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Kolumnen

Julias Haushaltsecke: Etiketten

von Julia Becker

Da die Leute, die an meine Tür klopfen, um sich Waschmittel, Nähnadeln oder ein Bügeleisen „auszuleihen“ oder sich die Benutzung selbiger erklären zu lassen, einen nicht unerheblichen Prozentsatz derer darstellen, die mich besuchen, ergreife ich mit dieser Kolumne nun die Gelegenheit am Schopf, all jenen ein paar, hoffentlich nützliche, Tipps rund ums Waschen, Bügeln und Kochen zu geben.

Nachdem ich mir ein bisschen überlegt habe, was ich hier von mir gebe, kam ich zu dem Schluss, dass es vermutlich am sinnvollsten wäre, erst mal mit den absoluten Basics des Waschens, den Etiketten, zu beginnen, bevor wir uns mit dem Waschen an sich näher beschäftigen.

Waschetiketten befinden sich meist innen an einer Naht oder am Größenetikett. Sie informieren den Besitzer darüber, wie das Kleidungsstück zu reinigen ist. Bei einem genaueren Blick auf diese Etiketten fühlt sich manch einer mit einer unverständlichen Fülle von Informationen in Form von Zahlen und kryptischen Zeichen konfrontiert.

Als erstes findet sich ein Zeichen in Form einer Waschwanne, in dem eine Zahl steht. Diese bezeichnet die (maximale) Temperatur bei der das Kleidungsstück gewaschen werden kann (in °C, Überraschung!). Findet sich in der Waschwanne ein komisches Gekritzel, soll das meist eine Hand darstellen und sagt dem Kleidungseigentümer, dass er in diesem Fall zur Handwäsche im Waschbecken greifen sollte. Ist die Wanne gar durchgestrichen, sollte von einer Wäsche komplett Abstand genommen und die chemische Reinigung um Rat gefragt werden.

Das zweitwichtigste Zeichen ist ein Quadrat mit eingeschriebenem Kreis, das einen Wäschetrockner symbolisiert. Entweder ist es durchgestrichen, dann verlässt das betreffende Kleidungsstück den Trockner sehr wahrscheinlich in einem unschönen Zustand und ihr könnt hinterher eure Puppe neu einkleiden oder haltet ein unförmiges Etwas in der Hand, oder es befinden sich unterschiedlich viele (1-3) Punkte im Kreis. Grundsätzlich gilt: Je mehr Punkte, desto heißer kann man es trocknen.

Des Weiteren gibt es noch ein Symbol, das ein Bügeleisen darstellt. Auch dieses ist entweder durchgestrichen oder mit einem bis drei Punkten versehen, welche den Temperaturstufen eines Standardbügeleisens entsprechen.

Außerdem gibt es noch weitere Symbole für „chemische Reinigung“ und „Bleichen“, die uns aber hier nicht weiter interessieren. Für derartige Experimente empfehle ich, eure Mütter vorzuschieben.

Und da ich es nicht verantworten könnte, die allseits beliebten und respektierten Internatsregeln außer Acht zu lassen, noch ein kurzer Abriss über die „juristischen“ Grundlagen des Waschens im Internat:

Wie wir alle wissen, sollten die Waschgelegenheiten im Internat nur sparsam und in Ausnahmesituationen genutzt werden. Zumindest war das der Stand, als ich damals in den Genuss der Campusführung kam. In den fünf Jahren seit damals sind wir wesentlich weitergekommen und die Campusordnung informiert uns nun darüber, dass eine Ordnung zur Nutzung des Wäschekellers „in Bearbeitung“ ist. (Wieso kommt mir diese Aussage so bekannt vor?)

Natürlich würden wir die Waschgelegenheit nie nutzen, wenn dies irgendwie umgänglich wäre, denn, wie uns die Campusordnung (was täten wir nur ohne sie?) weiterhin belehrt „ist [es] die Pflicht aller mit den Ressourcen Energie und Wasser sparsam und umweltbewusst umzugehen“. Der direkt darauf folgende Absatz hingegen konstatiert, dass „auf Körperhygiene und Sauberkeit zu achten [ist]“. An uns ist es nun, eine adäquate Synthese der beiden, in einem gewissen Konflikt stehenden Anforderungen zu finden.

Damit ihr ausreichend Zeit habt, dieses scheinbare Paradoxon für euch selbst von allen Seiten ausreichend zu beleuchten und hoffentlich einen Ausweg aus diesem philosophischen Dilemma zu finden, verabschiede ich mich bis zum nächsten Mal, wenn wir uns dem komplexen Prozedere des Wäschewaschens widmen werden.

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 18. February 2010
Kategorie: Kolumnen

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2 Kommentare zu “Julias Haushaltsecke: Etiketten”

  1. Hey Julia,
    ich find deine Haushaltsecke super!
    Ein Glück, dass grade Ferien sind, und Mama wäscht ;).
    Ein paar Bildchen zu den einzelnen Symbolen wären noch schön, aber auch so für den DAU geeignet…

    Geposted von Hanna | February 19, 2010, 22:21 | Antworten
  2. Hi Julia!

    Wirklich süß geschrieben und auch eine tolle Idee ;) Ich hätte auch ein paar Bildchen schön gefunden (nicht, dass ich es nich wo wüsste^^ *chrmchrm* :D)
    Ich freue mich auf weitere Folgen und gratuliere zu einem sehr gelungenem Debüt, bei dem mir besonders die Einleitung sehr gut gefallen hat.

    Geposted von Florence | February 20, 2010, 14:06 | Antworten

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