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Chokokola’j – die Geschichte der Schokolade

von Rebecca KruseFile:MEMBER OF THE DONALD DANNHEIM FAMILY WHO OPERATE A DAIRY AND ICE CREAM STORE. BOTTLING MILK IS THE MAJOR PART OF THE... - NARA - 558350.tif

London, 1657. Auf Geheiß von König Charles, dem Zweiten, wird in Bishopsgate, London, die erste Chocolaterie der Welt eröffnet, nachdem Christoph Kolumbus die Pflanze von seinen Amerika-Expeditionen auch nach England gebracht hatte, wie Samuel Pepys in seinen Tagebüchern berichtet. Zu dieser Zeit kostet das Pfund Schokolade noch 15 Shilling, sodass zunächst nur die Reichen Zugang zu der Leckerei haben. Auch die bald darauf folgenden Eröffnungen von Schokoladen-Cafés und -Geschäften in ganz Europa richten sich noch an eine wohlbetuchte Kundschaft. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts werden die Steuern auf Kakao gesenkt und die heiße Schokolade damit gleichzeitig mit Kaffee und Tee in der breiten Masse der Bevölkerung populär. Ebenfalls beginnt nun die industrielle Herstellung von Schokolade als Süßigkeit.

Doch woher kommt dieses Genussmittel überhaupt? Was sind die Ursprünge der süßen Nascherei, wie wir sie heute kennen und lieben, als Trost, als Belohnung oder einfach mal zwischendurch, gerade jetzt in der Adventszeit?

Die Herkunft der Schokolade ist natürlich genau da, wo der Kakao wächst – in Mittelamerika. Hier brauten die Mayas und Azteken ihre Tränke aus den Bohnen, gewürzt mit etwas Chilipulver. Der Ursprung des Wortes „Schokolade“ ist nicht genau geklärt und in Mexiko und Guatemala haben die verschiedenen Stämme viele unterschiedliche Dialekte gepflegt. Von der Sprache der Maya ist zum Beispiel „chocol haa“ überliefert, was in etwa so viel wie sauer oder bitter und Wasser bedeutet. Aus dem Aztekischen kommt parallel dazu „xocolatl“, was dasselbe meint. Darüber hinaus benutzen die Maya das Verb „chokokola’j“ – frei übersetzt „zusammen Schokolade trinken“ und „chicolatl“, „geschlagenes Getränk“. Durch die Schwierigkeiten der spanischen Eroberer, sich die Aussprache der Einheimischen anzueignen, wurde daraus auf umschlungenen Wegen das „chocolate“, das wir noch heute im Englischen, Französischen oder Spanischen finden können.

Für die Maya und Azteken war ihr Getränk heilig, kam es doch von den Göttern und war Zeichen der Fruchtbarkeit. Der Legende nach wurde der Kopf des Helden Hun Hunapher an einen toten Baum gehängt, der daraufhin auf mysteriöse Weise die Hülsen mit den Kakaobohnen ausbildete. Der Kopf kleckste in die Hand eines jungen Mädchen, das gerade vorbei kam, was magische Befruchtung symbolisierte. Aus diesem Grund wurde Schokolade bei den Verhandlungen und Vorbereitungen für Hochzeiten gerne serviert. Darüber hinaus trank man es bei (religiösen) Festen als Zeichen der Verehrung der Götter, insbesondere diente es dabei als Mittel der Reinigung für Kinder bei Zeremonien und als Grabbeigabe. Und so kam es, dass auch Hernan Cortéz bei seinem Eroberungszug durch die neue Welt auf das Getränk stieß und es seinem König mitbrachte, der es an seinem Hof in Spanien einführte.

Durch Händler aus dem Baskenland gelangte die Schokolade nach Frankreich und Deutschland und es kam 1585 zur ersten rein kommerziellen Expedition nach Mittelamerika. Bremen wurde unterdessen wichtigster Einfuhrhafen für das Gut aus den Tropen und Firmen entdeckten die Herstellung der Süßigkeit für sich, in Deutschland insbesondere Rausch und Hachez, aber auch kleinere Fabrikanten wie Sprengel. Ganz bedeutend wurde die europäische Schokoladen-Industrie aber durch die Schweiz geprägt, deren Ergebnisse legendär sind und rund um die Welt großen Absatz finden. Eine nicht kleine Rolle spielte dabei das von Lindt entwickelte Conchierverfahren, bei dem zum ersten Mal der Kakao ganz für sich wirken konnte, ohne mit viel Zucker, Honig, Milch, Haselnüssen oder anderen Zutaten versetzt zu werden.

In diesem Sinne einen frohen Schokoladen-Genuss ohne viele Gedanken an die körperlichen Auswirkungen – in der Anfangszeit wurde das Kakao-Produkt noch von Ärzten verschrieben und war in Apotheken erhältlich. Außerdem hat die moderne Forschung die blutdrucksteigernde Wirkungen von dunkler Schokolade bestätigt.

Foto: Flip Schulke, Wikimedia Commons

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 15. December 2013
Kategorie: Farbflecken

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