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Wir hier drinnen

Debating Bericht: Spannende Vorrunden, harte Gegner und verdiente Erfolge

Das deutsche Team bei einer Bootstour in Doha

von Max Stumpp

Die World Schools Debating Championships 2010 in Doha, beginnen für das Team Germany mit einem sehr schweren Gegner: Australien – ein Team, das nicht nur für muttersprachliche Stärke, sondern auch für messerscharfe Logik gefürchtet wird.

Dementsprechend gut haben wir uns auf die Debatte mit dem Thema: TH would support a military intervention in Somalia. vorbereitet. Vor der Debatte sind wir dennoch alle sehr nervös, ist doch das gegnerische reine Mädchenteam dafür bekannt, ihre Gegner regelrecht auseinander zu nehmen. Die Debatte verläuft aus unserer Sicht sehr gut, aber wir müssen eine einseitige Niederlage hinnehmen. Damit haben wir allerdings gerechnet und so ziehen wir noch einigermaßen motiviert in eine zweite Impromtu-Debate gegen Nigeria. Das Thema für diese Runde lautet: that physical education should be compulsory in schools. In dieser Debatte können wir den ersten Sieg verbuchen, obwohl unsere Gegner uns mit einer etwas ungewöhnlichen Strategie überraschen, indem sie unter anderem den Weltfrieden als langfristiges Ziel des Sportunterrichts proklamieren. Insgesamt zählt dieser Sieg zu den einfacheren bei diesen Worlds.
Nach einer nächtlichen Vorbereitung und dem Feinschliff am Case, haben wir am nächsten Tag eine sehr aufgeweckte Debatte gegen Team Hong Kong. Das Thema ist: that every country should have the right to possess nuclear weapons, wobei wir die Opposition zugewiesen bekommen haben. Nach den drei sehr gleichwertigen achtminütigen Reden beider Teams, entscheiden die vierminütigen Reply-Speeches über den Ausgang. Knapp fällt er dem Team aus China zu, womit wir allerdings leben können, stellen sich unsere Gegner doch als außerordentlich nett und kommuikationsfreudig heraus. Im Verlauf des Tournaments werden wir sogar zu richtigen Hong Kong Fans und freuen uns sehr über deren knappen Einzug ins Achtelfinale. In der Impromtu-Debatte am Nachmittag debattieren wir gegen Nepal – ein Team, das kurzfristig für das nicht angereiste Team Oman einsprungen musste. Trotzdem macht Nepal einen sehr starken Eindruck in der Debatte mit der Motion: that we should introduce a quota for women in high governmental positions. Wiederum ist die Reply-Speech entscheidend, doch diesmal wendet sich das Blatt zu unseren Gunsten und so können wir einen weiteren Sieg verbuchen.
Nachdem wir die ersten zwei Debatten-Tage erfolgreich abgeschlossen haben, gönnen uns die Veranstalter zwei freie Tage, in denen wir einen Tagesausflug unternehmen und eine abendliche Wüstensafari in ein Camp unternehmen dürfen. Die Fahrt ins Camp in einem Geländewagen macht besonders viel Spaß. Vielleicht auch, weil wir die riskantesten Fahrer erwischen und gewagt durch die Wüste brettern.
Am Abend des zweiten freien Tages, haben wir für neun Uhr abends noch eine Übungsdebatte gegen Slowenien eingeplant, bei der ich zwar das Thema in meiner Rede vergesse, die uns aber sonst sehr hilfreich auf die darauffolgende Debatte vorbereitet, indem sie die Schwächen, aber auch Stärken unserer Argumentationslinie in der Praxis offenlegt.
Dies zahlt sich am dritten Debatten-Tag auch gleich aus und so könne wir das starke Gastgeberteam aus Katar in einer split-decision (2:1) schlagen. Das Thema in dieser Runde ist: that doctors should report evidence of marital abuse to the police. Diese Debatte ist für uns von besonderer Bedeutung. Nicht nur weil sie gegen Katar ist, sondern auch, weil sie für uns die Möglichkeit offen hält ins Achtelfinale zu kommen (eine Leistung, die das deutsche Team noch nie erbringen konnte). Auf unserer Liste haben wir jetzt die schwierigen Brocken mit Hong Kong und Australien hinter uns und indem wir Katar überraschend geschlagen haben, sehen wir einen Hoffnungsschimmer in Bezug auf das Achtelfinale. Diese Hoffnung wird leider in der sechsten Runde des Turniers endgültig zunichte gemacht. In einer – zugegeben – miserablen Debatte verlieren wir knapp gegen die Türkei, obwohl uns das Thema: that developing countries should have the right to set development ahead of the enviroment. eigentlich sehr liegt. Doch scheitern wir leider in einer überzeugenden Begründung eines give-and-take Prinzips in der internationalen Politik. Auf diese Schwäche verweisen die Türken sehr deutlich und können so die Debatte für sich entscheiden. Diese Niederlage bedeutet für uns, dass die Hoffnung auf einen Einzug ins Achtelfinale zunichte ist. Nichtsdestotrotz geben wir auch für den letzten Tag noch einal alles und können eine harte Debatte gegen Estland mit dem Thema: that terrorist suspects should have the right to a trial in a civilian court. und auch die Impromtu-Debatte gegen die Slowakei mit der Motion: that we should legalize power-enhancing drugs in sports. gewinnen. Am Ende brechen fünf Siege zwar den deutschen Rekord für eine deutsche Delegation bei den Worlds, reichen aber nicht für den Einzug ins Achtelfinale.
Im Anschluss an die Vorrunden bleiben uns noch drei Tage, in denen wir Kanada den Weltmeistertitel erringen sehen und die freien Stunden auf dem Markt in Doha oder im Museum of Islamic Art verbringen. Diese schönen Eindrücke werden von den Gewinnen bei der sehr exklusiven Abschlussgala abgerundet. Deutschland errreicht einen guten 24. Platz von 57 Teams und Leonie darf sich über den Best English Foreign Language Speaker Award freuen.
Vielleicht lassen die Worlds ja eine Trendwende in der Erfolgsquote des deutschen Teams erkennen. Die ersten tatkräftigen Beweise kann das Team des LGH schon in zwei Wochen bei der Senior League in Würzburg liefern.

Im Museum of Islamic Art

Im Museum of Islamic Art

Maximilian Stumpp, 22. Februar 2010

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Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 23. February 2010
Kategorie: Wir hier drinnen

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