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Die Leiden eines Schopenhauers РTeil 4: Ein h̦heres Ziel

Hier nun endlich der finale Teil von Frederik Benzings Serie zum Thema “Mathematik und Literatur”.

Ein kritischer Leser, der die 100 Blumen des Unterschieds wohl nicht mit „Manch bunte Blumen sind an dem Strand“ sondern eher mit „Es scheinen die alten Weiden so grau“ (grau und öde) bezeichnete, möchte nach dieser Lektüre vielleicht anmerken, dass der Urheber dieses Textes vermutlich ein Mathematiker sei, dem dann eben doch die Kreativität gefehlt habe. Ihm sei bei der Themenstellung „Literatur und Mathematik“ nichts Besseres eingefallen als Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Literatur und Mathematik aufzuzählen.

Das mag stimmen, aber der Autor wird im Folgenden versuchen, den einfachen Vergleich in den Sinn eines höheren Ziels zu stellen.

Zwei Disziplinen, die auf den ersten Blick kaum mit einander vereinbar scheinen, haben mehr Gemeinsamkeiten als man dächte. Es ist ersichtlich geworden, dass Anhänger eines Wissensbereiches sich selbst widersprechen, wenn sie den anderen Bereich vorbehaltlos niedermachen. Außerdem erweitert man seinen Horizont, indem man die Unterschiede der Bereiche mit einander vereint. Die getroffenen Entscheidungen sind wesentlich besser durchdacht, wenn man beide Perspektiven in Betracht zieht.

Dieses Prinzip lässt sich auf viele Bereiche mehr verallgemeinern und es wäre außerordentlich erstrebenswert, möglichst viele Komponenten der Bildung in sich zu vereinen. In Zeiten zunehmender Spezialisierung ist dieses humanistische Bildungsideal abhanden gekommen. Es ist klar, dass man sich in allen Fächern spezialisieren muss um neue Erekenntnisse zu erlangen, da wir uns auf einem Wissensstand befinden, der über die einfachen Grunderkenntnisse hinausgeht. Er ist auch zu groß, als dass eine Person ihn in seiner Gesamtheit erfassen könnte.

Dennoch ist es möglich, sich in allen Bereichen ein Basiswissen anzueignen und allen anderen Disziplinen gegenüber nicht nur mit Respekt, sondern auch mit Hochachtung entgegenzutreten.

Außerdem sind Basiswissen und Hochachtung nicht nur dazu nutze, einem Ideal zu genügen und gewissen Leiden zu entgehen, die sich einstellen, sofern man wie Schopenhauer der gegenseitigen Hochachtung nicht in allen Belangen gerecht wird.

Denn Wissenschaften wie Physik, Theologie und Philosophie suchen allesamt nach der Antwort auf die Frage, wie unser Universum entstand (übrigens ist die Literatur hierbei die Art, wie man sich über seine Gedanken verständigt und die Mathematik ist die Grundlage der Physik und sie liefert eine objektive Denkweise). Aber es ist fraglich, ob eine einzige Wissenschaft allein jemals eine sichere Antwort gewinnen wird. Kennt man die verschiedenen Lösungsansätze, so wird es besser möglich sein, sich einer Antwort anzunähern.

Das war nur ein Beispiel, wie die Synthese verschiedener Wissensbereiche und auch verschiedener Denkweisen zu interessanten Einfällen führen könnte. Weitere werden sich zwangsläufig auftun, sobald man die Engstirnigkeit überwindet und sich mit verschiedenen Bereichen bekannt macht, da man dann einen Überblick über die Überschneidungen und fach-spezifischen Lösungsansätze erlangt.

Das höhere Ziel soll es nun sein, den Leser über den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Engstirnigkeit aufzuklären. Heute, morgen, übermorgen, ja ein ganzes Leben lang sollte man also nach einer allgemeinen Bildung stürmen und drängen, die in ihrer Absolutheit zwar so unerreichbar fern ist wie Werthers Lotte, aber auch in deren (platonischer) Schönheit voll erstrahlt.

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 06. August 2010
Kategorie: Farbflecken

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