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Die Welt da draußen

State of the Union

Foto: egadapparel @ flickr.com

von David Irion

Barack Obama ist nach seinem Amtsantritt weltweit mit Vorschusslorbeeren bedacht worden und war für Viele so etwas wie ein Messias, der die Probleme Amerikas, ja wenn nicht sogar der gesamten Welt, in kürzester Zeit lösen könne. Was ist von dieser Aufbruchsstimmung übrig geblieben am Ende des ersten Jahres seiner Amtszeit? Wir erinnern uns.

Jubel, Trubel, Heiterkeit. Zum ersten Mal jährt sich der Tag, an dem der erste schwarze Bürger Amerikas, zuerst vom Volk gewählt, dann geschworen auf die Verfassung und unter der Beobachtung von Millionen von Menschen rund um den Globus, zum mächtigsten Mann der Welt wurde. Doch die Probleme mit denen er zu kämpfen hatte, waren riesig: Eine alles bedrohende Wirtschaftkrise, der zügige Rückzug aus dem Irak bei gleichzeitiger Aufstockung und Stabilisierung Afghanistans. Eine marode alte Gesundheitsreform, der Atomwaffen-Konflikt mit dem Iran. Angespannte Beziehungen zu Russland und Nordkorea…et cetera. Fakt ist, durch Barack Obamas Bemühungen diese Probleme aus der Welt zu schaffen, hat er die USA zutiefst gespalten und es gibt nicht wenige Kritiker, die ihm vorwerfen, ausschlaggebend für seinen Wahlsieg wären weder seine Fähigkeiten noch seine ausgewiesene Qualifikation gewesen, sondern seine Rasse. Auch wenn dies ein überaus beladener Begriff ist, den manch einer gern in einer alten Schublade verstauben lassen möchte, so macht er doch

Foto: EricaJoy @ flickr.com

erklärlich was schwer zu erklären ist: Die historische und bizarre Wahl des Barack Hussein Obama zum Präsidenten der United States of Amerika. „Obamas Wahl hat den Makel des Rassismus nicht ausgewischt. Aber sie hat den Mythos Lügen gestraft, dass nur Weiße etwas zustande bringen können. Sie hat uns den Tag näher gebracht, da unsere Nachkommen sagen können, dass Rassenschranken kein Problem des 21. Jahrhunderts waren. Wenn das keinen Nobelpreis verdient hat, was dann?“, schrieb unlängst ein amerikanischer Kolumnist. Es trifft den Nagel förmlich auf den Kopf. Nicht den Inhalten seines politischen Programmes hat Obama seinen Wahlsieg und seinen Nobelpreis zu verdanken, denn vielmehr der Art und Weise der Inszenierung seiner Persönlichkeit. Als eine der Folgen davon regt sich Unmut im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und selbst weite Teile der afro-amerikanischen Bevölkerung, sind enttäuscht von „ihrem“ Präsidenten. Umso wichtiger wird hier die „Rede zur Lage der Nation“, gehalten von Barack Obama voraussichtlich Morgen, dem 27. Januar. Die “State of the Union” zählt zu den sehr bedeutsamen Ansprachen eines amerikanischen Präsidenten. Hierin zieht der Präsident traditionell einmal im Jahr, im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung der beiden großen Kammern des Kongresses, eine Regierungsbilanz. Erwartet wird, laut Spiegel online, dass Barack Obama seinen Schwerpunkt auf die neue Gesundheitsreform legt. Doch trotz seiner unbestrittenen Begabung für emotionale Reden, ist es mehr als fraglich ob sich das amerikanische Volk für seine bis dato doch recht mageren politischen Erfolge begeistern kann und es seinen hochgesteckten Zielen auch in Zukunft folgen will. Jubel, Trubel, Heiterkeit? Das war einmal. Amerikas Präsident befindet sich im tristen Alltag der Weltpolitik. Oder wie merkte Leon de Winter doch so trefflich an:“ Die Wahl selbst war der eigentlich Höhepunkt – Obama konnte danach nur noch verblassen!“

 

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 26. January 2010
Kategorie: Die Welt da draußen

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Ein Kommentar zu “State of the Union”

  1. Ich lese alle Eure Beiträge und gratuliere zu Wahl und
    Bearbeitung der einzelnen Themen.
    Auch die Redaktion unserer Hauszeitschrift im Mundus
    Mainz (Seniorenresidenz) äußerte sich begeistert über den Farbfleck
    Kommentar einer Großmutter von 80 Jahren

    Geposted von Edda Goetzke | February 2, 2010, 10:32 | Antworten

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