islam gehöre mittlerweile auch zu Deutschland. Doch kann man das so einfach sagen? Seit Deutschland in der Form existiert, wie wir es heute kennen, wird es vom christlichen Glauben begleitet. Der Islam ist so zu sagen ein Inportprodukt der Gastarbeiterwelle Mitte der 1960er Jahre. Kann man nach 50 Jahren tatsächlich schon von einer Zusammengehörigkeit zweier Kulturen sprechen, die unterschiedlicher kaum sein könnten?

Auch im Ausland wird die Entwicklung in Deutschland mit Argusaugen begutachtet. So äußerte der türkische Regierungschef Erdogan bei seinem Staatsbesuch in Deutschland “großen Respekt” gegenüber den Aussagen Wulff’s. Der seit 2003 regierende türkische Premier ging sogar noch weiter: “Es ist erforderlich, dass wir Toleranz walten lassen.” Ein Staat müsse Andersgläubigen gegenüber Verantwortung wahrnehmen, so Erdogan. Und weiter müsse eine laizistische Gesellschaft allen Religionszugehörigkeiten “neutral” gegenüberstehen.

Dass solche Äußerungen ausgerechnet aus dem Munde des Mannes kommen, in dessen Staat 2008 noch Christen während und wegen eines Gottesdienstes in der Kirche verhaftet werden (Welt Online berichtete), wirkt nicht sonderlich authentisch. Des Weiteren sind die warmen Worte Erdogan’s auch angesichts der Tatsache, dass er noch vor zwei Jahren behauptete Assimilation sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, nur mit Vorsicht zu genießen. Es liegt der Verdacht nahe, dass der türkische Ministerpräsident nur voll des Lobes für das deutsche Staatsoberhaupt war, weil ihm dieser förmlich nach dem Maul geredet hatte.

Es muss schleunigst ein Umdenken in der deutschen Politik und Gesellschaft entstehen. Man sollte keine Religionen und deren veraltete Bräuche, die teilweise diametral gegenüber dem deutschen Grundgesetz stehen, in ein Land einladen, sondern die Menschen. Und zwar die Menschen, die diesen Glauben ausüben und die, die ihn nicht ausüben gleichermaßen. Der Mensch muss wieder im Fokus stehen, und die Probleme müssen beim Namen benannt werden. Es nützt niemanden etwas, wenn der schwarze Peter von einem zum anderen weitergeschoben wird.

Aufklärung sollte in den Vordergrund rücken. Ansonsten droht Deutschland in ein von Ressentiments belastetes Scheinwissen über fremde Kulturen zu fallen, wie es unseren Nachbarländern Österreich und der Niederlande ergangen ist.

Aber Toleranz bedeutet nicht Gleichgültigkeit. Man kann durchaus auch von Migranten verlangen, dass Sie sich (zumindest ein Stück weit) an unseren Kulturkreis anpassen, und im Laufe der Zeit integrieren, wenn nicht sogar assimilieren, ohne deshalb rechtsradikale Ziele zu verfolgen.

Deutschland muss auch weiterhin zu seinen Werten innerhalb seiner Gesellschaft und Bürger stehen, denn diese sind für ein Zusammenleben nach westlichem Vorbild unentbehrlich.

Beide Parteien müssen aufeinander zugehen – sowohl Staat als auch Migranten.

Und eben wenn es um ein, für unser Land derartig wichtiges, Thema wie Integration geht sollte das Verhältnis zwischen “fordern und fördern” stimmen  und gut durchdacht sein.

Dieser QR-Code enthält den Link zum Online-Artikel
Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 13. October 2010
Kategorie: Die Welt da draußen

Der Artikel ist urheberrechtlich geschützt und darf nur zu privaten Zwecken weiterverwertet werden. Jede andere Verwendung bedarf der schriftlichen Genehmigung des Autors. Für Leserbriefe nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion unterhalb des Online-Artikels.

2 Kommentare zu “Morgenland Deutschland?”

  1. Ich finde die Anwendung der Scharia in Deutschland eine Sauerei. Wir dürfen nicht in Deutschland das Rechtssystem eines anderen Landes verwenden, sei dieses nun religiös geprägt oder nicht. Einzige Ausnahme ist in meinen Augen das Heiratsrecht: Wer in einem Land mehrere Frauen heiratet, weil man das dort darf, sollten diese Ehen in meinen Augen auch in Deutschland anerkannt werden. Ich habe etwas gegen Religion, aber noch viel schlimmer ist, wenn Menschen wegen ihrer Religion diskriminiert werden. Alle reden immer davon, wie wichtig es ist, das sich die Immigranten integrieren, doch gibt es nicht auch genug Deutsche, die unserem Wertesystem nicht zustimmen und gibt es nicht auch unzählige Deutsche, die nicht in unsere Gesellschaft eingebunden sind? Wie weit müssen Immigranten in unsere Gesellschaft eingebunden sein, um gut genug integriert zu sein? Weiterhin sind es auch nicht immer nur die Immigranten, die sich nicht integrieren wollen, oft genug sind es auch die Deutschen, die die Ausländer nicht dabeihaben wollen.

    In puncto Erdogan habe ich Joe nichts hinzuzufügen.

    Geposted von girlyfarbfleck | October 15, 2010, 17:04 | Antworten
  2. Die Integrationsdebatte ist mir langsam etwas überdrüssig geworden, doch es ist wirklich wahr, dass wir ein riesiges Problem mit Immigranten haben, die sich nicht an die deutschen Gesetze halten. Aus diesem Grund sollte es durchgesetzt werden, dass Zwangsehen verfolgt werden. Ebenso dürfen die Frauen nicht unterdrückt werden. Ich hoffe, dass auch bald das Kopftuch in manchen Teilen Deutschlands verboten wird.

    Geposted von Karina | October 19, 2010, 08:45 | Antworten

Lass einen Kommentar da