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Wir hier drinnen

Das Wörterbuch, wo sich über das Schwäbische wundert

Bild: Ted Percival @flickr.com

Wörter. Was täten wir ohne sie? Wie würden wir unsere Kinder erziehen, unseren Sklaven befehlen oder gar die Tiefe unserer Gefühle ausdrücken? Welchen Sinn hätte das Leben denn dann noch? Natürlich, wir könnten leben wie die Steinzeitmenschen und auf alle Technik und Bequemlichkeit verzichten, aber wer würde das schon vorziehen?

Doch obwohl es doch erklärterweise eine einheitliche deutsche Sprache gibt, musste ich bei meinem Einzug in das Internat und damit in das exotische Schwabenland einige fremdartige Worte und Wendungen entdecken und erforschen.

So hatte ich mich zwar recht flink an den schwäbischen Akzent und das provisorisch angehängte   „-le“ gewöhnt, einige andere Gewohnheiten erschlossen sich mir jedoch nicht derartig zeitig. Ziehen wir also ein Beispiel heran. Dafür bietet sich wohl das Wort „spotzen“ an. Wie meine Recherche ergab, soll dies die Kombination von „spucken“ und „rotzen“ sein. Was auf den ersten Blick ordinär erscheint wird im Alltag völlig normal. Man flackt sich also auf sein Bett, schwallt so vor sich hin und versteht dabei jede dieser Vokabeln.

Doch es sind nun einmal nicht nur die einheimischen Begriffe, die Schwierigkeiten bereiten, sondern auch die simpel inflationär gebrauchten Ausdrücke. Als ich also zum ersten Mal als „MoF“ bezeichnet wurde, nahm ich dies zwar etwas verwirrt, jedoch nicht missgelaunt hin. Als ich mir allerdings nach den nächsten drei Malen in meiner immensen Genialität aus den jeweiligen Situationen erschlossen hatte, dass es wohl nicht „Makelloser, optimistischer Familienmensch„ bedeutet, wurde meine Begeisterung, so genannt zu werden, etwas gehemmt.

Ein weiteres Modewort, das man in meiner Heimat Nordrhein-Westfalen nicht kennt, ist „Schrank“. Hiermit ist selbstverständlich nicht das Möbelstück gemeint, sondern ein besonderst kräftig gebauter Mensch. Ich und meine Landsleute bevorzugten eher das Wort „Kante“, worüber die Südländer hier sich köstlich amüsiert haben, da eine Kante, wie sie sagen, ja eher flach ist. Aber ist ein Schrank nicht auch eckig und hat Türen? Diese Belustigung halte ich also nicht für gerechtfertigt.

Auch bei dem Thema Essen kann es zu Verständigungsschwierigkeiten kommen. Auch wenn Spätzle mir wohl bekannt waren, erschien mir das Wort „Blaukraut“ lange eine fremde Bezeichnung für Rotkohl. Doch da ich weder Blaukraut noch Rotkohl genießend essen kann, denke ich nicht, dass mir diese Unwissenheit oft im Wege stehen wird.

Anders liegen die Dinge bei der Bezeichnung für den Hefeteigmann. Dieser wird dort, wo ich herkomme, „Backsmann“ genannt, in den hiesigen Gebieten jedoch Dambedei und ich muss schon sagen, dass es frustrierend ist zu Nikolaus in keiner Bäckerei einen Backsmann zu bekommen.

Doch mögen manche Schwäbisch sprechen und andere Hochdeutsch, denn auch wenn die Dialekte sich in vielem unterscheiden, bleibt doch der Sinn der Rede gleich und solange man diesen versteht, sind keine großen Einschränkungen zu erleiden. In der Hoffnung, dass dies immer der Fall sein möge, wünsche ich allen Leserinnen und Lesern eine schöne Weihnacht und ein frohes neues Jahr.

 

PS: Kommentare bezüglich der grammatikalischen Falschheit des Titels und der Rechtschreibung des Wortes „besonders“ sind nicht erwünscht.

Von Anna Schweicher

 

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Quelle: derfarbfleck
Website: http://www.derfarbfleck.de/old
Autor: derfarbfleck
Veröffentlichung: 13. December 2010
Kategorie: Wir hier drinnen

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Ein Kommentar zu “Das Wörterbuch, wo sich über das Schwäbische wundert”

  1. Hey Anna,

    schöner Artikel :)
    Ich habe beim Titel schon andere Verbindungen geschlagen, bin aber positiv überrascht.
    Ich als Schwabe, bin in tiefes Schweigen gehüllt, anhand all der Wendungen die du hier vorbringst.. Ich hätte auch nicht bei allen gewusst, was sie zu bedeuten haben…

    Geposted von SebastianFarbfleck | December 13, 2010, 17:09 | Antworten

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