von Ira Welz
Am 11. März 2012 passierte das, was schon länger nicht nur von Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace befürchtet wurde: Es kam im Atomkraftwerk Fukushima Eins zu einer Kernschmelze und radioaktive Strahlung trat aus. Seitdem wird nicht nur die Natur und die Umwelt um Fukushima herum, sondern auch ganz Japan von dieser Strahlung belastet. Und auch die dort lebenden Menschen sowie die umfangreiche Tierwelt, in der es nun erschreckende und zugleich traurige Funde gibt, sind Tag für Tag der Strahlung ausgesetzt. So wurden im August diesen Jahres in der Insektenwelt Fukushimas schreckliche Funde gemacht, bei denen man an Schmetterlingen die ersten Mutationen feststellte.
 Verkümmerte Flügel und völlig kaputte Augen: Die mutierten Schmetterlinge der Art Zizeeria Maha sehen aus, als wären sie einem schlechten Gruselfilm entsprungen, aber leider ist dies die bittere Realität: Durch die atomare Strahlung, die bei dem Atomunglück freigesetzt wurde, mutierten die Schmetterlinge von Generation zu Generation mehr – und sind danach nicht wiederzuerkennen. Forscher in Japan untersuchten Schmetterlingslarven, die sich zu der Zeit des Unglücks gerade entwickelten, und stießen dabei auf die erschreckenden Ergebnisse. Schon in der ersten Generation der Schmetterlinge waren in zwölf Prozent der Fälle Mutationen nachzuweisen, in der zweiten Generation waren es sogar schon um die 18%, während in der dritten Generation bereits mehr als ein Drittel aller Nachkommen mutiert waren.
Aber das schreckliche Unglück zieht noch viel weitere Kreise, wie man nicht viel später herausfand. Nachdem die mutierten Schmetterlinge entdeckt worden waren, wurden auch tief im Meer Funde gemacht: Man wies bei Grünlingen (einem Fisch aus der Art der sogenannten Knochenfische) einen Cäsiumwert nach, der bis zu 258 Mal so hoch war wie der, der noch als völlig ungefährlich eingestuft wird.
Von einer Gefahr für Menschen wird derzeit aber trotzdem nicht ausgegangen, die Forscher der Universität in Fukushima warnen sogar davor, vorzeitig Schlüsse zu ziehen, es gebe keine Hinweise darauf, dass man von den Mutationen der Schmetterlinge auch auf andere Tierarten Rückschlüsse ziehen könne, geschweige denn auf Menschen, beschwichtigte auch Joji Otaki von der Universität Ryukyu.
Ob auch noch andere Tierarten durch atomare Strahlungen geschädigt wurden, ist also derzeit noch unklar, eines jedoch ist offensichtlich: Die Aufräumarbeiten in Fukushima werden wohl noch Jahrzehnte dauern, und bis die atomaren Strahlungen gänzlich verschwunden sein werden, werden noch viele, viele Jahre verstreichen, in denen Japan einen schrittweisen Atomkraftausstieg durchführen will in dessen Zuge es bis etwa 2040 seinen Anteil an Atomenergie auf 15% herunterschrauben will. Aber ob Japan je wirklich frei von Atomkraft sein wird, steht wohl noch für eine lange Zeit in den Sternen.
Bildnachweis: By Yu (benisuzume) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
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