One struggle, one fight, Ende Gelände, Hambi bleibt! Mit dieser und mit vielen anderen Parolen zieht der bunt gemischte Demonstrationszug durch die Freiburger Innenstadt. Thema: Die Räumung des Hambacher Forstes und die drohende endgültige Abholzung. Von dem zu den ältesten Wäldern Deutschlands gehörenden Wald sind nur noch knapp über 100 Ha übrig, die der Energiekonzern RWE nun ebenfalls roden will, um an die im Boden gelagerte Braunkohle zu kommen.

Seit 2012 versuchen Aktivisten, die Rodung zu stoppen. Viele haben Baumhäuser gebaut, in denen sie nun seit mehreren Jahren (!) leben, nur, um den kleinen Rest Forst zu erhalten. Doch neben dem Aktivismus im Hambacher Forst gibt es auch in vielen weiteren Städten Demos – wie in Freiburg.

Die Demo ist recht spontan, doch trotzdem groß, von einer kleinen Studentengruppe organisiert, zwar angemeldet, die Route wird jedoch erst auf dem Weg festgelegt. An einer Kreuzung kann sich die Zugspitze nicht entscheiden. „Rechts!“ „Rechts ist nie eine Lösung!“ Gelächter. „Geradeaus!“ Geradeaus stehen mehrere Polizeiwagen. „Meinst du, die machen was?“ „Nee, komm, lass geradeaus.“ Schulterzucken, der Zug bewegt sich vorwärts, geradeaus. „Wir sind friedlich, was seid ihr?“, schallt es aus der Menge. Die Polizisten lachen, strecken die Daumen nach oben aus. Alles in Ordnung. Wir können weiter.

Diese Polizisten sind nichts im Vergleich zu den 4000 anderen, die seit etwa einer Woche rund um den Hambacher Forst stationiert und für die Räumung desselbigen verantwortlich sind. Das vielleicht Lächerlichste an der gesamten Aktion ist die offizielle Begründung, weshalb die Aktivisten den Wald verlassen sollen: Aus Brandschutzgründen und weil die Baumhäuser nicht dem gängigen Baurecht entsprechen würden. Kein Wunder, dass deshalb auch Plakate mit Aufschriften wie „Aus Brandschutzgründen muss das Kohlekraftwerk leider geschlossen werden“ bei der Demo vorhanden sind.

„Mit Braunkohle ist alles tot“, plakatiert ein Demonstrant im Sheepworld-Stil (Baum tot, Krabbelkäfer tot, Blümchen tot, ich tot, …). Andere machen auf die Klimawandel-Problematik im Allgemeinen aufmerksam. Lieder von den Atomkraft-Abschalten-Demos von vor einigen Jahren werden aufgefrischt und leicht abgeändert. Auch ein Stand der Grünen ist vertreten, der jedoch von einigen Demonstranten stark kritisiert wird („Unverschämt, dass die hier sind, wo doch die Grünen in NRW für die Kohle gestimmt haben.“).

Am Ende der Demonstration wird ein Solidaritäts-Foto gemacht, was an die Aktivisten im Hambacher Forst geschickt wird. Dann teilt sich die Menge rasch, nur einige Plakate bleiben hängen. Als ich am nächsten Tag zum Bahnhof laufe, flattert immer noch ein einsames Baumwolltuch im Wind:

„We are commiting suicide.“

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